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Wenn der Golem erwacht

Wenn der Golem erwacht

Titel: Wenn der Golem erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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es!«
    Ich schob Rica ein Stück zur Seite, konzentrierte mich kurz und warf meine linke Schulter gegen die Tür. Das Holz erzitterte, und der dumpfe Laut des Aufpralls war von den sechs Unbekannten gehört worden. Ich hörte kurze Rufe, dann schnelle Schritte.
    Wieder warf ich mich gegen die Tür. Diesmal gab sie nach und schlug krachend gegen eine Wand. Ricas Lampe flammte auf, und erleichtert betrachteten wir einen schmalen Durchgang. Wir liefen hindurch und gelangten in einen größeren Gang, ähnlich dem, von dem wir gekommen waren. Auch hier gab es weiß gestrichene Türen mit Codeschlössern. Ein zweiter Kliniktrakt? Oder die Büroräume, von denen Rica gesprochen hatte? Ich versuchte gar nicht erst, die Türen aufzubrechen und das Geheimnis dieser Räume zu ergründen. Die Schritte der Verfolger wurden lauter, jede Sekunde zählte.
    »Lauf!«, rief ich Rica halblaut zu. »Wir müssen einen Ausgang oder ein Fenster finden!«
    Rica schaltete die Lampe wieder aus. Ich packte ihre linke Hand und wir liefen den Gang entlang.
    Nicht schnell genug, wie ein lauter Ruf hinter uns zeigte: »Bleibt stehen! Sonst schießen wir!«
    Vor uns sah ich im Dunkeln die Umrisse einer Biegung. Noch zehn, zwölf Meter!
    Ich drehte mich im Laufen um und gab kurz hintereinander zwei ungezielte Schüsse aus der PSM ab. Dabei konnte ich für einen Augenblick die Umrisse der Verfolger sehen. Sie trugen breite Stirnbänder, an denen klobige Brillen befestigt waren. Nachtsichtgeräte! Die Erklärung dafür, weshalb auch sie im Dunkeln operierten. Und ich sah die Waffen in ihren Händen.
    Erst als ich schon wieder nach vorn blickte, hörte ich den lang gezogenen Schrei, der auf die Detonationen der PSM folgte. Zumindest eine der Kugeln hatte getroffen. Wir liefen um die Biegung, ohne dass die Gegner auf uns schossen. Schon mehrfach hatte ich den Eindruck gewonnen, dass ihnen daran gelegen war, mich lebendig zu erwischen. Aber konnte ich mich im Ernstfall darauf verlassen? Und würden sie auch Rica schonen?
    Als ich stehen blieb und Rica mit einem harten Ruck am Arm festhielt, stöhnte sie vor Schmerz. Links hatte ich eine Tür gesehen, die nicht mit weißer Farbe bemalt war. Und die kein Codeschloss hatte, sondern ein altmodisches Schloss. Ein schneller Druck auf die Klinke zeigte mir, dass auch diese Tür verschlossen war. Ich trat hart gegen das Holz – und die Tür sprang auf!
    Schwaches, kaum wahrnehmbares Licht fiel durch die Ritzen der Bretter, die vor ein breites Fenster genagelt waren. In dem Raum standen ein paar Bettgestelle und einige zu Türmen gestapelte Stühle aus Metall, mehr nicht.
    »Gib mir Feuerschutz!«
    Mit dieser kurzen Anweisung drückte ich Rica die PSM in die Hand und lief zum Fenster. Während Rica den Türrahmen als Deckung benutzte und die Automatik aufbellen ließ, griff ich mir einen der Stühle und schwang ihn gegen das Fenster. Das Glas zersprang mit lautem Klirren. Mit den Stuhlbeinen drückte ich gegen die morschen Bretter und konnte sie relativ mühelos aushebeln.
    Gerade noch rechtzeitig. Das metallische Klicken an der Tür zeigte mir, dass Rica die letzte Kugel verschossen hatte. Die Ersatzmagazine steckten in meiner Jacke. Im Flüsterton stieß ich ihren Namen hervor. Sie huschte herbei, übergab mir die Waffe und stieg durch das Fenster nach draußen.
    Mit fliegenden Fingern tauschte ich das leere Magazin aus und jagte drei Projektile durch die Türöffnung, als sich dort der Umriss des ersten Gegners zeigte. Die Kugeln verfehlten ihn nur knapp, und er ließ sich mit einem warnenden Ausruf an seine Kameraden nach hinten fallen.
    Mit einem Hechtsprung durchs Fenster verließ ich den Raum. Hinter mir ertönte das schnelle Knattern mehrerer MP-Feuerstöße und das Sirren der von den Wänden abprallenden Querschläger. Offenbar hatten die Kerle jede Zurückhaltung beim Gebrauch ihrer Schusswaffen aufgegeben.
    Als ich auf dem schlammigen Boden landete, achtete ich darauf, die PSM nicht zu beschmutzen. Wieder musste meine linke Schulter den Aufprall abfedern. Die Prellung, die ich mir beim unglücklichen Übersteigen des Gitterzauns zugezogen hatte, quittierte das mit einem Gefühl wie von heißen Flammen, die von innen an der Schulter leckten.
    »Steh auf, wir müssen weg!«, rief Rica und reichte mir ihre rechte Hand.
    Wir liefen über den glitschigen Boden in die Dunkelheit hinein, fort von dem Gebäude. Jetzt erst realisierte ich, dass wir uns vor einem der Seitentrakte befanden. Vor uns lag der

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