Wenn das Schlachten vorbei ist
hoffte, dass die Seeadler die Steinadler in Schach halten würden und diese keinen Anreiz mehr hätten, auf der Insel zu brüten, wenn die Schweine erst ausgerottet wären.
Die Frage, die an dieser Stelle jeder stellte, die Frage, die Dave LaJoy unablässig und bei jeder Gelegenheit stellte, in der Presse oder auf dem Parkplatz, die Frage, die auch ihre Mutter bewegte, lautete: »Warum könnt ihr die Schweine nicht lebend fangen? Und sie dann, ich weiß nicht, an irgendwelche Bauern verschenken? Oder schlachten? Denk doch mal an all die hungrigen Menschen auf der Welt.«
»Glaub mir«, sagte sie, »das würden wir, wenn wir könnten. Aber es gibt keine Bundesbehörde, die das zulassen würde. Es wäre einfach zu gefährlich.«
Tatsache war, dass es sich bei diesen Schweinen – den Inselschweinen von Santa Cruz – um eine diskrete Population handelte, die hundertfünfzig Jahre lang keinerlei Kontakt mit anderen Populationen gehabt hatte und daher als Überträger von Leptospirose, Maul- und Klauenseuche sowie Mutationen gewöhnlicher Bakterien und Viren in Frage kam, die die amerikanische Schweineindustrie verseuchen würden, bis sie zuckend im Matsch lag. Es blieb also gar nichts anderes übrig, als sie zu töten. Mit zwei Kugeln, die erste ins Herz, die zweite in den Kopf, nach den Richtlinien des amerikanischen Tierärzteverbandes. Ein schneller, sauberer Tod. So rasch und endgültig wie das Schicksal. Und die Kadaver? All das Fleisch verwilderter Schweine? Die Kadaver würde man liegenlassen, für die Raben und zur Anreicherung des Bodens.
»Die Sache ist«, sagt Frazier und wischt sich ein Stück Ei mit Sauce hollandaise aus dem Mundwinkel, »bei der Schweinejagd erwischt man gleich beim erstenmal neunzig Prozent, aber die restlichen zehn Prozent machen einem echte Probleme. Und man kann nicht riskieren, auch nur ein einziges Exemplar übrigzulassen, denn das könnte eine trächtige Bache sein, und dann geht alles wieder von vorn los.«
Die Haferflocken liegen ihr wie ein Stein im Magen. Sie hat sich das Falsche bestellt, eindeutig das Falsche. Plötzlich steht ihre Speiseröhre in Flammen – zuviel Kaffee, zuviel Anspannung, ihre Mutter, das Eichhörnchen, der Verkehr auf dem Weg hierher –, und sie muss sich aufrichten und starr und kerzengerade dasitzen, bis das Brennen vorübergeht. Bekommt sie jetzt ein Magengeschwür?
»Die Hubschrauberaktion startet … nächste Woche? Ist das der angepeilte Termin?« fragt Freeman und beugt sich vor, die Grapefruitschale neben dem einen, den Kaffeebecher neben dem anderen Ellbogen. Der Stift in seiner Brusttasche hat das hellblaue Hemd mit einem dunkelblauen Rohrschachfleck versehen, und die silbernen Spitzen seines Bolo Tie sind angelaufen oder ebenfalls mit Tinte verschmiert. Er hängt der Meinung an, der Parkdirektor müsse ein Mann der Tat sein, wie der legendäre Bill Ehorn, der damals nach San Miguel geflogen ist, um persönlich die letzte trächtige Eselin zu erschießen und somit der eingeschleppten Eselspopulation ein Ende zu machen, und Alma weiß, dass er auf eine Einladung spekuliert.
Frazier nickt freundlich. »Soweit wir es sagen können. In ebenem Gelände haben wir bereits große Fortschritte gemacht, aber wir müssen auf die Hügel und uns von oben hinunterarbeiten. Und dazu muss man sagen: Man schießt nur, wenn man sicher ist, dass man die ganze Rotte erwischt. Wenn die Möglichkeit besteht, dass nur ein einziges Tier davonkommt, lässt man’s lieber bleiben. Denn die sind sehr schlau – man sagt, sie sind schlauer als Hunde, so schlau wie ein dreijähriges Kind, wobei meiner Meinung nach sogar der dämlichste Hund schlauer ist als ein Kind –, aber egal, jedenfalls warnen die dann die anderen Rotten, so dass die sich verstecken. Und das ist dann ein Alptraum.«
Alma fängt einen Blick der Kellnerin vom anderen Ende des Raums auf. Sie möchte diese Sache beschleunigen und die Rechnung bezahlen, doch die Frau missversteht ihren Wink und bringt statt dessen die Kaffeekanne. Frazier, der jetzt heftig gestikuliert, hält ihr seinen Becher zum Nachfüllen hin und zwinkert ihr zu, während er ausführt, dass die Hubschrauber zwar unerlässlich sind, die eigentliche Jagd aber jetzt, da die Hunde – seine eigenen, aus Neuseeland – endlich nicht mehr in Quarantäne sind, auf der Erde stattfindet. Freeman und Annabelle schieben ihre Becher vor, um nachschenken zu lassen, wogegen Alma die Hand über ihren hält und flüstert: »Die Rechnung,
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