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Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Titel: Wenn der Hunger erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
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sich mit Tränen, ihr ganzer Körper erschauerte, so sehr überwältigte sie diese Offenbarung. Dann warf er ihr noch ein schiefes Grinsen zu und marschierte hinaus in die Nacht.
    Auf der Veranda konnte Ian sofort den ranzigen Gestank des Casus riechen, der schwer in der Luft hing. Aber er war bereit. Bereit zu kämpfen, um die Frau zu retten, die er liebte.
    Und er liebte sie wirklich, mehr als er sich das je hätte vorstellen können. Ihr Glaube an ihn hatte ihn verändert, und er verstand nun, dass es gar nicht seine Selbstkontrolle gewesen war, die sie beschützt hatte, als er ihr Blut trank, die dafür sorgte, dass er aufhören konnte, bevor sie zu viel Blut verlor. Es lag daran, dass sie ihm so viel bedeutete – dass sie alles für ihn bedeutete –, und er würde alles tun, um sie zu beschützen.
    Anstatt das finstere Wesen zu bekämpfen, das in ihm aufstieg, war Ian nun bereit, es zu umarmen. Sich seiner Macht zu ergeben, ihm nicht nur sein eigenes Leben anzuvertrauen, sondern auch das von Molly.
    Er rollte die Schultern und schritt die Stufen hinab, das Gras war kühl und feucht unter seinen bloßen Füßen. Eine merkwürdige, gespenstische Ruhe machte sich in ihm breit, die Muskeln waren hart, seine Sinne nahmen jeden Ton und die kleinsten Bewegungen in den Bäumen wahr. Der Gestank des Casus wurde noch deutlicher, Ian spürte, wie das Monster sich näherte. Er ballte die Fäuste … und wartete ungeduldig darauf, dass der Merrick sich in ihm rührte. Und doch, als die Kreatur mit einem bösartigen, hinterhältigen Grinsen aus dem Schutz des Waldes trat … stand Ian noch immer als Mensch da.
    Was zum Teufel war jetzt los? Ian holte tief Luft und suchte in den finstersten Tiefen seines Wesens nach diesem primitiven Teil seiner Natur. Er konnte ihn in sich spüren, bekam ihn aber nicht zu fassen. Es war nicht möglich, ihn hervorzulocken.
    Worauf um alles in der Welt wartete der Merrick noch?
    „Na los doch“, schnaubte er leise und rollte frustriert die Schultern. Der Casus kam näher, sein grauer, grotesker Körper wirkte wie aus einem Albtraum gerissen. Ian wich keinen Zentimeter zurück. Die eisblauen Augen des Monsters loderten so hell, es war, als würde man direkt in die Hölle blicken und von ihren Flammen quälend langsam verzehrt werden.
    Der Casus hob die Nase, schnüffelte suchend in der Luft und gab einen kehligen Ton von sich, der wie ein dämonisches Schnurren klang.
    „Mmm. Ich kann deine kleine blonde Schlampe im Haus riechen.“ Die gekrächzten Worte drangen ihm merkwürdig aus der Schnauze. „Ich muss zugeben, dass ich hoffte, sie würde dir hierher folgen, Buchanan. Es hat so viel Spaß gemacht, deine anderen Frauen in Stücke zu reißen, da wollte ich mir diese doch nicht entgehen lassen. Ich hätte sie schon noch aufgetrieben, wenn ich mit dir fertig bin, aber es ist natürlich viel toller, wenn du zusiehst, wie ich mit ihr spiele.“
    Das tiefe, unmenschliche Grunzen, das aus Ians Kehle drang, kündigte endlich den Merrick an. Ian setzte ein barbarisches Lächeln auf, aber dann zerriss ihn ein entsetzlicher Schmerz, als würde sein Inneres nach außen gekehrt. Sein Rücken krümmte sich, alle Muskeln zitterten, als würde er Stromschläge kriegen – und dann kam der Merrick mit explosiver Macht zum Vorschein.
    Blut floss über seine erhobenen Hände, als lange, rasiermesserscharfe Krallen aus seinen Fingerspitzen wuchsen, mit einem Zischen schossen die Reißzähne aus seinem Zahnfleisch. Sein ganzer Körper verwandelte sich unter furchtbaren Schmerzen. Die Knochen wurden dicker, die Muskeln größer, es war furchtbar, aber gleichzeitig auch befreiend. Seine Brust bebte, die Gesichtsmuskeln knackten, als seine Nase flach wurde, wie die eines Tiers.
    „Merrick“, knurrte das Monster, und Ian hechtete vor Wut aufbrüllend durch die Luft, stürzte sich mit solcher Gewalt auf den Casus, dass beide zu Boden stürzten und über das feuchte Gras rutschten. Er hieb mit den Krallen auf den Rücken des Casus ein, der ein Heulen von sich gab und ihn mit seinen Klauen aufschlitzen wollte. Doch diese barbarischen Klauen fuhren nur über seine Haut, ohne Spuren zu hinterlassen. Ian registrierte verblüfft, dass das Kreuz ihn tatsächlich beschützte.
    „Talisman“, schnaubte das Monster, starrte das Kreuz hasserfüllt an und sprang auf die Füße. Ian kam ebenfalls hoch.
    Ian packte das Kreuz, um die Sache zu Ende zu bringen, und zerriss das Samtband. Das Metall war heiß in seiner Hand,

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