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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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kleine Mädchen, eingehüllt in dicke Bärenfelle und große, weiße Atemwolken, schien wunschlos glücklich zu sein auf seinem sicheren Platz im hinteren Teil von Jacobs selbst gebautem Schlitten. Ihre Mutter hingegen ... Während Scully noch ein allerletztes Mal die vier geborgten Maultiere begutachtete, um sich zu vergewissern, dass sie fit waren für die zehn Meilen über Eis und Schnee, saß Evangeline stocksteif da und suchte mit ihren Blicken die nähere Umgebung nach Wölfen, Banditen und Indianern ab.
    Scully lächelte im Stillen, als er das Vorderbein eines Maultiers anhob, um sich den Huf von unten anzusehen. Das Tier war etwas schreckhaft, seit sie es aus dem Stall geholt hatten, und Scully konnte nicht riskieren, dass es zu lahmen begann, wenn sie mitten in der Wildnis waren, wo er und seine beiden Schützlinge vielleicht erfrieren würden.
    Der Maulesel stieß ihn hart gegen die Schulter, als ob er protestieren wolle.
    »Ruhig, mein Junge«, sagte er, obwohl ihm klar war, dass der Befehl wahrscheinlich nicht viel nützte. Ein Esel blieb ein Esel; es wäre dumm gewesen, von dem Tier ein anderes Verhalten zu erwarten.
    »Alles in Ordnung, Mr. Wainwright?«, rief Evangeline von irgendwo unter der Kapuze ihres dicken Wollumhangs.
    Er seufzte und ermahnte sich im Stillen, dass die Frau ein Greenhorn war und dazu auch noch ein Yankee. Der Westen war für sie fremd und beängstigend, was eigentlich nur bewies, dass sie Verstand besaß. Er fragte sich, ob sie wohl auf der Stelle zur Station zurückkehren würde, falls er sie bat, ihn mit seinem Vornamen anzusprechen. Wenn die Leute ihn »Mr. Wainwright« nannten, brauchte er immer ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass sie ihn und nicht irgendjemanden in der Nähe meinten.
    »Alles bestens, Ma'am«, erwiderte er.
    Jacob und June-bug standen frierend in der Eingangstür der Postkutschenstation und winkten. »Passt gut auf euch auf!«, rief June-bug.
    Scully hob grüßend eine Hand, bevor er neben Mrs. Keating in den Schlitten stieg und die Zügel nahm. Sie rief den McCaffreys ein unsicheres »Vielen Dank für alles« zu und richtete den Blick auf die Wildnis, die vor ihnen lag. Der Weg, soweit er überhaupt als solcher zu bezeichnen war, war vollkommen zugeschneit, aber der Schnee war über Nacht gefroren, und die Sonne tauchte die Landschaft in ihr helles Licht.
    Nachdem Scully sich die Zeit genommen hatte, seinen Hut zurechtzurücken und die unendliche Weite der Landschaft, die sich vor ihnen erstreckte, zu bewundern, setzte er die Maultiere mit einem Zügelklatschen in Bewegung. Sein Hengst würde bei den McCaffreys bleiben, bis Scully in ein paar Tagen den Schlitten und die Maultiere zurückbrachte.
    Eine Zeit lang kostete es ihn große Mühe, die sturen Tiere in Bewegung zu halten; die Maulesel wären lieber in ihrem warmen Stall geblieben, wo es Schutz und Futter gab, und Scully konnte es ihnen nicht verübeln. Die Fahrt würde für sie alle mühsam werden, für Mensch und Tier, aber ihnen blieb nichts anderes übrig, als sie hinter sich zu bringen. John Keating würde erwarten, dass seine aus Philadelphia angereiste, zukünftige Frau schon auf der Ranch war, wenn er im Frühling aus Mexiko zurückkehrte, und als Big Johns Freund und Partner fühlte Scully sich verpflichtet, seine Interessen wahrzunehmen. Was allerdings nicht bedeutete, dass es ihn nicht etwas verstimmt hätte, dass Big John die Frau und das kleine Mädchen hatte herkommen lassen und dann beschlossen hatte, zu verschwinden.
    Klar, die Herde musste ergänzt werden, aber es wäre sinnvoller gewesen, Scully zum Einkaufen zu schicken und für den langen Heimweg nach Montana Treiber anzuheuern, damit Big John auf der Circle JW bleiben konnte, um selbst auf seine Braut und Stieftochter zu warten. Scully schätzte Big John Keating wirklich sehr, aber manchmal fragte er sich, ob die Aussicht, nach all den Jahren, in denen er allein gelebt hatte, noch eine Frau zu nehmen, ihn nicht vielleicht dermaßen eingeschüchtert hatte, dass er die Reise nach Mexiko als Vorwand für eine Flucht genutzt hatte.
    Wieder seufzte er. Evangeline war eine hübsche Frau - und klug genug, um mit den unvermeidlichen Härten des Lebens hier zurechtzukommen. An Big Johns Stelle wäre er überglücklich gewesen, eine solche Gesellschaft abends am Kamin zu haben, ganz zu schweigen von den anderen Vorzügen, die eine Ehe mit sich brachte.
    »Wie weit sind zehn Meilen?«, fragte das kleine Mädchen aus dem hinteren Teil

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