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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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suche nach einem schönen, abgelegenen Ort, wo ich mich in Ruhe umbringen kann. Was meinst du? Glaubst du, das wird sie beeindrucken?«
    Er war zu angespannt für solche Spielchen. »Mach keinen Scheiß, okay? Und halte Ausschau nach uns – sobald wir wieder auf dem Strand sind, lässt du das Beiboot zu Wasser und kommst mit Vollgas, als wär’s der Ernstfall, wo jede Sekunde zählt.«
    »Und was soll ich jetzt sagen? ›Aye-aye, Sir‹?«
    »Verarsch mich nicht. Nicht hier. Nicht jetzt.«
    »Ich würde dich doch nie verarschen, Dave«, sagte Wilson, womit er genau das tat. »Aber keine Sorge, ich hab alles im Griff. Ich will es doch genauso wie du – oder hast du das vielleicht vergessen?«
    »Also gut«, sagt Dave jetzt und wirft noch einen Blick auf den Strand, wo die Brandung nicht so stark ist, weil der Sturm die Wellen längs an der Insel entlangtreibt. »Toni, Sie und Cammy und ich fahren zuerst, Josh, Kelly und Suzanne kommen nach. Wenn das Boot den Strand erreicht hat, springen Sie raus und rennen zu den Weiden da drüben, sehen Sie? Haben Sie keine Angst, dass Sie sich die Füße nass machen oder so – rennen Sie und verstecken Sie sich, damit das hier so schnell wie möglich über die Bühne ist und Wilson das Beiboot wieder an Bord holen kann. Wie ich schon sagte: Wenn die uns beim Landen sehen, können wir einpacken.«
    Dann sitzen sie im Schlauchboot und hüpfen über die Wellen, das Ufer kommt wie an einer Schnur gezogen näher, der Motor knurrt, die Gischt spritzt ihnen ins Gesicht. Wilson macht das gut, er klappt den Motor hoch und nutzt für die letzten Meter den Schwung des Bootes, aber Toni Walsh ist ein bisschen unsicher, als es um die Umsetzung des Konzepts vom leichtfüßigen Sprung an Land geht: Sie steht bis zu den Knien im Wasser und ist in Gefahr, von der nächsten Welle umgeworfen zu werden, als Dave sie am Arm packt und auf den Strand zieht. Cammy dagegen wirft sich auf den Sand wie ein Marine und rennt zum Gebüsch. Ihr Haar unter der schwarzen Mütze ist nass und strähnig, der durchsichtige Regenponcho klebt an ihren Oberschenkeln. Im Nu ist sie verschwunden.
    Zwei Minuten – hundertzwanzig Sekunden – später sind er und Toni Walsh bei ihr unter den Weiden, noch nicht mal außer Atem. Das heißt, er ist nicht außer Atem – Toni dagegen scheint zu hyperventilieren. Er hört, wie sie die Luft mit abgehacktem Raucherkeuchen einzieht, Wasser plätschert über die Steine, Baumfrösche schrillen, Regen zischt in den Blättern. Ein intensiver Geruch nach Pflanzen, nach Schlamm und Fäulnis liegt in der Luft. Alles scheint zu tropfen. Der Himmel über ihnen ist eher schwarz als grau. Daves Socken sind durchnässt, und er spürt das kalte Prasseln des Regens, der durch die Mütze sickert, die Haare tränkt und Tropfen für Tropfen in den Nacken rinnt.
    Durch den Regenvorhang sieht er dem Beiboot nach. Wilson steuert das Heck der Paladin an, Josh beugt sich vor und greift nach der Leine. Ohne nachzudenken klettert Dave auf ein paar wasserumspülte Felsen, um besser sehen zu können, während Toni Walsh schnaufend und völlig durchnässt in ihrer großen nassen rosaroten Tasche nach einer Zigarette kramt und ihn verärgert ansieht. Die Felsen sind rund und glatt wie die Eier von Dinosauriern, und plötzlich ist die langbeinige, hagere Cammy neben ihm und sieht sehr zufrieden mit sich aus. Toni Walsh nicht. Toni Walsh steht dort unten, bis zu den Waden im Wasser – in braunem, sich verzweigendem, rasch dahinfließendem Wasser –, und er besinnt sich, streckt die Hand hinunter und zieht sie hinauf wie ein Stück Gepäck, und genau das ist sie ja auch. Was auch der Grund ist, warum Anise sich geweigert hat mitzukommen, obwohl er sie bedrängt und ihr gedroht und auf jede erdenkliche Weise versucht hat, ihr Schuldgefühle zu machen.
    In diesem Augenblick dämmert ihm, dass es hier vielleicht ein Problem geben könnte, eine Situation, die er nicht bedacht hat: Willows Creek, normalerweise ein murmelndes Bächlein, das man überspringen kann, ist kein Bach mehr, sondern ein Fluss. Er brodelt und zischt, er ist beladen mit allerlei Treibgut und mitgerissenen, polternden Steinen, er ergießt sich am Ende des Canyons in eine schlammige Fläche, aus der braune, gewundene Tentakel zum Meer führen. Der Plan ist, auf dem leicht ansteigenden Wanderweg über die sich zwischen Weiden und Schilf hindurchwindenden Sandbänke am Bach entlang in die Hügel zu gehen, wo sie irgendwann auf einen Zaun

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