Wenn dein Lächeln mich umarmt
Stefanie legte auf.
Minuten lang vergrub sie das Gesicht in den Händen, dann stand sie auf, griff nach ihrer Handtasche und verließ die Bibli o thek. Sie war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Für sie stand fest, dass Torben nichts mehr von ihr wissen wollte. Nur aus diesem Grund ging er nicht an sein Handy und rief sie nicht an. Und aus diesem Grund hatte er auch Mailand verlassen und war nach Turin gefahren. Wie hätte die junge Frau ahnen sollen, dass sie eine falsche Auskunft bekommen hatte? Nicht Torben, sondern ein anderer Gast war nach Turin gefahren.
In der Halle begegnete ihr wieder die Mamsell. "Die Frau B a ronin hat bereits nach Ihnen gefragt, Baronesse Stefanie", sagte sie. "Könnten Sie gleich zu ihr gehen. Sie..." Stirnrunzelnd sah sie Stefanie an. "Ist es Ihnen nicht gut? Kann ich etwas für Sie tun."
"Mit mir ist alles in Ordnung", antwortete Stefanie mutlos und verließ das Haus. Sie konnte jetzt nicht mit ihrer Großmutter spr e chen. Erst einmal musste sie mit sich selbst ins Reine kommen. Direkt vor ihr hatte sich ein breiter Graben aufgetan und sie wus s te nicht, wie sie auf die andere Seite gelangen sollte. Ihr war schwindlig und sie hatte Kopfschmerzen. Die eisigen Schauer, die durch ihren Körper jagten, konnte nicht einmal die Wärme dieses Spätsommertags vertreiben.
Die junge Frau ging zu den Garagen. Bernd Kronmüller war dabei, die Limousine zu putzen. Sie beachtete ihn nicht, sondern nahm einen der Wagenschlüssel von den Haken, an denen sie hi n gen, setzte sich in ihren BMW und fuhr rückwärts aus der Garage. Sie hatte kein Ziel. Sie wollte nur weg. Weg von Ahrenberg, weg von den Menschen, die sie kannte, weg von allem, was sie mit ihrem bisherigen Leben verband.
* * *
Elke von Werntal schloss auf dem Hamburger Flughafen ihren Sohn stumm in die Arme. "Ich bin so froh, dich zu sehen, To r ben", sagte sie auf dem Weg zu ihrem Wagen. "Auf Ahrenberg ist alles in höchster Aufregung. Wir wissen noch immer nicht, wohin Stefanie gefahren ist."
Der junge Pianist griff nach dem Wagenschlüssel, den ihn se i ne Mutter reichte. Er machte sich große Sorgen um seine Freu n din. Als er am frühen Nachmittag im Hotel Bachmair angerufen hatte, hatte er erfahren, dass Stefanie bereits abgereist war, auf ihrem Handy hatte er sie jedoch nicht erreichen kö n nen. Es war ihm nicht einmal möglich gewesen, auf ihre Mailbox zu sprechen.
"Warum muss immer alles zusammenkommen?", fragte er ve r bittert, als er den Wagen seiner Mutter aus dem Parkhaus hinau s steuerte. "Hätte ich nicht heute morgen mein Handy verloren, w ä re es Stefanie möglich gewesen, mit mir zu sprechen. Vermutlich denkt sie, ich würde diesem Schwindel glauben, der in der Zeitung steht."
"Im ersten Moment..." Elke von Werntal seufzte auf. "Dein V a ter und kennen Baronesse Stefanie seit ihrer Geburt, dennoch ha t ten wir beide das Gefühl, man hätte uns ein Brett vor den Kopf geschlagen, als wir das Foto sahen. Wir brauchten ein paar Min u ten, bis uns klar war, dass da etwas nicht stimmen kann. Stefanie gehört nicht zu den Frauen, die für ihre Karriere alles tun würden. Außerdem liebt sie dich." Liebevoll berührte sie die Schulter ihres Sohnes.
Torben musste sich zwingen, nicht schneller als erlaubt zu fa h ren. Ununterbrochen fragte er sich, an wen sich Stefanie gewandt haben konnte. Hatte sie sich überhaupt an jemanden gewandt? Vielleicht fuhr sie ziellos durch die Gegend, wusste nicht mehr ein noch aus.
Nachdem es ihm nicht möglich gewesen war, Stefanie zu erre i chen, hatte er beschlossen, sofort nach Deutschland zurückzuke h ren. Um nichts auf der Welt hätte er an diesem Abend au f treten können. Zum Glück war es ihm gelungen, eine englische Pian i stin, die er kannte und die zurzeit einige Wochen in Mailand verbrac h te, zu überreden, seine beiden Konzerte zu übernehmen. Einen Flug nach Hamburg zu bekommen, hatte sich als unmöglich e r wiesen, so war er über Frankfurt geflogen. Er hatte erst seine E l tern und danach Baronin Felicitas angerufen. Als er vom Frankfu r ter Flughafen aus noch einmal mit seinen Eltern telefoniert hatte, hatte er erfahren, dass Stefanie ohne mit ihrer Großmutter zu reden weggefahren war und sie sich große Sorgen um sie machten.
"Wenn sie wenigstens ihr Handy mitgenommen hätte", sagte seine Mutter neben ihm. "Es liegt in der Bibliothek."
"Wer weiß, ob sie mit diesem Handy überhaupt Gespräche empfangen kann", meinte Torben. "Ich habe ja immer wieder ve r
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