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Wenn der Acker brennt

Wenn der Acker brennt

Titel: Wenn der Acker brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Maerker
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vor dem Café gegenüber der Apotheke hielt eine Menschentraube nach freien Plätzen Ausschau.
    »Der Mann scheint unglaublich beliebt zu sein«, stellte Christine verblüfft fest.
    »Er hat halt überzeugende Argumente.«
    »Die da wären?«
    »Ihm gehört das örtliche Bauunternehmen, die meisten öffentlichen Gebäude, auch die im Umkreis, sind in seinem Besitz, er ist im Vorstand der Bank, und er spielt mit den großen Herren vom Landtag im selben Golfclub. Nicht zu vergessen, dass er im Aktiengeschäft immer ganz vorn mitmischt. Er hat schon vor ewigen Zeiten in Ölfirmen investiert, deshalb ist er auch besonders stolz auf seine Initialen. J. R . – wie der Ölbaron aus dieser Fernsehserie.« Der Apotheker war überraschend gesprächig geworden.
    »›Dallas‹, ich weiß. Mit anderen Worten, dieser Alpen- J. R . ist finanziell unabhängig und hat mehr Einfluss, als Ihnen lieb ist?«
    »Er bestimmt, was gemacht wird. Wer in Ruhe leben möchte, der sollte sich ihm fügen.« Der Apotheker schaute schnell zu Boden, als die Türglocke läutete.
    Jeremias Rimbar, dachte Christine und musterte den Bürgermeister von Sinach, der die Apotheke betrat.
    »Na, Karl, hast du dich wieder dem allgemeinen Trend verweigert?«, spottete Jeremias, und obwohl die schwarzen Stiefel, die er zu seinem hellen Anzug trug, makellos sauber waren, hielt er sie unter die Schuhputzmaschine neben dem Eingang.
    »Reicht es nicht, dass die Maria da war?«, fragte Karl Borgrieder und sah kurz auf.
    »Höre ich da einen gewissen Frust über die Zuneigung deiner Frau zu einer verdienten Sinacher Persönlichkeit?« Der Bürgermeister trat gut gelaunt an den Tresen und klopfte dem Apotheker auf die Schulter. »Nicht falsch verstehen, im Grunde halten wir in Sinach alle zusammen. Jeder weiß, dass er sich auf den anderen verlassen kann«, wandte er sich nun Christine zu und begutachtete ihre Kamera. »Leicaflex, ein 1968er-Modell«, demonstrierte er sein Fachwissen, aber sein Lächeln drückte ehrliche Bewunderung aus.
    »Richtig.« Christine war verblüfft, dass er die Kamera erkannte, obwohl sie den Schriftzug mit der Hand verdeckt hielt.
    »Ich besitze das gleiche Modell. Als Kind wollte ich Fotograf werden, bis ich eingesehen habe, dass es nicht wirklich etwas einbringt. Was fotografieren Sie hauptsächlich?«
    »Das Leben.«
    »Das tun wir doch alle, ich bevorzuge allerdings Porträts. Es gelingt mir recht gut, eine Person als Gesamtkunstwerk zu erfassen, nicht nur ihr Äußeres, sondern auch ihren Charakter, der sich durch Gestik und Blicke ausdrückt. Nicht wahr, Karl, darin bin ich wirklich gut?«
    »Davon verstehe ich nichts«, murmelte der Apotheker.
    Christine bemerkte das Zucken um Karl Borgrieders Mundwinkel. Der Bürgermeister schien ihm richtiggehend zuwider zu sein.
    »Was führt Sie zu uns? Ein Auftrag?«, wandte sich Jeremias wieder Christine zu.
    »Nein, private Gründe.« Jeremias Rimbars Augen waren von einem Grau, das sie an Eisen erinnerte, eiskalt und doch anziehend. Auf jeden Fall war er um einiges attraktiver als Larry Hagman, der Original- J. R .
    »Wollen Sie in unserer schönen Gegend Urlaub machen? Hotel, Pension, Apartment, was bevorzugen Sie?« Er drückte Christine eines der Unterkunftsverzeichnisse in die Hand, die auf dem Tresen neben der Kasse lagen.
    »Ich weiß noch nicht, ob ich in Sinach übernachten werde.«
    »Was darf es denn sein, Jeremias?«, lenkte Borgrieder die Aufmerksamkeit des Bürgermeisters wieder auf sich. »Oder bist du nur um des Plauderns willen hergekommen?«
    »Eine Packung Aspirin, die zum Auflösen.«
    Während Karl Borgrieder hinter sich griff und die Tabletten aus dem Regal nahm, streifte er Jeremias mit einem verbitterten Blick. »Bitte sehr«, sagte er und öffnete die antike Registrierkasse, als der Bürgermeister das Geld auf den Tresen legte.
    »Einen schönen Tag noch, Karl, und Sie sollten sich ruhig ein bisschen bei uns umsehen. Sie werden feststellen, dass sich ein Aufenthalt in unserem Dorf lohnt«, richtete sich Jeremias im Hinausgehen an Christine.
    Was hat er?, fragte sie sich, als er sie kurz musterte und plötzlich um seine Fassung rang.
    »Grüß Gott!« Der alte Mann, den sie schon auf dem Friedhof gesehen hatte, betrat in diesem Moment die Apotheke und lenkte die Aufmerksamkeit des Bürgermeisters sofort auf sich.
    »Sieh an, noch ein zukünftiger Wahlverweigerer, der meine Versammlungen ignoriert. Aber mach dir keine Sorgen, ich bin nicht nachtragend«, wandte

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