Wenn das Schlachten vorbei ist
stoßen und so viele Drähte wie möglich durchschneiden werden, während Toni Walsh mit seiner Hilfe fotografische Beweismittel von dem Schlachten anfertigen wird: Kadaver, aufgeschichtet wie Laub, wie Knochen in einem Beinhaus – man braucht nur den Raben zu folgen. Das ist der Plan. Aber der Wanderweg ist verschwunden, und die Sandbänke sind ebenfalls nicht mehr da. Und das Schilf und die Weiden stehen bis zum Hals in brodelndem dunklem Wasser.
Macht nichts. Während Wilson das Schlauchboot an den Strand lenkt und die anderen an Land springen, improvisiert er – es ist zu spät, um umzukehren, denn nach Toni Walshs Anblick zu urteilen, wird sie sich nie wieder hier hinausschleppen lassen, und wenn sie nicht bald etwas unternehmen, werden die Schweine denselben Weg gegangen sein wie die Ratten auf Anacapa. Er dreht sich um und mustert die Hänge zu beiden Seiten des Canyons. Sie werden eben querfeldein gehen müssen, oberhalb des Flusses – unwegsames Gelände, aber machbar, kein Problem, überhaupt kein Problem, denn er will das jetzt durchziehen, und die anderen würden von der Klippe springen, wenn er es ihnen befehlen würde, und was Toni Walsh betrifft, so wird sie eben einfach in den sauren Apfel beißen müssen. Wenn sie ihre Story will. Und das will sie, das muss sie wollen, sonst wäre sie nicht hier. Als er sich wieder umdreht, liegt das Boot am Strand, und zwei Gestalten in Regenponchos – die Mädchen – rennen über den Strand, während Josh das Gleichgewicht verliert und von zwei Wellen überrollt wird, bevor er sich aufrappelt und ihnen folgt.
»Da kommen sie«, sagt Cammy und kann die Aufregung in ihrer Stimme kaum unterdrücken. »Und Josh« – sie stößt ein kleines gepresstes Lachen aus –, »sieh dir Josh an! Ach je!« Sie grinst, ist aufgekratzt wie ein kleines Mädchen. Was glauben sie eigentlich, was das hier ist? Eine Reality-Show? Ein Sommerlager? Behende wie ein Floh springt sie auf den Felsen vor ihm, in ihren Augen leuchtet die reine Freude. »Er wollte wohl lieber schwimmen, was? He, Josh«, ruft sie, »wie ist das Wasser?«
Er hat nicht vor, Erklärungen anzubieten oder zuzugeben, dass er die Wassermenge, die sich um diese Jahreszeit aus dem Canyon ergießt, unterschätzt hat, denn Erklärungen sind was für Versager, und jetzt kommt es nur darauf an, nach Plan vorzugehen. Als Kelly und Suzanne – beide klein, weich, birnenförmig und in ihren identischen olivgrünen Ponchos kaum voneinander zu unterscheiden – grinsend zu den Felsen waten, reicht er die Hand hinunter und zieht erst die eine und dann die andere hinauf. Und da kommt auch Josh, der bereits zittert, und die einzige Lösung für dieses Problem – abgesehen von einem Feuer, an dem er seine Sachen trocknen könnte, und das ist keine praktikable Lösung –, besteht in Bewegung, in anstrengender Bewegung den Canyon hinauf, zum Zaun, wo er mit der Drahtzange hantieren kann, bis ihm der Schweiß ausbricht.
»Na gut«, sagt er und dämpft verschwörerisch die Stimme, obwohl meilenweit niemand ist, der sie belauschen könnte, »der Regen bringt mehr Wasser als sonst in den Canyon, und darum wird der Aufstieg ein bisschen anstrengender, aber das macht nichts. Es wird nur etwas länger dauern, bis wir oben sind.« Er mustert seine nassen Stiefel, die Felsen, auf denen sie stehen, das Wasser, das sie umspült. Es scheint in den fünf Minuten, seit sie hier sind, gestiegen zu sein, aber das ist doch nicht möglich, oder?
Josh steht bis zu den Oberschenkeln darin, der große Poncho bauscht sich hinter ihm im Wasser. Er bemüht sich um Gelassenheit, als wäre ein Sprung in zehn Grad kalte Wellen für ihn eine tägliche Übung, er bemüht sich, ein harter Bursche zu sein, aber sein Gesicht verrät ihn, und er beißt sich auf die Lippe, damit sie nicht zittert.
Er kommt sich ein wenig lächerlich vor, wie ein wettergegerbter General in einem alten Kriegsfilm, als er sich sagen hört: »Also gut, mir nach.« Und dann steht er im Wasser und steuert auf das Ufer zur Linken zu. Es ist wie Forellenfischen, denkt er, als würde man in einer Wathose gegen die Strömung ankämpfen, nur ohne Behinderung durch Angelrute und Köder, und das Wasser wird noch tiefer, bevor sie auf das erste Hindernis stoßen: das Ufer, das sich bei näherem Hinsehen als zehn Meter hohe Felswand erweist, die intakt geblieben ist, während der Strom die weichere Erde zu ihren Füßen fortgeschwemmt hat. Er versucht, die Ecke zu umrunden, und zieht
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