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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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von Schlangen wimmelt, in ihrem Büro eingetroffen, bevor sie es um Viertel nach sieben verlassen hat, und sie freut sich darauf wie ein Kind auf ein neues Computerspiel, aber die Pflicht ruft, sie ruft wie immer und geht wie immer vor.
    Die Presseerklärung, an der sie seit zwei Tagen feilt, soll die anwesenden Journalisten und durch sie die Allgemeinheit darüber informieren, dass das Rattenbekämpfungsprojekt ein voller Erfolg war. Seit dem Einsatz des Mittels konnten auf Anacapa keinerlei Hinweise auf Ratten mehr gefunden werden, weder Nester noch Kot oder Spuren oder irgendwelche Anzeichen von Nesträubern – die Eierattrappen, welche die Ornithologen in die Nester verschiedener Vogelarten geschmuggelt haben, sind unberührt, während sie früher Bissspuren von Nagezähnen aufwiesen. Aufgrund eingehender Beobachtungen in den vergangenen zwei Jahren kann sie mit absoluter Gewissheit sagen, dass sämtliche Exemplare der Zielspezies eliminiert sind. Die Folgen waren unmittelbar sichtbar: Die Bestände der Seevögel haben sich erholt, ganz zu schweigen von denen des Channel-Islands-Salamanders, des Seitenfleckleguans – dessen Zahl sich verdoppelt hat – und der Hirschmaus, deren Population auf achttausend Exemplare geschätzt wird, was der höchste je ermittelte Stand wäre. Und mehr noch: Tim Sickafoose, beratender Ornithologe, hauseigener Humorist und überhaupt der reinste Märchenprinz, hat zum erstenmal seit Menschengedenken ein Brutpaar Aleutenalken entdeckt, und zwar auf Rat Rock, einem Felsen, der – und das wird ein subtiler, aber triumphaler Scherz in ihrem sonst recht trockenen Text sein – in naher Zukunft wohl wird umbenannt werden müssen. Wie wär’s mit Auklet Rock? denkt sie. Höre ich noch andere Gebote? Warum nicht Sickafoose Point? Das hätte doch was.
    Aber Scherz beiseite – sie macht sich Gedanken über kleine Details: Zeichensetzung, Absätze, die abgedroschenen Phrasen, die ihr jedesmal, wenn ihr Blick darauf fällt, dümmer vorkommen. Nein, nicht nur dümmer, sondern regelrecht idiotisch. Zum Beispiel hier, gleich im ersten Absatz, bezeichnet sie Lorber als »vorbildlichen Kämpfer für den Naturschutz«, und das ist zwar wahr, aber macht es ihn nicht auch zu etwas Statischem, zu einem dieser aus dem Fels gehauenen Präsidentenköpfe am Mount Rushmore oder einer stumpf gewordenen Schwertklinge? Oder schlimmer noch: zu etwas Totem? Auf dessen Grabstein steht: »Liebender Ehemann und Vater, vorbildlicher Kämpfer für den Naturschutz«?
    »Hallo«, haucht Tim und lässt sich auf den Platz neben ihr sinken. Das Boot hat wieder Fahrt aufgenommen, und die Passagiere kehren in die Kajüte zurück, alle bis auf die Sechstklässler, die an der Reling stehen, bis sie durchnässt sind und frieren und dringend die heiße Schokolade, das Popcorn und die in der Mikrowelle erwärmten Burritos brauchen, die es in der Kombüse gibt. »Bist du damit immer noch nicht fertig?« fragt er anzüglich. Sie sieht ihn von der Seite an. Da sitzt er also, dringt in ihre Privatsphäre ein – was, wie sie sich ermahnen muss, das Vorrecht eines Liebhabers ist – und grinst sie schief an. »Es gibt nämlich, wie du weißt, einen Punkt, an dem man anfängt, das Ding zu Tode zu verbessern. Und außerdem soll das hier doch eine Party sein, oder irre ich mich?«
    Sie ist drauf und dran, ihn anzufahren, kann sich aber bremsen. Lange starrt sie ihm in die Augen. Vor den Fenstern fliegt Gischt vorbei, die aufgeregten Rufe der Sechstklässler klingen wie die Schreie von Verzückten. »Ja«, sagt sie schließlich und kann jetzt ebenfalls lächeln, sich entspannen, feiern, denn er hat recht – das Schlimmste liegt hinter ihr, und dies ist ein Tag, an dem sie nach vorn blicken sollte, nicht zurück. »Ja, du hast recht.«
    Und es funktioniert. Alles ist wieder im Lot. Ihr Kopfschmerz – der beginnende Kopfschmerz, dessen sie sich gerade erst bewusst geworden ist – fährt seine Fühler aus und zieht sie noch im selben Augenblick wieder zurück. Sie verschiebt die Maus, klappt den Laptop zu, beugt sich hinunter zu ihrem Rucksack und holt eine Tüte Studentenfutter hervor, damit ihre Energie nicht absackt. Party hin oder her – sie muss nach der Presseerklärung eine Rede halten, sie muss Wade beaufsichtigen, ihren Assistenten, der für das Essen zuständig ist, und sie muss brennendes Interesse heucheln, wenn Freeman seine eigene Rede hält, wie immer mit peinlichen Pausen, heftigem Zupfen an der Unterlippe und Witzen,

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