Wenn dein Lächeln mich umarmt
zugeben, dass mir Torben fehlt. Seit er als Pianist durch die Welt reist, verbringen wir nur noch wenig Zeit miteinander. Das war anders, als er noch Musik studierte. Torben war für mich wie ein Fels in der Brandung. Manchmal kam es mir vor, als sei er der einzige, der mich wirklich versteht."
"Jetzt sollte ich beleidigt sein", bemerkte Ines grimmig.
Stefanie wirbelte herum und zog die Freundin flüchtig an sich. "Du weißt genau, wie ich es meine", erklärte sie und warf einen Blick auf die Uhr. "Noch rasch die Haare und dann wäre ich b e reit für eine neue Runde im Karrierekarussell."
"So gefällst du mir schon besser", meinte Ines. "Ich gehe jede Wette ein, dass du heute auf einem der ersten Plätze landen wirst. Wir..."
Stefanies Handy läutete. Die junge Frau nahm es aus ihrer T a sche und meldete sich. "Wolltest du mir noch einmal Glück wü n schen, Großmutter?", fragte sie. "Das ist lieb von dir."
"Du weißt, wie sehr wir dir alle die Daumen drücken, Liebes", antwortete Felicitas Baronin von Ahrenberg. "Leider ist es kein erfreulicher Anlass, aus dem ich anrufe. Ich hätte es dir auch gern verschwiegen, doch Herr von Werntal meinte, das könnte ich nicht tun. Vermutlich hat er recht."
"Was ist denn passiert, Großmutter?" Stefanie sah ihre Freu n din entsetzt an.
"Dein Vater liegt mit einer Lungenembolie in der Hamburger Sankt Andreas-Klinik", sagte die Baronin. "Er ist vor einigen Stunden über seinem Schreibtisch zusammengebrochen."
"Ich fliege sofort nach Hause", erklärte Stefanie.
"Nein, das wirst du nicht tun", bestimmte ihre Großmutter. "Es ist der größte Wunsch deines Vaters, dich noch als gefeierten Schlagerstar zu erleben. Du musst bis zum Ende des Talentwet t bewerbs in Stuttgart bleiben. Ve r sprich mir das."
"Das kann ich dir nicht versprechen, Großmutter", sagte Stef a nie dumpf. Sie bemerkte kaum die Tränen, die über ihre Wangen rannen.
"Wir werden in Gedanken bei dir sein, Stefanie", versprach die Baronin. "Ich rufe dich heute Abend an."
"Ist gut, Großmutter." Stefanie legte auf. Sie atmete tief durch. "Wir fliegen nach Hause, Ines. Mein Vater hat eine Lungenemb o lie erlitten."
"Deine Großmutter möchte nicht, dass du aufgibst. Bleibe w e nigstens noch heute. Auf eine Stunde mehr oder weniger kommt es nicht an." Ines nahm ihre Freundin in die Arme. "Es wäre das größte Geschenk für deinen Vater, wenn du bei der heutigen Au s scheidung als Siegerin hervorgehen würdest."
Wahrscheinlich kam es wirklich nicht auf ein paar Stunden mehr oder weniger an! "Aber gleich nach der heutigen Aussche i dung fliegen wir zurück", sagte Stefanie. Sie ging ins Bad, um ihr Make-up zu erneuern.
Wenig später stiegen die beiden jungen Frauen in den Bus, der sie und die anderen Teilnehmer des Schlagerwettbewerbs in das Theater brachte, in dem die Vorentscheidungen stattfanden. Dort wurden sie von drei leger gekleideten Männern und zwei Frauen in Empfang genommen und zur Garderobe geleitet. Einer der Männer gab letzte Regieanweisungen.
Stefanie war es unmöglich, sich auf ihren Auftritt zu konze n trieren. Sie spürte, wie sie von Minute zu Minute nervöser wurde. Wie konnte sie hier an einem Wettbewerb teilnehmen, wenn ihr Vater in Hamburg im Krankenhaus lag? Eine Lungenembolie konnte durchaus tödlich enden.
Zusammen mit Ines stieg sie die Treppe zur Bühne hinauf. Die zweite Kandidatin hatte eben mit ihrem Beitrag begonnen. Stef a nie schob den Vorhang ein wenig zur Seite. Ihr Blick fiel auf die Jury, die in der ersten Reihe vor der Bühne saß. Sebastian Molh a gen sagte etwas zu seinem Assistenten. Nur noch wenige Minuten und sie musste nach draußen treten, um sich ebenfalls der Jury zu stellen.
"Nein", flüsterte sie Ines zu. "Nein, heute nicht." Sie rannte zur Treppe.
Michaela Sander, die Backstage die Teilnehmer des Wettb e werbs betreute, folgte ihr. "Wo wollen Sie denn hin, Stefanie? Verlieren Sie jetzt bitte nicht die Nerven."
"Ich kann heute nicht auftreten", erwiderte Stefanie. "Mein V a ter ist sehr krank. Ich muss nach Hamburg zurück."
"Wenn Sie heute nicht auftreten, wird Ihnen Herr Molhagen keine weitere Chance geben." Michaela legte eine Hand auf ihre Schulter. "Bitte, überlegen Sie es sich gut."
"Da gibt es nichts mehr zu überlegen." Stefanie schenkte ihr ein Lächeln. "Danke für alles." Bevor ihr Michaela noch antwo r ten konnte, eilte sie bereits die Treppe hinunter.
"Ihr Vater ist wirklich sehr krank", sagte Ines. "Bitte richten Sie Herrn Molhagen
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