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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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ausgerollt wie Teppiche –, wird er einen perfekten, sattblaugrünen Kentucky-Rasen aus einem von diesen Hochglanz-Magazinen haben und braucht nicht mal zu warten, bis er eingewachsen ist. Und es ist keine Frage der Eitelkeit oder der Konkurrenz mit den Nachbarn oder so, es geht vielmehr um den Schutz seiner Investition, denn sein Haus ist die beste Investition, die er je getätigt hat: ein Schmuckstück im Missionsstil, auf einem Hügel gelegen, zweistöckig, mit geschnitzten Balken in den Wohnräumen und feinsten schmiedeeisernen Gittern, wohin man auch blickt, fast vierhundertfünfzig Quadratmeter Wohnfläche auf sechstausend Quadratmetern Grund und jetzt, zwölf Jahre nachdem er es gekauft hat, viermal soviel wert wie damals. Er hätte es nicht besser machen können, wenn er in eine Goldmine investiert hätte.
    Das Sonnenzimmer ist im ersten Stock und liegt nach Süden, und sein Blick geht über die gebeugten Rücken der drei Mexikaner – zwei haben weder Hut noch Mütze, der dritte trägt eine nicht mehr ganz weiße Baseballkappe, auf die er mit schwarzem Filzstift El Jefe geschrieben hat –, über die verputzte Mauer an der Straße und das Dach des Hauses gegenüber auf das fünf Blocks entfernte Meer. Heute – es ist Ende Oktober, und die Luft ist klar und frisch – kann er bis nach Santa Cruz sehen, der unter ihm ausgebreitete Santa-Barbara-Kanal ist wie ein friedlicher kleiner Teich, und die Ölplattformen entlang der Küste sehen aus wie Trittsteine. Um diese Jahreszeit kann der Wind da draußen natürlich jederzeit auffrischen, so dass das Meer im Handumdrehen gefährlich wird, das weiß jeder, und wenn Anise nicht bald auftaucht, wird er sie anrufen und daran erinnern müssen. Aber der Wetterbericht hat leichten bis mäßigen Wind vorausgesagt, und er versucht, sein Verhalten zu ändern, nicht mehr alles kontrollieren zu wollen, nicht mehr so schnell zu explodieren. Sie wird schon noch kommen, denkt er, schiebt sich einen Löffel Müsli in den Mund und sieht, wie das leise Gerücht einer Brise durch die Blätter der Bäume an der Straße streicht.
    Ihre Mutter Rita ist in der Stadt, hergeflogen von Port Townsend, Washington. Ihm ist das zwar ziemlich egal, aber Anise nicht, ganz und gar nicht, und wenn sie kommen, falls sie kommen, falls sie alles geregelt kriegen und begreifen, dass die Winde den Kanal regieren und die Sonne zu dieser Jahreszeit früh untergeht, wird er mit ihnen in seinem BMW hinunter zum Yachthafen fahren, an Bord der Paladin gehen und einen Tagesausflug zur Insel machen. Zum Vergnügen. Um mal einen Tag nicht vor dem Büro des Park Service herumzulaufen und – ein durchaus willkommener Nebeneffekt – um die Grenzen der Autorität des Park Service auszuloten: Die Insel ist offiziell für alle Besucher gesperrt, denn das große Schlachten soll im geheimen erfolgen.
    Aber schon der Gedanke daran bringt ihn in Rage. Er wirft den Löffel in die Schüssel, schiebt die Zeitung weg, Milch spritzt, der Rattantisch erzittert, und dann ist er auf den Beinen, geht auf dem Terrakottaboden auf und ab, denn er kann nicht sitzen, essen, lesen. Die Hunde spüren seinen Ärger, springen von ihrem Lager in der Ecke auf und kommen zu ihm, ihre Schwänze schlagen an die knochigen Beine, doch er lässt sich nicht beschwichtigen. Es ist, als hätte tief in ihm ein Hammer zugeschlagen: Mit einemmal lodern Hass, Wut und Frustration aus seinem Bauch empor bis zu den Haarwurzeln, so dass sie schmerzen, ja, tatsächlich schmerzen. Jede Klage, die er eingereicht hat, ist abgelehnt worden, weil die Richter für das System arbeiten, und das System ist der National Park Service. Und jetzt haben sie mit ihrer typischen Anmaßung die Insel gesperrt, ganz gleich, was das Volk will, ganz gleich, wie viele Petitionen sie bekommen und wie viele Demonstranten vor dem Gebäude stehen, denn sie glauben, dass niemand über den Kanal fahren wird, wenn die See rauh ist. In den Zeiten der Bürgerrechtsbewegung konnte man sich in einen Bus setzen und nach Mississippi fahren, in den Zeiten des Vietnamkriegs konnte man die Leute in Wagen, Bussen, Zügen und Flugzeugen nach Washington bringen. Hier nicht. Und das wissen die genau. Diese Mistkerle.
    In diesem Augenblick – die Arbeiter rollen den Rasen aus, der Wind streicht durch die Bäume, und seine Gedanken stehen in Flammen – sieht er Anises Wagen und ihren hübschen, weißen, nackten Arm, den sie ausstreckt, um den Code einzugeben, damit das Tor beiseite rollt und sie

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