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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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kein Vorwurf in ihren gütigen Augen, nur Sorge und Bekümmerung. »Ach, Kindchen«, sagte sie. Sie änderten nichts, diese simplen Worte, und dennoch trösteten sie Evangeline ein wenig. Es war gut, jemanden zu haben, der Bescheid wusste, mit dem sie reden konnte. Jemand, dem ihr Wohl am Herzen lag.
    »Scully will die Ranch verlassen«, fuhr Evangeline unglücklich fort, nachdem sie und June-bug sich auf eine der Bänke gesetzt hatten, die die Tische säumten. »Er will seinen Anteil an der Ranch und dem Vieh an Big John verkaufen und irgendwo weit fort von hier einen neuen Anfang machen.«
    »Ich denke, das wird das Beste sein«, bemerkte June-bug traurig. »Aber es kann einem natürlich auch das Herz brechen.«
    Genau, und Evangeline hätte es ihr mit ihrem eigenen beweisen können.
    Am Tag darauf, etwa um die Mittagszeit, kam Scully nach Springwater zurück. Einer von Big Johns Viehtreibern sei erschienen, während er auf der Ranch gewesen war, berichtete Scully, und sei dort zurückgeblieben, um die Tiere zu versorgen. Den Berichten des Besuchers nach lagen Big John, die anderen Treiber und eine Herde von tausend Rindern nur etwa eine knappe Woche hinter ihm.
    Eine Woche, dachte Evangeline bestürzt.
     
    Nur fünf Tage waren vergangen, Tage, in denen Evangeline sich beschäftigt hatte, indem sie June-bug bei der Zubereitung der Mahlzeiten für die Kutschenpassagiere half, die jetzt wieder regelmäßig eintrafen, als das erste Anzeichen der Herde am Horizont erschien. Scully hatte in der Zwischenzeit seine Mustangs an Jacob verkauft und ihm bei der Arbeit auf der Station geholfen, wobei er darauf achtete, Evangeline so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Wann immer er ein wenig Zeit erübrigen konnte, ging er auf die Jagd.
    Sie fühlte sich dadurch gekränkt und sehr allein gelassen, obwohl sie wusste, dass Freundlichkeit und Interesse von Seiten Scullys ihre Lage höchstens noch verschlimmert statt gebessert hätten.
    Obwohl die Erde noch immer feucht und schlammig war und die sommerliche Hitze noch viele Wochen weit entfernt, wirbelte die herannahende Herde große Staubwolken am Horizont auf. Sie Heß die Erde erbeben wie früher die Büffelherden, erzählte Jacob, früher, in den alten Tagen, als es noch genug von diesen Tieren gab und ihr Muhen und Brüllen über viele Meilen weit zu hören war.
    Evangeline wappnete sich für die Ankunft des Mannes, den sie zu heiraten versprochen hatte. Abigail, die offenbar nie auf die Idee gekommen wäre, dass Big John zu akzeptieren bedeutete, Scully zu verlieren, war außer sich vor Freude und Erregung. Sie konnte es kaum erwarten, die Rinder aus der Nähe zu sehen, und fragte Scully mindestens ein Dutzend Mal, ob Big John sie wohl auf einem dieser Tiere reiten lassen würde.
    Scullys ruhiges, geduldig wiederholtes »Nein« vermochte nicht das Geringste an ihrer Begeisterung zu ändern.
    Endlich erschienen dann die Rinder und die Cowboys, und eine hektische Aktivität begann. Die Tiere brüllten wie Seelen, denen die ewige Verdammnis drohte, die Männer schrien sich heisere Flüche zu, die genügten, um sie auf direktem Wege in das Vorzimmer des Teufels zu befördern. Scully ging sofort hinaus, um Big John und die anderen Männer zu begrüßen, aber Evangeline blieb zurück und umklammerte so fest das Fensterbrett, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.
    »Hast du ihn gesehen?«, fragte sie June-bug mit leiser und beklommener Stimme.
    Die ältere Frau, die neben sie getreten war, schüttelte den Kopf. »Ich denke, dass er ganz am Schluss der Herde reiten wird.« Sie kniff die Augen zusammen. »Viel ist nicht zu erkennen, nicht? Aber Big John ist trotzdem schwer zu übersehen - wir hätten ihn eigentlich längst erkennen müssen.«
    Der Staub war unglaublich, er stieg so hoch auf, dass er die Sonne verdüsterte und Männer und Tiere wie Statuen aussehen ließ, die sich im Zentrum eines Wirbelsturms bewegten.
    »Ich will hinausgehen!«, rief Abigail aufgeregt. »Ich will die Tiere sehen!«
    Evangeline, die an scharfkantige Hufe dachte und Cowboys, die es nicht gewohnt waren, kleine Mädchen um sich zu haben, schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall«, erwiderte sie streng.
    Abigail schob trotzig ihre Unterlippe vor. »Scully ist dort irgendwo«, beschwerte sie sich in einem quengeligen Ton. »Bei Scully kann mir nichts geschehen.«
    »Nein«, wiederholte Evangeline entschieden. »Du bleibst hier, und damit basta.« Falls es zu einem Wettbewerb in Starrsinn kommen

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