Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
Molly in sein Leben geführt und ihm gezeigt zu haben, was es wirklich bedeutete, einen anderen Menschen zu lieben.
„Hier riecht’s immer noch nach Geißblatt“, murmelte er vor sich hin und sog den schwachen, aber vertrauten Duft ein, den er mit Heimat verband.
Sie lächelte ihn neugierig und zugleich fragend an, und er erklärte. „Geißblatt war Elainas Lieblingsduft, sie hat das ganze Haus damit eingehüllt. Kerzen und kleine Töpfe mit getrockneten Blumen. Lotionen und Parfüms. Riley und ich mussten dauernd wie Mädchen riechend in die Schule gehen.“
Sie lachte, und er hätte sie am liebsten geküsst, um den Klang ihres Lachens auf ihren Lippen zu schmecken. Aber er hielt sich zurück, wollte vielmehr wissen, was sie wohl dachte, was ihr durch den Kopf ging. Sie hatte nichts von ihm verlangt. Keine Erklärungen seiner Gefühle ihr gegenüber … keine Versprechungen. Kein Gerede über eine gemeinsame Zukunft, und das brachte ihn fast zum Explodieren. Worauf wartete sie denn noch?
Ian ergriff ihre Hand, so klein und zart in seiner eigenen, und seine Angst um sie loderte wie ein lebendes Wesen unter seiner Haut.
„Du hast Angst um mich, nicht wahr?“, fragte sie leise.
„Himmel, Molly. Was glaubst du wohl, wieso ich überhaupt hierhergekommen bin?“, murrte er. „Ich wollte dieses Monster von dir weglocken, aber du musstest natürlich hier auftauchen.“ Er warf einen finsteren Blick durchs Fenster auf die dunklen Wolken am Himmel. „Er kommt. Heute Nacht. Ich spüre das.“
„Ich auch. Aber es wird gut ausgehen. Das weiß ich ganz sicher. Egal, wie mächtig dieser Casus sein mag, mit dir kann er es nicht aufnehmen.“
Ian schüttelte den Kopf über ihren blinden Glauben an ihn und lachte rau. „Ich habe dein Leben ruiniert, Molly. Kapierst du das nicht? Du solltest sehen, dass du so schnell wie möglich von mir wegkommst, anstatt hier rumzuhängen und mich anzufeuern.“
„Ian, du verdrehst das alles.“ Molly drückte seine Hand. „Du hast überhaupt nichts ruiniert. Sondern mir mein Leben zurückgegeben. Egal was passiert, ich gehöre hierher, zu dir, und du solltest wirklich aufhören, mich verscheuchen zu wollen.“
„Das hab ich schon versucht“, sagte er ironisch. „Man sieht ja, wie toll es geklappt hat.“
Sie grinste neckisch. „Und was hast du jetzt vor?“
„Keine Ahnung“, murmelte er, lehnte den Kopf an die Wand, betrachtete sie, der herausfordernde Blick in seinen blauen Augen gehörte zum Schönsten, das Molly je gesehen hatte. Sie liebte es, ihn so entspannt zu sehen, er schien sich endlich wohl in seiner Haut zu fühlen … und sich auch in ihrer Gegenwart wohlzufühlen. „Wer weiß? Vielleicht hab ich ja Glück und kann ein bisschen Verstand in deinen Kopf vögeln.“
„Das kannst du gern versuchen“, witzelte sie. „Ich glaube nicht, dass es funktioniert, aber deine Bemühungen werde ich ganz bestimmt genießen.“
Er lachte laut auf, und sie lächelte und fragte sich, ob er je zuvor bei einer Frau so entspannt gewesen war. Sie bezweifelte es sehr, und ein warmes Glühen stieg in ihr auf.
„Was ist?“, fragte er, ihre Hand mit dem Daumen streichelnd.
Molly stellte das Bier ab und strich sich mit der freien Hand eine Locke hinters Ohr. „Ich dachte nur gerade, dass du normalerweise bei Frauen bestimmt nicht so bist. Einfach schwatzen. Witze machen.“
Lange Zeit starrte er sie einfach nur an, dann streckte er die Hand aus und berührte ihr Gesicht mit den Fingerspitzen. „Das stimmt“, krächzte er. „Und ich bin ein selbstsüchtiger Bastard, dass ich es so sehr genieße, dich um mich zu haben, obwohl ich weiß, dass du in Lebensgefahr bist. Aber ich kann nichts dagegen machen. Ich will so viel Zeit mit dir verbringen, wie ich kriegen kann, Molly, und ich habe eine Heidenangst, dich zu verlieren.“
„Das wird nicht passieren“, flüsterte sie, überwältigt von seinen Worten. Am liebsten hätte sie sich ihm an den Hals geworfen, aber sie bekämpfte den Impuls aus Angst, wie er wohl reagieren würde. Stattdessen setzte sie ein neckendes Lächeln auf. „Du hast nicht zufällig ein kleines Waffenarsenal hier irgendwo versteckt? Vielleicht eine Beretta, deren Magazin ich in das Monster leeren kann? Oder ein Gewehr? Eine Uzi?“
Kichernd schüttelte Ian den Kopf. „Soweit ich weiß, leider nicht.“
„Elaina hielt auch nichts von Schusswaffen, oder?“, fragte sie beiläufig, aber Ian war klar, eigentlich wollte sie wissen, warum er nichts
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