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Wenn der Golem erwacht

Wenn der Golem erwacht

Titel: Wenn der Golem erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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traten sie auf mein Geheiß rückwärts an eine Hüttenwand.
    Ira wollte aufstehen, aber ich rief: »Bleib, wo du bist! Zu einer verräterischen Schlange passt das Kriechen besser. Nimm mit der linken Hand erst die eine und dann die andere MP und wirf sie durch die Tür nach draußen. Und fass die Waffen nur so am Lauf an, dass die Mündung auch nicht eine Sekunde auf mich zeigt!«
    Widerwillig gehorchte sie und kroch dann auf meinen Befehl zu den beiden anderen.
    »Wie viele von euch sind noch da draußen?«, fragte ich. Als niemand antwortete, erhöhte ich den Druck gegen die Stirn des vor mir liegenden Mannes. »Wenn ich nicht gleich eine Antwort höre, bist du zuerst dran!«
    Er schluckte und sagte schleppend: »Wir drei und … und Ira. Mehr sind wir nicht. Die Übrigen suchen anderswo. Wir wussten ja nicht, ob du hier bist. Aber Ira meinte, es sei einen Versuch wert.«
    »Und bot sich wohl gleich als Lockvogel an?«
    »Ja.«
    »Wie seid ihr hergekommen?«
    »Mit einem Jeep.«
    »Wo steht der Wagen?«
    »Am Weg zur Hütte, knapp einen Kilometer …«
    Während er sprach, sprang Ira auf und lief wie ein von der Sehne gelassener Pfeil durch die offene Tür nach draußen. Auch ich sprang hoch, hieb meinem auskunftsfreudigen Gefangenen den MP-Lauf gegen die Stirn, griff mir seine Waffe und stürmte nach draußen.
    Ira war auf dem feuchten Gras ausgerutscht, ihr schöner Leib dreckbeschmiert. Auf dem Boden liegend, drehte sie sich um und wollte nach einer der von ihr nach draußen geworfenen Maschinenpistolen greifen. Ich war schneller und trat auf ihr Handgelenk. Ein hässliches Knacken war die Folge, und Ira schrie vor Schmerz.
    In den Schrei mischte sich die Detonation eines Schusses. Aus den Augenwinkeln hatte ich eine Bewegung in der Hütte wahrgenommen und war in dem Moment zur Seite gesprungen, als der Mündungsblitz nach draußen zuckte. Die Kugel fuhr zwischen mir und der Frau hindurch und schlug mit einem satten Klatschen ins aufspritzende Erdreich. Einer der drei Männer hatte eine Pistole oder einen Revolver bei sich. Ich war dumm gewesen, dass ich nicht an diese Möglichkeit gedacht hatte!
    Mit einem Feuerstoß in Richtung Tür zwang ich den Schützen in Deckung. Ich griff nach den beiden im Gras liegenden Maschinenpistolen und rannte auf die nächste Ansammlung von Büschen zu. Als ich darin eintauchte, pfiff dicht neben meinem Kopf eine weitere Kugel an mir vorbei.
    Ich rannte weiter, ohne auf den scharfen Schmerz in meinem rechten Fuß zu achten. Barfuß war ich auf einen scharfkantigen Stein getreten. Meine zum Trocknen aufgestellten Schuhe befanden sich noch in der Hütte.
    Kein Grund umzukehren. Vielleicht war mehr als einer der Kerle mit einer Faustfeuerwaffe ausgerüstet, und dann hatte ich verdammt schlechte Karten. Außerdem hatten sie wohl längst Gebrauch von ihren Handys oder Funkgeräten gemacht. Ihre Kumpane waren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon zur Hütte unterwegs. Und zu dem Jeep, mit dem Ira und ihre drei Komplizen hergekommen waren. Das Fahrzeug war damit für mich tabu.
    Mir blieb nur ein Ausweg: der Wald.
    Zwischen den Bäumen blitzten Lichter auf, und ich hörte das Brummen eines schnell näher kommenden Motors. Ich duckte mich hinter ein Farngestrüpp und umklammerte die Heckler & Koch. Es war meine ursprüngliche Waffe, die ich als Einzige behalten hatte. Die drei anderen Maschinenpistolen hatte ich unterwegs in einen Teich geworfen. Vorher hatte ich ihnen die Magazine entnommen, die jetzt als Reserve in meinen Hosentaschen steckten. Die anderen Reservemagazine hatte ich in der Hütte zurücklassen müssen.
    Das auf und ab flackernde Licht strich über das Farngestrüpp und ein kleiner Pkw fuhr etwa zwanzig Meter von mir entfernt vorbei. Der Wagen war schnell, an die hundert Stundenkilometer. Also wohl kein Suchtrupp.
    Ich verließ meine Deckung und ging zu der Straße. Es war eine breite, asphaltierte Landstraße, die in leichten Windungen durch den Wald führte. Das erste Anzeichen der Zivilisation seit meiner Flucht aus der Hütte. Und das war über eine Stunde her.
    Zum Glück war ich auf keine Verfolger gestoßen, hatte von ihnen nichts gesehen und gehört. Der einzige wirkliche Ärger kam von meinen nackten Füßen, die aus mehreren kleinen Wunden bluteten. Ich war erschöpft und müde, in meinem Kopf hämmerte es unangenehm. Eine Straße hatte ich, mir fehlte nur ein Fahrzeug.
    Ein erschreckender Gedanke durchzuckte mich: Ich hatte keine Ahnung, wo

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