Wenn der Golem erwacht
Silikon, ist alles echt«, sagte Ira, als meine Hand über ihre runden Brüste glitt.
Ich fuhr fort, ihren Körper und ihre Kleidung nach versteckten Waffen abzutasten, vorschriftsmäßig, wie ich es gelernt hatte.
Gelernt? Wann? Und wo?
Ich konnte den Gedanken nicht weiterverfolgen, musste mich auf die aktuelle Situation konzentrieren. Schließlich trat ich zurück und sicherte die MP.
»In Ordnung. Sie können sich umdrehen.«
Aus dem Wandschrank holte ich ein Teelicht, das ich auf den Tisch stellte und entzündete. Im flackernden rötlichen Licht erkannte ich einen amüsierten Zug um Iras Lippen.
Sie strich ein paar Locken aus dem Gesicht und setzte sich auf einen Stuhl. »Ich hoffe, die Prüfung ist zu Ihrer Zufriedenheit ausgefallen.«
»In jeder Hinsicht«, antwortete ich und nahm wieder auf der Bettpritsche Platz.
»Warum setzen Sie sich nicht zu mir?«
»Sie sind im Licht und ich im Schatten. So gefällt es mir besser.«
Iras Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an. »Sie sind verflucht misstrauisch.«
»Das ist mir selbst unerklärlich.« Ich stieß ein raues, unechtes Lachen aus. »Vielleicht war ich schon immer so. Leider kann ich mich daran nicht erinnern. Wie an so vieles.«
»Wirklich nicht?«
»Was meinen Sie, Ira?«
»Vielleicht haben Sie Ambeus ein bisschen Theater vorgespielt.«
»Weshalb hätte ich das tun sollen?«
»Also haben Sie wirklich keine Ahnung, wer Sie sind?«
»Ich weiß nicht, wer ich bin. Ich weiß nicht, wo ich bin. Ich weiß nicht, wie ich hergekommen bin. Und genau genommen weiß ich auch nicht, wer Sie sind.«
»Ich bin Ira, das wissen Sie doch.«
»So nennen Sie sich. Aber man hat mir viel erzählt. Dass ich einen Unfall gehabt habe und in einem Krankenhaus liege. Wenn das ein normales Krankenhaus ist, bin ich von Beruf Staubsaugervertreter!«
»Vielleicht sind Sie das. Wie wollen Sie das wissen, wenn Sie sich an nichts erinnern?«
Ich hielt die Heckler & Koch so, dass der Schein des Teelichts auf die Waffe fiel. »Ich schätze, damit kann ich besser umgehen als mit einem Staubsauger. Bedeutend besser!«
»Aber wenn Sie sich sonst an nichts erinnern, weshalb sind Sie abgehauen?«
»Mein Gehirn mag gelitten haben. Aber nicht so sehr, um nicht misstrauisch zu werden. Dass mit Ihrer Klinik etwas nicht in Ordnung ist, merkt selbst der Dümmste. Immer dieselben vier Leute um mich rum, kein Dienstschluss und kein Schichtwechsel. Und immer ist der gute Onkel Doktor Ambeus zur Stelle, um sich um mich zu kümmern. Andere Patienten scheint es ebenso wenig zu geben wie anderes Klinikpersonal. Man hört keine Durchsagen, keine Schritte, nichts. Und alles in einem Einzelzimmer ohne Fenster. Wozu der ganze Schwindel?«
»Sie sind ein sehr wichtiger Patient.«
»So wichtig, dass man mich mit Maschinenpistolen bewacht und mich jagt wie einen tollwütigen Hund! Weiß noch jemand von dieser Hütte?«
»Sie meinen in der Klinik?«
»Was auf dem Mond passiert, ist mir gleich«, entgegnete ich gereizt.
»Niemand in der Klinik kennt die Hütte. Ich sagte doch, dass ich sie nur zufällig entdeckt habe.«
»Haben Sie jemandem von Ihrer Entdeckung erzählt, vielleicht Dr. Ambeus?«
»Ganz sicher nicht«, sagte Ira in einem Verachtung ausdrückenden Tonfall.
»Das klingt, als würden Sie den Doktor nicht mögen.«
»Er ist ein guter Arzt«, erwiderte sie ausweichend.
»Sie haben meine Frage von eben noch nicht beantwortet: Warum haben Sie und Ambeus mich belogen? Wozu der Aufwand mit dem angeblichen Krankenhaus? Und warum werde ich bewacht wie ein Schwerverbrecher.«
»Vielleicht, weil Sie ein Schwerverbrecher sind. Haben Sie schon an diese Möglichkeit gedacht?«
»Ja.« Mein Blick glitt über die MP in meinen Händen. »Und, stimmt es? Bin ich ein Verbrecher?«
»Ich weiß es nicht.«
»Verdammt, ich habe keine Lust auf Ihre Spielchen! Sagen Sie mir endlich, wer ich bin!«
»Patient Nummer siebzehn. So haben wir Sie in der Klinik genannt.«
»Ich will meinen Namen wissen!«
»Den kenne ich nicht.«
»Heißt das, Ambeus hat in dieser Beziehung die Wahrheit gesagt?«
Ira zuckte mit den Schultern. »Ich habe in der Klinik nur eine untergeordnete Position. Weder weiß ich, was Ambeus weiß, noch kenne ich seine Pläne. Ich habe nur meine Aufgabe befolgt. Und die hieß, auf Nummer siebzehn Acht zu geben.«
»Aber Sie müssen doch wissen, was in der Klinik vor sich geht!«, fuhr ich sie an. »Was ist das für eine seltsame Klinik? Und wer betreibt sie?«
»Ich werde
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