Wenn der Golem erwacht
vergammelnden Mauern und dann wieder die neuen Türen mit den Codeschlössern.«
Sie holte ihre Kamera hervor und machte mehrere Blitzlichtaufnahmen von dem Gang. Ich versuchte, mehrere Türen zu öffnen. Sie waren verschlossen und blieben es.
»Seltsam«, urteilte Rica. »Wenn der Generator abgeschaltet ist, dürften auch die elektronischen Schlösser nicht mehr funktionieren.«
»Eben! Da sie nicht funktionieren, lassen sich die Türen auch nicht öffnen.«
Ich ging weiter den Gang entlang, bis ich die Tür mit der Nummer 17 erreichte. Lachend blieb ich vor ihr stehen.
Rica folgte mir. »Wie ist die Pointe?«
»Ich musste gerade daran denken, welche Mühe es mich gekostet hat, aus diesem Zimmer zu kommen. Und jetzt versuche ich verzweifelt wieder hineinzugelangen. Ist das nicht verrückt?«
»Nicht verrückter als diese ganze Geschichte«, antwortete Rica und fotografierte mich neben der Tür. »Das wird vielleicht das Aufmacherf oto.«
»Aufmacher ist gut«, sagte ich und warf mich gegen die Tür. Nach dem vierten Versuch gab ich es auf. Eher würde ich meine Schulter zerschmettern als diese Tür.
»Was hoffst du überhaupt dort zu finden? Meinst du nicht, dass Ambeus auch seine Klinikausstattung mitgenommen hat?«
»Das hat er«, stellte ich fest, nachdem ich die Tür angesehen hatte. »Der Raum sieht ziemlich leer aus.«
»Wie kannst …« Sie stutzte und grinste dann. »Ach ja, dein Röntgenblick! Dann wissen wir ja, dass wir in dem Zimmer nichts finden.«
»Ich sehe nur grobe Umrisse. Da drin könnte trotzdem ein versteckter Hinweis zu finden sein.«
»Den finden wir eher in den Büroräumen, die es hier irgendwo geben muss.«
»Erst dieses Zimmer!«, beharrte ich und suchte meine Jacke nach einem geeigneten Werkzeug ab.
Rica staunte nicht wenig, als meine Rechte mit der PSM zum Vorschein kam. Sie wollte etwas sagen, aber mein Kopfschütteln veranlasste sie zu schweigen. Ich deutete auf den Gang hinter ihr und schaltete meine Taschenlampe aus. Auch Rica löschte das Licht ihrer Lampe.
Ich steckte meine Lampe in eine Jackentasche, nahm Rica bei der Hand und zog sie mit mir in die Dunkelheit hinein – weg von den sich nähernden Schemen.
Es waren drei. Jenseits der nächsten Biegung schlichen sie sich lautlos heran.
Ich hatte sie bemerkt, als ich nach einem Werkzeug suchte. Noch waren sie so weit entfernt, dass ich sie durch die trennenden Wände nur undeutlich sah. Ich konnte nicht einmal feststellen, ob sie bewaffnet waren. Aber davon war auszugehen.
Plötzlich hatte ich Angst – um Rica!
Mein sechster Sinn half mir, mich in der Dunkelheit zurechtzufinden. Ich konnte nur hoffen, dass die drei Fremden nicht durch das Verlöschen des Lichts alarmiert wurden. Aber bei eingeschaltetem Licht hätten Rica und ich hervorragende Zielscheiben abgegeben. Vielleicht dachten sie, wir seien einfach weitergegangen. Vielleicht konnten sie jenseits der Biegung die Strahlen der Taschenlampen auch gar nicht bemerken.
Die drei schienen sich nicht besonders zu beeilen, hegten wohl keinen Verdacht, dass wir ihnen so nah waren. Ich fragte mich, wo sie hergekommen waren. Auf der Fahrt hierher waren wir nicht verfolgt worden, da war ich mir sicher.
Also hatten sie das Gebäude überwacht, wahrscheinlich von einem der Seitentrakte aus. Warum? Um es einfach nur vor ungebetenen Gästen zu schützen? Unwahrscheinlich, da Ambeus seine Zelte hier abgebrochen zu haben schien. Es gab noch eine andere Erklärung: Sie hatten auf mich gewartet!
Vor uns machte der Gang eine scharfe Biegung. Hinter ihr blieb ich so abrupt stehen, dass Rica gegen mich prallte. Ich starrte nach vorn und fühlte, wie sich eine unsichtbare Schlinge um meinen Hals zusammenzog.
Sie brachte ihren Mund an mein linkes Ohr. »Was ist?«
»Hinter uns sind drei und vor uns auch«, flüsterte ich in ihr Ohr. »Jetzt erkenne ich, dass sie bewaffnet sind, vermutlich MPs.«
»Und jetzt?«
Ich sah mich um. Links entdeckte ich die Umrisse einer schmalen Tür, wie von einer Abstellkammer. Sie hatte kein Codeschloss. Ich legte meine Hand auf den Knauf, versuchte ihn zu drehen. Nichts, auch diese Tür war verschlossen. Mein ›Röntgenblick‹ brachte mich auch nicht weiter. Ich sah nur helle und dunkle Flächen, die kein einheitliches Bild ergaben.
»Ich kann die Tür vielleicht aufbrechen«, raunte ich Rica zu. »Aber wenn es nur eine Besenkammer ist, bringt es uns nicht weiter. Und die anderen sind alarmiert.«
Sie drückte meinen Arm. »Versuch
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