Wenn der Golem erwacht
Ihnen alles sagen, was ich weiß. Aber vorher möchte ich nach Ihnen sehen. Die Flucht muss Sie geschwächt haben. Wenn Sie hier zusammenbrechen, nützt Ihnen das gar nichts.« Sie erhob sich, entzündete ein zweites Teelicht und stellte es auf einen der Stühle, den sie neben meine Pritsche geschoben hatte. »Legen Sie sich auf den Rücken und streifen Sie einen Ärmel hoch. Ich will Ihren Puls fühlen. Und wenn Sie unbedingt wollen, behalten Sie Ihre Waffe bei sich.«
Ich gehorchte, rollte den linken Ärmel ein Stück nach oben und behielt die MP in der rechten Hand.
Während sie meinen Puls fühlte, fragte ich: »Warum tun Sie das? Ich bin nicht gerade zart fühlend mit Ihnen umgesprungen. Und ich habe zwei von Ihren Leuten erschossen.«
»Es waren nicht meine Leute, sondern die von Ambeus.« Sie ließ meinen linken Unterarm los. »Ihr Puls macht gerade einen kleinen Wettlauf, aber das ist angesichts der Umstände nicht weiter aufregend.« Ihre weiche Hand befühlte meine Stirn. »Kein Fieber, sehr gut. Was macht der Kopf sonst?«
»Fühlt sich an wie eine Großbaustelle, inklusive Presslufthammer. Sind die Verletzungen wirklich so schlimm, wie Ambeus gesagt hat?«
»Ja und nein. Ich werde Ihnen alles in Ruhe erklären. Dafür ist noch genug Zeit. Aber jetzt möchte ich gern auf Ihr Angebot zurückkommen.«
»Welches Angebot?«
Sie runzelte die Stirn in gespielter Überraschung. »Haben Sie das wirklich vergessen? So schlecht kann es doch um Ihr Gehirn nicht stehen. Erst vor wenigen Stunden haben Sie mir angeboten, Ihre Libido zu testen.«
Sie streifte die Jacke ab und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Der dunkle Pullover, den sie darunter trug, folgte. Der Büstenhalter aus marineblauer Spitze enthüllte mehr als er verdeckte, besonders als Ira sich bückte, um Schuhe und Jeans auszuziehen. Stellte sie sich absichtlich so hin, dass sie mir die festen Brüste entgegenreckte? Sie sahen aus, als wollten sie jeden Augenblick aus den Körbchen springen.
Iras Haar fiel nach vorn, streichelte mein Gesicht, kitzelte mich auf angenehme Weise. Ihr starker, durchdringender Moschusduft steigerte meine Erregung. Auch sexuelle Lust war eine Empfindung, die im Kopf entstand. Ich war sehr froh darüber, dass zumindest dieser Bereich meines Gehirns nicht gelitten hatte.
Die Jeans fiel über Iras Schuhe. Die erotischste Krankenschwester, die ich mir vorstellen konnte, stand in Slip und halterlosen Strümpfen vor mir. Alles im selben Marineblau wie der Büstenhalter, eine Farbe, die einen guten Kontrast zum Rot der Haare bot. Es war fast, als hätte Ira sich sorgsam auf diesen Auftritt vorbereitet, als hätte sie schon beim Auswählen der Unterwäsche vorgehabt, mich zu verführen.
»Was ist?«, fragte sie, als sie meinen musternden Blick bemerkte. »Gefällt der Anblick deiner Libido oder nicht?«
Ich ließ mir Zeit mit der Antwort und betrachtete in aller Ruhe die Frau, die wie zur Statue erstarrt vor mir stand. Wer auf die Models der Yellow Press steht, hätte sie vielleicht ein wenig zu üppig gefunden. Mir ging es nicht so. Iras Üppigkeit saß an den richtigen Stellen. Frauliche Formen, die beim bloßen Anblick Wärme und Sinnlichkeit ausstrahlten.
Ihre Haut war leicht gebräunt, was gut zu ihrem spärlichen Silberschmuck pass te: Ohrclips mit herzförmigen Anhängern, eine feingliedrige Kette, wieder mit einem Herzanhänger, und zwei schmale Ringe mit keltisch anmutenden Verzierungen. Um das linke Handgelenk trug sie ein schwarzes Kautschukarmband mit einem kleinen kreisrunden Uhrgehäuse aus mattiertem Silber.
Mit dem Schmuck verhielt es sich wie mit der Unterwäsche: Ira besaß Geschmack, kannte die Grenze zwischen erotischem Auftreten und Vulgarität. Die blaue Spitze und der Silberschmuck unterstrichen ihre natürliche Anziehungskraft, setzten sich aber nicht an deren Stelle. Ira bot sich an, aber sie drängte sich nicht auf.
Auch jetzt nicht, als sie halb nackt vor mir stand. Sie wartete auf meine Einladung und hätte sich wohl wieder angezogen, hätte ich nichts gesagt. Das gefiel mir, und meine Lust auf Ira gewann die Oberhand über alle Bedenken, dass die Situation nicht die geeignetste war, um sich sexuelle Wünsche zu erfüllen.
Ich legte die Heckler & Koch unter die Pritsche und drückte mich demonstrativ gegen die Wand. »Das Bett ist nur für eine Person konstruiert. Ich möchte wissen, ob es auch zwei aushält.«
»Nebeneinander sicher nicht«, lächelte sie und setzte sich rittlings auf
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