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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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als könnte es ein Immer geben) gerade richtig in Gang kam, und das zweitemal, als die Plattenfirma sie auf Tournee schickte. Beim erstenmal hatte Toby sie zu einer Abtreibung überredet, beim zweitenmal hatte sie sich geweigert. Das war dann Anise gewesen. Konnte sie sich ein Leben ohne Anise überhaupt vorstellen? »Ich halte jetzt Wache«, sagte Francisco. » Todo bien? «
    Sie stand an den Türrahmen gelehnt da und war im Begriff, die schmutzigen Stiefel abzuklopfen. Hinter ihr roch es nach Regen, während ihr durch die offene Tür der dichte, komplexe Geruch des Essens entgegentrieb. »Ich weiß nicht«, sagte sie, und ihre Stimme klang hart in ihren Ohren. »Herrgott, manchmal möchte ich einfach alles hinschmeißen und mich in irgendeinem Motel einquartieren und Sozialhilfe kassieren wie alle anderen auch, verstehst du?« Er verstand nicht. Er verstand nur etwas von Schafen. Es gab ein seufzendes Geräusch, als sie erst den einen und dann den anderen Fuß aus den Stiefeln zog. Sie stützte sich an der Wand ab. »Aber vielleicht drehst du mal eine Runde und siehst nach dem Rechten, besonders gegenüber von da, wo Anise ist.« Sie lächelte entschuldigend. »Du kennst mich ja: immer besorgt.«
    Er hätte ihr Lächeln erwidern können, doch Francisco lächelte nur, wenn er betrunken war. Er hätte ja sagen oder nicken können, doch er sah sie nur ausdruckslos an. Die Mütze war bereits durchgeweicht.
    Sie stellte die Stiefel beiseite, nahm den Sombrero ab und schlug ihn zweimal ans Bein, dass die Tropfen flogen. »Na, dann geh mal und steh nicht herum«, sagte sie. Sie roch das Brot, zog es aus dem Ofen und stellte es zum Abkühlen auf einen Rost, sie rührte mit dem Kochlöffel in den Tiefen des Topfes und war mucksmäuschenstill, als Bax von oben rief: »Rita? Rita, bist du das?«
    Zehn Minuten später war sie wieder draußen, ging durch das Gras zu Anise und suchte die Wiese nach Francisco ab. Wind war aufgekommen, der den Regen zu Schwaden zusammenschob, und zunächst konnte sie Francisco nirgends entdecken. Erst als sie Anise beinahe erreicht hatte, sah sie ihn am anderen Ende der Wiese. Er schritt zügig aus und hielt seinen selbstverfertigten Hirtenstab aus einem Stück Kunststoffrohr, an dem eine eckige Krücke befestigt war, vor sich wie eine ausgebleichte Antenne. Auf einem Pferderücken hätte er sich wohler gefühlt – bei der täglichen Arbeit benutzten sie Pferde, um die Schafe zusammenzutreiben oder um in die Hügel und wieder zurück zum Haus zu kommen –, aber heute standen Diablo, Moreno und Jonesy im Corral, rieben sich am Zaun und hoben die Nüstern in den Regen, denn sie fand, beim Lammen sei es besser, nicht einmal die kleinste Beunruhigung, und sei es durch den vertrauten Anblick der Pferde, zu riskieren. Und darum war Francisco zu Fuß unterwegs. Und sie ebenfalls.
    Alles war unverändert. Die Schafe waren auf der Wiese, die Raben auf den Bäumen, Anise und der Hund waren an ihrem Platz, und es regnete stetig. Sie war im Begriff, ihrer Tochter etwas zuzurufen, irgend etwas Gutgelauntes, Albernes wie: »Zweite Schicht meldet sich zum Dienst« oder »Ich möchte lieber nicht, dass du noch eine Minute länger hier draußen im Regen sitzt«, als die Stille von einem Gewehrschuss zerrissen wurde. Es war ein einzelner scharfer Knall, als hätte jemand einen Stock zerbrochen, aber laut, unglaublich laut, und das Geräusch jagte sich selbst über die Wiese, durch die Hügel und wieder zurück. Für einen atemlosen Augenblick stand alles still, und dann knallte der zweite Schuss, und die ganze Herde stob davon. Rita lief los und sah einen dunklen Schemen durch das hohe Gras rasen. Die Schafe waren in Panik geraten und rannten in wilder Flucht zu den Hügeln, und was war das, was war hier los? Dann erkannte sie es: Es war ein Schwein, ein Wildschwein – der Kopf mit den angelegten Ohren und den dicken Nackenmuskeln war gestreckt, die Beine bewegten sich so schnell, dass sie verschwammen –, und bevor sie einen Gedanken fassen konnte, waren die drei Männer mit den Gewehren und den Maschinen da.
    »He!« schrie sie. Sie keuchte, der Sombrero war ihr vom Kopf gerutscht und lag durchweicht auf dem Boden. Sie rannte, so schnell sie konnte, pumpte mit den Armen und zog die Knie hoch. Da waren sie, die Eindringlinge, und sie hätte nicht entgeisterter sein können, wenn ein Raumschiff vom Mars auf der Wiese gelandet wäre: Die Männer saßen auf Gefährten, auf Geländemaschinen mit drei Rädern, die

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