Wenn das Schlachten vorbei ist
setzten als Direktor Justinian Caire ein, einen weitblickenden französischen Eisenwarenhändler, der in den Westen gekommen war, um beim großen Goldrausch einträgliche Geschäfte zu machen, stellten jedoch bald fest, dass die Menge der Schafe zu groß war. Quellen waren ausgetrocknet. Die Insel war überweidet. Es musste sich etwas ändern.
Wenn die Einführung von Ratten in ein geschlossenes Ökosystem die katastrophalsten Folgen hat, so belegen Schafe und Ziegen mit ihrer Fähigkeit, noch die kleinsten Nischen zu besetzen und praktisch alles bis auf die nackte Erde abzufressen und zu verdauen, einen knappen zweiten Platz. Das Hauptproblem ist natürlich die Überweidung. Barrons Schafe fraßen sich wie ein Buschfeuer durch die Vegetation der Insel und verschmähten, als die von ihnen bevorzugten Gräser und Kräuter abgeweidet waren, weder die heimischen Sukkulenten noch Büsche oder junge Bäume. Die Trockenzeiten wurden immer länger. Die Winde wehten. Und als mit den Monsunstürmen der Regen kam, wurde die von den Wurzeln der vernichteten Pflanzen nicht mehr festgehaltene Erde abgetragen, so dass die Hänge aussahen wie ein stümperhaft gehäuteter Kadaver. Das Meer färbte sich dunkel vom Schlamm. Die ihres Schutzes und der Ressourcen beraubten heimischen Pflanzen starben ab, und die Kiefernwälder in den höheren Lagen wurden durch die permanente Beweidung ausgedünnt, so dass es weniger Zweige gab, an denen sich der Nebel niederschlagen konnte, und die Insel noch trockener wurde. Also brachte Monsieur Caire seine Lämmer auf den Markt, schor die Herde in der transquila am Hauptgebäude, verkaufte die Vliese nach Gewicht, ging in die Hügel und schoss die Tiere, für die er keine Verwendung hatte. Etwa vierundzwanzigtausend Schafe wurden getötet, und immer noch wurden Hornklee, Mädchenaugen und Fetthennen, Malven und Stachelbeeren, Manzanita und Gauklerblumen, Glanzmispeln und Bergmahagoni abgefressen, bevor sie blühen und Samen tragen konnten. Und mit ihnen ging auch die Zahl der Dickkopffalter und Schnaken, der Laubheuschrecken und Wurmsalamander beständig zurück.
Für Caire war das Problem der Überweidung durch Diversifizierung zu lösen. Er fand seine Partner ab und ließ sich auf der Insel nieder. Man legte Äcker für Feldfrüchte und Futterpflanzen an. Man pflanzte Weinstöcke und baute einen Weinkeller. Man brachte Rinder auf die Insel und errichtete Außenposten bei Christy Beach im äußersten Westen und bei Smugglers’ Cove und Scorpion Anchorage im Osten. Die Rinder ließ man, wie die Schafe, auf die Weide, begrenzte ihre Zahl jedoch durch rigorose Auslese. Einige Schafe verwilderten und wurden zum Vergnügen gejagt, ebenso wie die Schweine, die wie Ungeziefer ihr Unwesen trieben, Zäune niederrissen, Äcker verwüsteten und im Schutz der Dunkelheit in die Weinberge eindrangen und nichts als Scheiße und zerstörte Pflanzen hinterließen. Trotz der Empfindlichkeit des ökologischen Gleichgewichts machte die Santa Cruz Island Company gute Geschäfte, indem sie Lamm- und Rindfleisch, Wolle, Häute, Talg und Wein auf das Festland lieferte, doch vor allem der Wein war es, der die Kassen klingeln ließ.
Caire hatte ein Vermögen damit verdient, den Goldgräbern Spitzhacken, Schaufeln und dergleichen zu verkaufen, wenn sie mit verzerrten Gesichtern von den Schiffen gerannt kamen, in den verschwitzten Händen mit Bleistift gezeichnete Karten von Feather Ridge, Coloma und Dutch Flat, und ihnen französisches Porzellan und Silberbesteck aus Sheffield anzubieten, wenn sie mit Taschen voller Gold zurückkehrten, und das war schön und gut. Doch er fühlte sich zu Höherem berufen und sah sich als propriétaire mit einem Château und einem riesigen Weinkeller wie man sie in Bordeaux und der Languedoc sah. Er hatte das terroir , nun brauchte er noch les vignes . (Nicht zu vergessen natürlich eine Frau, eine Chatelaine, mit der er die Dynastie begründen konnte, die er sich jede Nacht vor dem Einschlafen erträumte.) Er fuhr nach Europa, um diese Frau zu finden – es war Maria Cristina Sara Candida Molfino aus Rapallo, einem Bezirk, wo die Reihen der Weinstöcke seit unvordenklichen Zeiten wie ein Gewebe auf den terrassierten Hügeln lagen, wo sich die Menschen mit Trauben und Wein auskannten, wo ihnen der Wein im Blut lag und keine Mahlzeit, auch nicht das Frühstück, seiner heilsamen Wirkung entraten musste –, und kehrte mit den besten französischen Rebstöcken, die er hatte finden können,
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