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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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Glück, den Männern entkommen zu sein? Die Leichen? Nicks unverhofftes Auftauchen? Seine Geheimnisse? Den Grund, warum er nicht zu ihr gekommen war?
    „Das kommt immer darauf an, was du als gut definierst.“
    Das war eine solch typische Antwort für Nikolaj. Augenblicklich hätte sie sie ihm am liebsten um die Ohren gehauen. Hätte er nicht wenigstens nur dieses eine Mal eine klare Aussage von sich geben können? Sodass sie nun nicht wie ein Unwissender da stand und sich selbst einen Reim darauf machen musste?
    Seufzend atmete sie mehrmals tief durch und versuchte sich selbst zu beruhigen: 
„Hab ein bisschen Nachsicht. Du hattest nicht gerade eine gute Nacht. Du solltest Verständnis für deine eigene verdrehte Verfassung haben – deswegen wirst du nichts bemerkt haben. Kümmere dich erst mal um dich selbst, sonst kannst du weder Nick noch irgendwem sonst helfen.“
    Sie löste den Blick von den Passanten, die den freien Wochentag für Einkäufe und Spaziergänge nutzten, und schlenderte Richtung Hauseingang. Kaum dass sie im zweiten Stock angelangt, die Wohnungstür erreicht und den Schlüssel ins Türschloss gesteckt hatte, wurde diese schon von der anderen Seite her aufgerissen. „Da bist du ja endlich! Ich hab mir Sorgen gemacht.“ Josh zog sie in die Wohnung und schloss die Tür. „Wer war dieser unverschämte Kerl? Ich hab ihm gesagt, dass ich mit dir sprechen will, aber er meinte nur, dass du im Moment Dringlicheres zu tun hättest, als dich mit mir zu unterhalten. Gwen, du hättest wirklich anrufen können.“
    Von diesem verbalen Frontalangriff unangenehm überrannt wäre sie am liebsten schnurstracks im Bad verschwunden. Doch sie glaubte nicht, dass Josh sie ohne irgendeine Erwiderung einfach dort verschwinden lassen würde. Daher sammelte sie sich und setzte zu einer Antwort an. Schon im nächsten Sekundenbruchteil wurde ihr bewusst, dass sie nicht wusste, wie sie sich eigentlich erklären sollte. Wenn sie die Sache mit der Fastvergewaltigung erzählen würde, die nun einmal Dreh- und Angelpunkt ihres Wiedersehens mit Nick und ihres darauffolgenden wortlosen Fernbleibens war, müsste sie auch sagen, was mit den Männern passiert war. 
Wie 
Nick sie losgeworden war. Oder konnte sie einfach sagen, dass er sie in die Flucht geschlagen hatte? Würde Josh das glauben? Würde sie es an seiner Stelle glauben?
    Ihr selbst käme es äußerst unglaubwürdig vor, dass ein einzelner Mann zwei andere so einfach in die Flucht schlug – und das ohne Gewalt. Menschen, und im Fall der Männer vom Alkohol benebelte und eingelullte Menschen, die nicht vor einer Vergewaltigung zurückschrecken, lassen sich wohl nicht mal eben von einem dahergekommenen goldenen Ritter davonjagen. Doch das mit dem Mord wollte sie Josh auf keinen Fall erzählen. Sie 
konnte 
es ihm auf keinen Fall erzählen. Josh war Staatsanwalt. Er würde einen Mord nicht so einfach auf sich beruhen lassen. Sie musste Nick schützen. Sie musste den Mord decken. Bei diesem Gedanken drehte sich ihr der Magen um. 
Einen Mord decken?
Das konnte nur ein schlechter Scherz sein. 
    War es denn wirklich Mord gewesen? Sie hatte bisher nicht näher über diesen Teil der Nacht nachgedacht. Die plötzliche Forderung, sich unfreiwillig damit befassen zu müssen, ließ sie in ein unominöses Loch voller Unbehagen und Schwindel fallen.
    „Gwen? Was ist passiert?“ Josh strich ihr über das Haar und ließ die Hand in ihrem Nacken verweilen. „Du siehst müde und bleich aus. Hat dein 
Freund 
dich irgendwie belästigt? Wer ist der Kerl eigentlich? Und warum hast du mir nicht Bescheid gegeben, dass du nicht nach Hause kommst?“
    „Tut mir wirklich leid, Josh. Ich … ich habe mich nicht gemeldet, weil ich es vergessen habe.“
    Er bedachte sie mit einem ungläubigen und irritierten Gesichtsausdruck.
    „Auf dem Heimweg vom Krankenhaus habe ich Nick, meinen besten Freund aus Kindertagen wieder getroffen. Wir haben uns vor Jahren aus den Augen verloren, konnten uns damals nicht mal mehr verabschieden. Als er plötzlich und unverhofft vor mir gestanden hat, war ich ganz aus dem Häuschen. Genau wie er. Ich hab mich einfach so gefreut, dass ich nicht dran gedacht habe dich anzurufen oder dir zu simsen. Wir haben uns die ganze Nacht unterhalten und wahrscheinlich hab ich mich auch aus einem leichten Schwips heraus nicht bei dir gemeldet.“
    Josh sah sie mit skeptischer Miene an. „Wir haben mit ein paar Gläsern Bourbon auf unser Wiedersehen angestoßen“,

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