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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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Rascheln und Schnaufen, einander überlagernde und sich trennende Stimmen, das gedämpfte Bellen eines Hundes. Und dann Bruce, viel zu laut: »Ja?«
    »Bruce?«
    »Ja.«
    »Hier ist Dave LaJoy.«
    Schweigen.
    »Ihr habt gestern bei mir einen neuen Rasen verlegt.«
    »Ja, klar. Dave. Okay. Klar.«
    »Also, der ist voller Löcher. Ich meine, ich bin um Mitternacht nach Hause gekommen, ich hatte nicht mal Gelegenheit, mir das Ding bei Tageslicht anzusehen. Ich schalte die Taschenlampe an und sehe nichts als Löcher, aufgewühlte Erde und vertrocknetes Gras.«
    Abermals Schweigen.
    »Sind Sie noch dran?«
    »Waschbären«, sagt Bruce schließlich, als ginge ihm der Name der Schuldigen nur schwer über die Lippen. »Die sind hinter den Würmern her, den Regenwürmern. Die gehören zum Produkt, die sind unerlässlich, verstehen Sie? Zum Düngen und Durchlüften. Wenn Sie die Waschbären loswerden, sind die Löcher in einer Woche zugewachsen – Sie werden nicht mehr sehen können, wo sie waren.«
    Aber jetzt kommt es, es wallt in ihm auf, und er kann es nicht stoppen. »Soll das heißen, Sie wollen nicht mal Ihren Hintern herschaffen und sich das ansehen? Wir sprechen hier von einem neuen Rasen. Neu. Ich bezahle doch nicht für ein Stück aufgerissene, löchrige, zweitklassige Scheiße !« Auf dem letzten Wort liegt bedauerlicherweise eine starke Betonung, denn der Druck steigt, es tickt in ihm, als würden tausend graubehandschuhte kleine Pfoten an seinem Innersten kratzen. »Der Scheck ist schneller gesperrt, als Sie ausspucken können!«
    Die Stimme, die an sein Ohr dringt, ist so leise, dass er sie kaum verstehen kann. »Halb elf«, sagt Diaz. »Aber ich sage Ihnen: Das waren Waschbären. Ich könnte morgen einen neuen Rasen verlegen, und es wäre genau dasselbe.«
    Diaz – ein hochgewachsener Mann mit der Figur eines aus dem Leim gegangenen Schwergewichtlers – erscheint eine halbe Stunde später, steht neben ihm im Garten und betrachtet mit trauriger Miene die herausgerissenen Rasenstücke. Das Ganze sieht aus wie ein großes grünes Tuch mit Mottenlöchern. Er verspricht, die beiden am schlimmsten betroffenen Streifen gratis zu ersetzen, hebt dann aber den Kopf und sieht ihm in die Augen. »Aber nur, wenn Sie vorher die Waschbären loswerden.«
    »Und wie soll ich das tun?«
    »Rufen Sie mal Animal Control an«, sagt Diaz und schlurft zu seinem Pick-up. Wie durch Zauberhand öffnet sich das Tor, und dann ist er fort.
    Animal Control. Zu seiner Überraschung wird nach dem ersten Läuten abgenommen. Irgendein aufgeblasener Clown mit einer Stimme wie Schleifpapier, der sich offenbar so cool vorkommt wie ein Mann von einem privaten Sicherheitsdienst, teilt ihm mit, dass die Mitarbeiter von Animal Control keine Waschbären fangen. Daves Laune ist im Keller. Zwischen Bruce Diaz’ Abgang und diesem Telefongespräch hat Anise angerufen, um zu fragen, was er denn so mache, und vielleicht irre sie sich ja auch, aber hätten sie nicht verabredet, dass er sie und ihre Mutter abholen und mit ihnen über die Berge ins Santa-Ynez-Tal fahren würde, um Wein zu probieren, und vielleicht ist er ein bisschen schroff gewesen. Doch jetzt, bevor er antworten kann: Und wofür bezahlen wir euch dann, verdammt? , sagt der Mann am anderen Ende, der Animal-Control-Typ: »Aber wir haben Fallen, und Sie können gern kommen und welche mieten. Für eine Nacht oder auch längerfristig.«
    Das nimmt ihm den Wind aus den Segeln. »Was meinen Sie mit Fallen? Doch nicht … doch nicht etwa welche, bei denen die Tiere verletzt werden, oder?«
    »Nein, nein, nein, das sind Kastenfallen, wie man sie auch gegen Ratten oder Mäuse einsetzt, nur größer.«
    »Viel größer, hoffe ich.«
    Vom anderen Ende ertönt ein seltsames Hauchen, als würde der Mann ein Gähnen unterdrücken. Oder ein Lachen. Vielleicht findet er dieses Gespräch komisch. Vielleicht arbeitet er bei Animal Control, weil er sich da großartig amüsiert und viel zu lachen hat. »Sie werden jedenfalls einen Pick-up oder einen Geländewagen brauchen«, sagt er schließlich.
    Es dauert eine Sekunde, bis er es sich vorstellen kann. Und dann, als er, das Telefon ans Ohr gepresst, hinausgeht, um den Yukon aus der Garage zu fahren, fällt ihm noch etwas ein: »Und was nehme ich als Köder?«
    »Erdnussbutter. Mit Erdnussbutter fangen Sie alles. Die lieben das Zeug, das kann ich Ihnen sagen. Wenn Sie noch einen drauflegen wollen, machen Sie zusätzlich eine Dose Sardinen auf, dann kämpfen

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