Wenn das Glück dich erwählt
optimistisch, dass sie lachen musste.
Lachend breitete sie die Arme aus und drehte sich einmal im Kreis. »Ja!«, schrie sie. »Ja, ja, ja!«
Die Trauung fand noch am selben Nachmittag statt, vor dem Kamin der Springwater-Station, und Jacob McCaffrey nahm ihnen die Gelübde ab. Eine tränenreiche June-bug diente ihnen als Trauzeugin, wie Big John und auch die schöne Tessa, die ihre staubigen Reisesachen inzwischen gegen ein zerknittertes Kattunkleid aus einer ihrer Satteltaschen ausgetauscht hatte. Abigail stand während der kurzen Zeremonie auf einem Stuhl links neben Evangeline und verfolgte die Vorgänge so enthusiastisch, als ob sie selbst die Braut wäre.
Dies alles war wie ein Traum für Evangeline, schließlich hatte sie damit gerechnet, einen völlig anderen Mann zu heiraten. Gott und das Schicksal hatten jedoch eingegriffen, und als Jacob die Zeremonie beendete, war sie Scullys Frau. Der Kuss ihres Bräutigams war ein ziemlich sittsamer, da sie schließlich nicht allein waren, aber das Versprechen, das Evangeline darin erkannte, löste ein wohliges Erschauern in ihr aus.
Errötend wandte sie sich zu den applaudierenden Hochzeitsgästen um, während Scully nach Abigail griff und sie auf seine Hüfte hob. Evangeline küsste ihre Tochter auf die Stirn.
»Ist Scully jetzt mein Papa?«, fragte die Kleine und schaute mit großen Augen ihre Mutter an.
Scully umarmte Abigail, setzte sie wieder ab und hockte sich vor sie hin, um in ihr ernstes kleines Gesicht zu schauen. »Du bist mein kleines Mädchen«, sagte er. »Du hattest vorher einen anderen Daddy, und den darfst du nie vergessen, weil das nicht richtig wäre. Er wird immer ein Teil von dir sein. Aber wenn du mir erlaubst, ihn als dein Papa zu vertreten, wäre ich sehr stolz.«
Abigail strahlte, während Evangeline ihre Tränen mit dem nach Lavendel duftenden Taschentuch abtupfte, das June-bug ihr in die Hand gedrückt hatte. Abigail küsste Scullys frisch rasierte Wange. »Einverstanden«, stimmte sie mit ernster Miene zu. »Aber du darfst mir nicht den Po versohlen. Nicht einmal, wenn ich sehr, sehr böse war.«
Scully lachte und hob die Hand, als wolle er einen feierlichen Eid ablegen. »Niemals, das schwöre ich.« Daraufhin reichte Abigail ihm ihre Hand und sie besiegelten die Abmachung.
Danach wurde ihnen von allen Seiten herzlich gratuliert - Evangeline nahm all die vielen fremden Leute gar nicht richtig wahr -, und wieder war es für sie, als ob sie sich in einem Traum bewegte. Big Johns laute Stimme dröhnte durch die ganze Postkutschenstation; er klopfte Scully auf die Schulter und gab Evangeline einen Kuss auf ihre Wange. Obwohl sie seine Ankunft so gefürchtet hatte, stellte sie fest, dass Charles' Cousin ihr sehr sympathisch war, und sie hoffte, dass er und Tessa noch viele glückliche Jahre miteinander verbringen würden.
Die Nachricht von der Heirat verbreitete sich wie ein Buschfeuer in der näheren Umgebung, und von überallher trafen Leute ein, um an der Feier teilzunehmen, die jetzt beiden Paaren galt. Alle trugen ihre beste Sonntagskleidung, und eine der vielen Siedlerfamilien, Tom und Sue Bellweather, kam mit ihrer kleinen Tochter, Kathleen, die nun ein knappes Jahr älter war als Abigail. Trey Hargreaves kam vorbei, um Scully zu gratulieren, und auch er brachte seine Tochter Emma mit. Das Kind hatte wunderschöne braune Augen, ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen und Haar, das so schwarz war, dass es fast bläulich schimmerte.
Abigail war entzückt; nun hatte sie nicht nur Scully als Vater, sondern in Emma Hargreaves und Kathleen Bellweather auch noch Freundinnen gefunden. Sie war nur leicht enttäuscht, dass Emmas Name nicht Elisabeth war, wie sie sie bei sich genannt hatte. Aber immerhin begann der Name auch mit einem »E«, bemerkte sie zu ihrer Mutter.
Jemand brachte eine Fiedel, und dann begann der Tanz. Evangeline wirbelte mit Scully durch den Raum, mit Jacob, mit Big John, und dann wieder mit Scully, und ihr Puls schien die ganze Zeit über im Rhythmus der Musik zu pochen. Danach gab es Kuchen, dank June-bug, die ihn rechtzeitig gebacken hatte, aber Evangeline brachte keinen Bissen herunter. Sie glaubte ohnehin bereits zu platzen - vor Liebe, Glück und jener seltsamen inneren Erregung, die von der Gewissheit kam, dass sie jetzt zu Scully gehörte, und er zu ihr, für immer und ewig, bis an das Ende ihrer Tage.
Für immer. Was für schöne Worte das waren.
Vor Sonnenuntergang machten die Gäste sich bereit
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