Wenn das Schlachten vorbei ist
zwei Gläser Leitungswasser hinunter, als er sich an die Fallen erinnert.
Zielstrebig geht er zurück ins Schlafzimmer, zieht Shorts und Sweatshirt an und schlüpft in die Sandalen – nicht aus Leder, sondern aus synthetischen Materialien, denn Leder vergrößert nur noch den Profit der Mörder –, und dann ist er draußen, in der morgendlichen Kühle. Die Hunde lässt er im Haus, damit sie nicht vorausrennen und sich über die Fallen hermachen. Er rechnet eigentlich nicht damit, schon etwas gefangen zu haben, nicht in der ersten Nacht, stellt aber fest, dass er seine Schritte beschleunigt. Gestern hat er die Fallen abgeholt, und der Animal-Control-Mann mit der zu lauten und viel zu sehr von sich eingenommenen Schleifpapierstimme hat ihm die am Telefon gestellte Frage beantwortet. »Was Sie dann damit machen?« Er war spindeldürr und hatte eng zusammenstehende Augen, und sein braunes Haar lag so glatt an seinem Schädel wie der Pelz eines Seeotters. »Das liegt ganz bei Ihnen. Wir können sie jedenfalls nicht nehmen. Der Besitz von wilden Tieren ist nicht erlaubt.«
»Also was mache ich dann – sie irgendwo freilassen? In den Bergen?« Er zeigte aus dem Fenster hinter ihm, wo die Santa-Ynez-Berge steil aufragten.
»Tja, das denken alle«, sagte der Mann, »aber wenn man Tiere so aussetzt, macht man’s ihnen richtig schwer. Sie kennen die Gegend nicht und finden sich nicht zurecht. Außerdem ist das Territorium zu neunundneunzig Prozent schon besetzt.«
»Und was wollen Sie damit sagen?«
Der Mann schüttelte langsam den Kopf. »Ich will gar nichts sagen. Aber das sind Problemtiere, stimmt’s?« Auf dem unteren Teil seines Gesichts breitete sich ein sardonisches Lächeln aus. Sein Blick kehrte sich nach innen, als wäre er überfordert von der Anstrengung, ihn zu konzentrieren. »Sie haben sie gemeldet. Sie zerstören Ihr Eigentum, Ihren Rasen.« Er hielt inne, breitete abwehrend die Hände aus, hob die Schultern und ließ sie mit einer barocken Geste fallen. »Wir sind der Meinung, dass es ganz bei Ihnen liegt, wie Sie sie entsorgen.«
Und so schleicht er über den Rasen, der noch nass von Tau ist. Heute morgen ist es neblig, dünne Schwaden hängen in den unteren Zweigen der Bäume und steigen auf, um den Himmel herunterzuholen. Er hat nicht eine, sondern zwei Fallen genommen, denn es waren ja schließlich zwei Tiere, und jedes würde wahrscheinlich seine eigene Falle haben wollen, aber er ist kein Verhaltensforscher oder Pelztierjäger und kann eigentlich nur das Beste hoffen.
Die erste Falle, die er mitten auf dem Rasen aufgestellt hat, ist so leer wie der Nebel selbst – so sieht es jedenfalls aus, bis er direkt davor steht und das gegen das Gitter gepresste Stück Fell sieht. Doch die Farbe stimmt nicht: weiß, nicht braun oder goldgelb oder grau. Plötzlich denkt er an Gefahr, an winzige Bisswunden, schwärende Kratzer und Tollwut, und so beugt er sich sehr vorsichtig hinunter, späht in den Kasten und erkennt die fette Angorakatze aus der Nachbarschaft, die er schon mehrmals aus seinem Garten hat verjagen müssen, weil sie die Kardinalsünde begangen hat, Vögeln nachzustellen. Ihre Augen sind sanft flehende Teiche. Sie beginnt zu schnurren.
Eine Sekunde lang überlegt er, ob er das Tier mitsamt der Falle zu seinen Besitzern bringen soll, einem älteren Ehepaar, das immer soviel Lebensmittel auslädt, als stünde eine Belagerung bevor, doch dann besinnt er sich, tastet nach dem Federmechanismus und klappt die Tür auf. Sogleich schießt, wie von Druckluft getrieben, die Katze heraus. Nach ein paar Sätzen bleibt sie stehen, leckt sich das Fell und sieht ihn mit einem langen Blick an, bevor sie mit hocherhobenem Schwanz davontrabt. Die Erdnussbutter hat sie nicht angerührt, doch die Sardinen sind verschwunden. Gerade denkt er, dass er die Falle mit einem neuen Köder bestücken muss – und fragt sich, wie er es vermeiden soll, Nacht für Nacht dieselbe Katze zu fangen –, als sein Auge auf den zweiten Kasten fällt, den er ganz hinten aufgestellt hat, an der Begrenzungsmauer, über die die Waschbären so mühelos geklettert sind. Auf diese Entfernung ist er sich nicht sicher, aber in dem dunklen Inneren scheint etwas zu sein, ein dunklerer Schatten, und er sieht schon jetzt, dass das keine Katze ist.
Vorsichtig – was immer es ist, er will es nicht erschrecken – nähert er sich der Falle von der Rückseite, wo das Metall der Klapptür ihn verbirgt. In diesem Augenblick wird ihm der Gesang
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