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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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und die andere, wer immer es ist, die Tür der benachbarten Kabine schließt und sich mit einem Seufzer setzt. Gleich darauf ertönt das scharfe Zischen von Urin. Sie verlässt ihre Kabine, geht zum Waschbecken, fängt mit hohlen Händen etwas Wasser auf und spült ihren Mund aus. Sie wollte, sie hätte eine Zahnbürste oder wenigstens Pfefferminzpastillen, und nimmt sich vor, auf dem Weg zum Büro in einem der Geschäfte dort unten welche zu kaufen, und sie hätte gern kurz ihre Haare geordnet und etwas Lippenstift aufgelegt, wagt es aber nicht, denn die andere Frau reißt bereits geräuschvoll Toilettenpapier ab, und sie will nicht gesehen werden. Nicht jetzt. Nicht nachdem sie sich gerade übergeben hat. Und so geht sie hinaus und die Außentreppe hinunter. Sie wird sich auf der Toilette im Büro frisch machen und sich unterwegs eine Cola und vielleicht eine Tüte Cracker kaufen, um ihren Magen zu beruhigen. Und Pfefferminzpastillen, auf jeden Fall Pfefferminzpastillen.
    Unterhalb des Restaurants, auf der Promenade, die am Yachthafen entlangführt, ist ein Laden für Touristen, in dem es alles mögliche gibt, von Tabletten gegen Seekrankheit, Sonnencreme und billigen Strohhüten für die Whalewatcher über Postkarten, T-Shirts und kitschige Puppen für die Landratten bis hin zu Softdrinks, Kaffee, fix und fertig verpackten Sandwiches, Cracker, scheibenweise eingeschweißtem Käse, Pfefferminzbonbons, Süßigkeiten, Zeitungen und dem ganzen Kram, den jeder täglich braucht. Sie will gerade hineingehen – ein Rudel metallisch glänzender Ballons, in papiernem Rot aus einer Styroporkugel sprießende künstliche Mohnblumen, Bügel mit wie zum Trocknen aufgehängten T-Shirts –, als sie innehält. An einem der weißen Plastiktische vor dem Laden sitzt, mit dem Rücken zu Alma, eine junge Frau, und das gleichmäßig kupferrot gefärbte Haar hängt ihr in Dauerwellen über Schultern und Rücken. Ist das nicht Alicia? Was macht sie hier? Mittagspause? Alma sieht auf die Uhr. Um halb elf?
    Noch während sie überlegt, was sie tun soll – Ist es wirklich Alicia? Will sie sie wirklich zur Rede stellen, sie zusammenstauchen und fragen, warum sie während der Abwesenheit ihrer Chefin nicht im Büro ist, die Post öffnet und Anrufe entgegennimmt, Herrgott noch mal? –, verändert sich das Licht, als hätte jemand die Hand über die Linse einer Kamera gehalten, und ein Mann tritt rückwärts durch die Tür ins Freie, in den Händen ein Papptablett mit zwei Bechern Kaffee und einer Schachtel Doughnuts mit Puderzucker. Den kennt sie doch, oder? Der Ohrring, der Spitzbart, die Überraschung beim Anblick dieser blauen Augen im Gesicht eines Latinos – jedenfalls teilweise Latino oder Chicano oder Mestize oder wie immer man es nennen soll –, aber wer …?
    Und dann fällt es ihr wie Schuppen von den Augen. Denn in diesem Moment erkennt er sie, und im selben Moment weiß sie, wer er ist, die Erinnerung kommt wie ein Blitz, und Alicia sieht sich über ihre Schulter nach ihm um. Alicia, deren Miene erstarrt, deren Blick sich zurückzieht. Alicia, die in sich zusammensinkt. Die entlarvte Alicia. Während er – Wilson, so heißt er, Wilson – ganz ungerührt ist. Er schlendert zum Tisch, stellt das Tablett ab und blickt zurück zu Alma, die wie angewurzelt an der Tür des Ladens steht, in dem sie Cola, Cracker und Pfefferminzpastillen erwarten. Dann lächelt er sie an, so lässig, als würde er für ein Foto posieren – es ist ein schönes, vollmundiges, fröhliches Lächeln, als wären sie die besten Freunde der Welt –, rückt seinen Stuhl langsam neben den von Alicia, legt den Arm um sie und zieht sie an sich.

PRISONERS’ HARBOR
    Er ist zu Hause, in seinem Sonnenzimmer, wie er es gern nennt, blickt von der Morgenzeitung auf und sieht den Männern zu, die auf den vertrockneten Überresten seines Rasens neue, dicke Soden verlegen. Er ist bei der ganzen Sache mit sich im Konflikt: Rasenflächen sind schlecht für die Umwelt, ja, aber er muss auch an den Werterhalt des Hauses, seines Hauses, denken und hat zwei Angebote von Betrieben abgelehnt, die die Sache mit der Herbizidkeule erledigen wollten, und statt dessen diese Leute angeheuert, Amigos von Wilson, die erst mal alles umgegraben und dann Plastikfolien verlegt haben, um das Unkraut kleinzuhalten. Jedenfalls sah der alte Rasen, den er 1993 zusammen mit dem Haus gekauft hat, schon ziemlich zerfressen aus. Jetzt, mit den neuen Soden – sie haben schon zwei lange Bahnen

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