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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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gibt. Sie braucht einen Augenblick, um es einzustellen, und geht ein wenig in die Knie, um das Schaukeln auszugleichen. »Ich weiß nicht«, sagt sie, »ob da ein gelber Fleck ist oder ob ich mir das einbilde.«
    Von da, wo er sitzt, kann er nur einen Haufen verrosteter Farmgerätschaften sehen, die der Park Service vom Haus heruntergeschleppt und im hohen Gras oberhalb der Flutlinie hat liegenlassen. Wahrscheinlich wollten sie das Zeug ganz wegschaffen und die Bucht ordentlich aufräumen, aber dann hätten sie einen Kran holen und alles auf einen Lastkahn verladen und zum Festland bringen müssen, und so hat irgendein Genie vom Park Service beschlossen, den ganzen Schrott einfach zu einer Kuriosität zu erklären, zu einem historischen Artefakt, einer Erinnerung an die Zeiten, als Leute wie Anises Mutter hier Schafe gezüchtet haben. Vielleicht könnte er in dem Haufen etwas entdecken, das einst ein Jeep gewesen sein könnte, doch er müsste seine Phantasie bemühen, um aus den verbogenen Metallteilen eine Karosserie zu formen, und ist zu sehr damit beschäftigt, das Fernglas auf diesen oder jenen Punkt zu richten und Ausschau nach Amtspersonen, Jägern, Gewehren, Hunden, Hubschraubern zu halten, um der Sache mehr als nur flüchtige Aufmerksamkeit zu schenken.
    Er beschließt zu ankern und das Beiboot zu Wasser zu lassen. Was können sie schon tun – ihn erschießen? Er sieht niemanden, nichts, keine Bewegungen außer denen der Ufervögel, die tun, was sie immer tun, und als Farbflecken auf flinken Füßen umherrennen. Der Außenbordmotor springt beim ersten Versuch an, und im nächsten Augenblick reiten sie auf einer langen, glatten Welle in Richtung Pier. Anise und ihre Mutter sitzen wie festgeklebt am Bug, die Gesichter angespannt vor Erwartung, und für einen Augenblick sieht er sie beide als Kinder, als Pfadfinderinnen vielleicht, und das hier ist ihr Ausflug mit Lagerfeuer und Rückkehr zur Natur. Natürlich ist da ein Schild an der Pier, genau da, wo die Touristenboote anlegen, um die Leute aussteigen zu lassen, und es verkündet, was sie ohnehin schon wissen. AUF VERFÜGUNG DER REGIERUNG DER VEREINIGTEN STAATEN: INSEL FÜR ALLE BESUCHER GESPERRT / JEDES ANLANDGEHEN BIS AUF WEITERES UNTERSAGT.
    Aber sie sind jetzt da, keine zehn Meter entfernt. Anise hat Einwände – »Vielleicht sollten wir lieber doch nicht … « –, aber ihre Mutter sagt mit sanfter, überredender Stimme: »Was ist schon dabei? Ich meine, hörst du irgendwelche Schüsse? Siehst du irgend jemand? Wir könnten doch einfach … Ich will bloß die Erde unter meinen Füßen spüren. Fünf Minuten. Mehr nicht.«
    Und er denkt: Diese Scheißkerle . Und schiebt die Pinne von sich weg, so dass der Bug abrupt herumschwenkt und auf den Strand zielt. Er hebt die Stimme, um das Röhren des Motors zu übertönen, und ruft: »Wenn wir am Strand landen, können wir sagen, wir hätten das Schild nicht gesehen.« Gischt stiebt auf. Er nimmt das Gas weg und klappt den Propeller hoch, der flache Kamm einer Welle trägt sie an den Strand, sie spüren ein langgezogenes Beben und hören das Knirschen des Sandes unter dem Boot, und alles glänzt nass: Muscheln, Steine und die winzigen Krabbeltiere, die in der Brandungszone leben.
    Agil und gelenkig ist Rita bereits hinausgesprungen und zerrt an dem geflochtenen gelben Nylonseil, um das Boot weiter auf den Strand zu ziehen. Anise folgt ihr, und dann ist auch er auf dem Strand, und zu dritt schieben sie das Schlauchboot über den Sand.
    »Mensch«, sagt Rita, die Hände in die Hüften gestemmt und nicht mal außer Atem, »seht euch das an!« Was sie sieht, liegt zwanzig Jahre und mehr zurück, doch was er sieht, ist das beinahe zwei Meter breite Schild am Strand, ein Zwilling des Schildes an der Pier, aus demselben Metall wie ein Straßenschild, und noch bevor er das nächste und dann das übernächste Schild bemerkt, fragt er sich, ob die wohl von Sträflingen in Soledad oder so hergestellt worden sind. Wenn ja, dann ist es eine seltsame Verknüpfung, dass diese Schilder hinter Gittern gemacht werden, um den Zutritt zu einem Ort zu verbieten, an dem es keinerlei Gitter gibt.
    Rita ruft etwas, Anise folgt ihr den Hang hinauf zum Haus, das von hier aus gerade eben zu sehen ist, etwa fünfhundert Meter entfernt, weiße Lehmziegelwände, grüne Dachziegel, und die Sonne wirft ihre Speere – und in diesem Augenblick kommen die beiden Volltrottel in Park-Service-Uniformen aus dem Haus gerannt. Er ist überrascht,

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