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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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Sanftheit, keine Fürsorglichkeit, keine Liebe. In diesem Augenblick, noch bevor er zwei Zwanziger auf den Tisch wirft und hinausgeht, ohne ein weiteres Wort, ohne einen weiteren Blick, um zu sehen, ob sie mitkommt oder überhaupt noch am Leben ist, empfindet sie nichts für ihn, absolut nichts.
    Vier Monate später, im drückend trüben Licht des Februars, da jeder neblige, vernieselte Tag ein trostloser Wiedergänger des vorigen und der Blick aus den Fenstern des Büros so grau und verhangen ist, dass man meinen könnte, die Scheiben wären durch graue Pappe ersetzt worden, ist noch immer alles in der Schwebe. Man sieht ihr noch nichts an, jedenfalls ist niemandem etwas aufgefallen, und wenn sie mehrere Schichten Kleider übereinanderträgt – weite Oberteile, dicke Pullover –, denken alle, das liege am Winter, an der Kälte. Ihre Brüste sind empfindlich, unterhalb ihres Nabels ist eine feste kleine Schwellung, die sie an die Schwellung einer Braunen Nachtbaumschlange erinnert, die gerade gefressen hat, und die meiste Zeit fühlt sie sich, als hätte sie ihren Körper verlassen, als würde sie über ihm schweben wie ein Drachen in einer steifen Brise, aber niemand weiß von der Schwangerschaft außer ihrer Mutter, Dr. Chandrasoma und Tim. Und Tim ist nicht da. Denn Tim hat im Dezember eine auf sechs Monate befristete Stelle im Norden angetreten, auf den Farallon-Inseln, um die Lummen, Kormorane, Aleutenalke, Papageitaucher und Taubenteisten zu zählen, die bereits die Nistplätze für die Brutsaison im Frühjahr besetzen. Es sei seine einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen, hat er gesagt und voller Scham, Schuldgefühl, Wut und Erleichterung den Kopf gesenkt. Außerdem eine Gelegenheit, die Wintermonate sinnvoll zu verbringen.
    Und sie? Und das Baby?
    Ich ruf dich an , sagte er lahm. Und ich komme alle vier Wochen zu Besuch. Oder alle fünf. Je nach Dienstplan.
    Hochzeit? Engagement? Liebe, Unterstützung, Mitgefühl – bloße Freundschaft? Alles in der Schwebe. Auf unbestimmte Zeit.
    An jenem ersten Abend stritten sie während des ganzen Heimwegs – dreißig Minuten, die ihr wie dreißig Stunden vorkamen –, und als sie in die Einfahrt einbogen, sagten sie gar nichts mehr. Er stapfte in die Wohnung, warf den Rucksack in den Flur und schloss sich im Badezimmer ein. Sie hörte die schlammverkrustete Jeans zu Boden fallen, hörte den Seufzer der Rauchglastür in ihren abgenutzten Angeln und das Ächzen und Rauschen der Dusche. Er wusch den Schmutz der Insel ab, ließ Wasser durch den Abfluss laufen, bis es kalt wurde, und reinigte sich – und wofür? Wenn er dachte, sie würde sich Parfüm hinters Ohr tupfen, in ein durchsichtiges Negligé schlüpfen und ihm geben, was er wollte, als wäre nichts geschehen, musste er verrückt sein. Sie war so erregt, dass sie zitterte, ja, tatsächlich zitterte, als sie Teewasser aufsetzte, denn sie wollte zur Beruhigung eine Tasse Kräutertee trinken und vielleicht ein oder zwei von den mit Schokolade überzogenen Biscotti essen, nach denen es sie immer so gelüstete, die sie sich aber ihrer Figur zuliebe versagte. Das spielte jetzt ja auch keine Rolle mehr, oder? Sie knallte den Kessel auf den Gasbrenner, ihr Ellbogen war in Bewegung, das Handgelenk zuckte wütend. Warum musste alles immer so ein Kampf sein? Warum?
    Der Tee war zu heiß, aber sie trank ihn trotzdem, lauschte auf das enervierende Rauschen der Dusche und erinnerte sich daran, dass sie nichts gegessen hatte, weil er das Abendessen abbestellt, eine Szene gemacht und sich wie ein Kretin benommen hatte. Wie ein Mistkerl. Ein kleiner Mistkerl, der nicht erwachsen werden wollte, der kein Mann war und nie einer sein würde. Nach einer Viertelstunde – er duschte nicht, er ließ den ganzen Cachuma-Stausee durch den Abfluss und ins Meer laufen – stand sie vom Küchentisch auf, hängte sich die Handtasche über die Schulter und ging die Straße hinunter zu Giancarlo, um eine Pizza Margarita und einen Salat zu essen. Giancarlo umsorgte sie und war zu taktvoll, um nach Tim zu fragen. Sie gönnte sich ein Glas Chianti, nur ein einziges Glas, und als sie nach Hause ging, ging es ihr bereits besser, wenn auch nur ein wenig. Tims Reaktion war kleinlich gewesen, gemein, verletzend – im Grunde unentschuldbar –, aber die ganze Sache war so plötzlich über ihn hereingebrochen, dass er keine Gelegenheit gehabt hatte, sich zu sammeln, darüber nachzudenken, an sie zu denken und daran, wie sie sich fühlte. Er würde sich

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