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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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Stadt?“
    Nikolajs Kiefer spannte sich an, die Nasenlöcher blähten sich in einem tiefen Atemzug. Es schien ganz so, als hätte er gehofft, dass sie gerade diese Frage nicht stellen würde. Dennoch schien er entschlossen zu antworten. Ehrlich zu antworten. Mit fester Stimme sagte er: „Weil ich dir nahe sein wollte.“ Die Worte dröhnten unerwartet durch die Luft. Sie musste sie mühsam in sich aufsaugen. „Was soll … das heißen? 
Mir nahe sein?
Du hattest doch keine Ahnung, dass ich hier bin? Oder …?“
    Nikolaj beugte sich nach vorne über den Tresen. „Doch. Ich wusste, dass du hier bist. Genau aus dem Grund habe ich diese Wohnung gemietet.“
    Sie fühlte den bitteren Geschmack von Betrug in sich aufsteigen. Das nächste Gefühl – oder mehr, der nächste Impuls, der in ihr aufkam, war der, ihm eine Ohrfeige verpassen zu wollen. „Das kann nicht dein Ernst sein. Erst suchst du scheinbar sehr ambitioniert nach mir, findest mich endlich und dann meldest du dich nicht bei mir? Lässt mich weiterhin im Ungewissen? Lässt mich alleine? Und das sagst du mir jetzt grad mal so nebenbei? Was … Wieso …?“ Wut und Enttäuschung. Sie konnte nicht sagen, was mehr überwog.
    „Ich habe gesagt, dass ich dich nicht anlügen werde, wenn du mir eine Frage stellst.“
    „Ja, aber veralbern ist in Ordnung oder wie?“, fuhr sie ihm hitzig dazwischen.
    Er funkelte sie schwer atmend an. „Es gibt für alles einen Grund. Du hast mich noch nicht nach diesem hier gefragt.“
    Sie spielte mit dem Gedanken das leere Geschirr nach ihm zu werfen. Oder einfach alles, was sich werfen ließ und in Reichweite war. Ein deutliches Indiz dafür, dass sie nicht sie selbst war. Sie hatte bisher noch nie mit Geschirr um sich geworfen – oder den Drang dazu verspürt.
    Nikolaj ergriff erneut das Wort: „Fein … ich tue jetzt einfach mal so, als hättest du mich nach dem Grund gefragt, warum ich nicht zu dir gekommen bin. Der Grund ist, mir ging es nicht sonderlich gut. Ich war in keiner … guten Verfassung. Ich hätte dir mehr schlecht als gut getan. Ich war nicht mal für mich selbst gut. Ich wollte einfach nicht, dass du mich so siehst. Das hätte dir noch einen Schock fürs Leben verpasst. Wie hätte ich diese Verantwortung auf meine Kappe nehmen und damit leben können?“
    Er versuchte ganz offensichtlich die derben Fakten ins Lächerliche zu ziehen, um sie milder zu stimmen. Was sie jedoch keineswegs weniger entrüstet dreinblicken ließ.
    Erklärend fuhr er fort. „Ich wollte mich erst wieder fangen, bevor ich dich aufsuche und schreie „Hier bin ich“. Das war keineswegs leicht. Aber manchmal muss man Dinge tun, die anderen – Menschen, die einem nahe stehen und wichtig sind, nicht gefallen. Gerade, weil sie einem so wichtig sind.“
    Sie rieb einige ihrer Haarsträhnen zwischen den Fingern und ließ seine Worte und diese Neuigkeit auf sich wirken. Seit zwei verdammten Jahren hätte der bohrende Splitter in ihrer Brust zerbröseln können. Seit zwei verdammten Jahren hätte sie mit den ständigen Fragen um seinen Aufenthalt und sein Befinden aufhören können. Seit zwei verdammten Jahren hätte sie sich wieder ganz fühlen können. Vielleicht sogar schon früher. Sie hatte es nicht eilig die Stille zu brechen und er sah wohl ein, dass er nicht derjenige war, der die Option auf das erste Wort verdient hatte.
    Nach einer ausgiebigen Weile sagte sie mit fester Stimme: „Mir wäre es lieber gewesen, wenn du zu mir gekommen wärst. Ganz egal, in welcher Verfassung du gewesen bist. Ich hätte lieber gewusst, wie es dir geht und wo du bist, anstatt mich mit Unwissenheit begnügen zu müssen. Diese Entscheidung lag nicht bei dir … Du hättest sie mir überlassen müssen. Du hättest mich entscheiden lassen müssen, ob ich dich sehen will – und kann – oder nicht. Ob ich mit 
deiner Verfassung 
zurechtkomme oder nicht. Ich bin alt genug. Ich kann selbst entscheiden, was gut für mich ist und was nicht. Was ich ertrage und was nicht. Mach nicht das Gleiche mit mir, was meine Eltern getan haben: glauben, mich beschützen zu müssen, obwohl ich diejenige bin, die selbst am Besten weiß, was für mich gefährlich ist und was nicht. Mach das nie wieder. Versprich es mir, Nick!“ Sie sah ihm direkt in die Augen und ließ ihn den Ernst ihrer Worte spüren. Er sah nicht weg. Was sie in seinem Blick sah, war Reue und … Angst.
    Als Nikolaj das Wort ergriff, lagen beide Gefühle in seiner Stimme verborgen. „Ich

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