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Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Titel: Wenn der Hunger erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
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davon hielt.
    „Tja, sagen wir mal, mein Daddy war geradezu verrückt nach Kanonen. Aber das war noch nicht das Schlimmste, denn er war genauso verrückt nach Wild Turkey.“
    Selbst jetzt noch spürte Ian das Entsetzen, wenn er nachts wach wurde, weil seine Eltern sich stritten. Er linste dann durchs Schlüsselloch und erblickte seinen Vater, der seiner Mutter eine Pistole an den Kopf hielt und schrie, er würde die „Dämonen schon verjagen“.
    Sie hatte wahrscheinlich wieder über ihre Vorfahren geredet, was seinen Vater immer in Wut versetzte. Elainas Gesicht war tränenüberströmt, aber der Blick seines Vaters war so kalt wie die Mündung, die er an ihre Schläfe drückte.
    Er wollte ihr zu Hilfe eilen, aber er stand vor Angst wie angewurzelt stehen, als wären seine Füße an den Holzboden genagelt. Endlich stieß sein Vater Elaina zur Seite, schnappte seine Autoschlüssel und stürmte aus dem Haus. In dieser Nacht war er in blinder, besoffener Wut losgerast … und sie hatten ihn nie wiedergesehen.
    Seit diesem Tag konnte Ian den Anblick einer Waffe nicht mehr ertragen … und seine Mutter genauso wenig.
    „He, jemand zu Hause?“, hörte er Molly leise fragen, die an seine Stirn klopfte und sich auf seinen Schoß setzte. Sie legte die Arme um seine Schultern, küsste sein Kinn, und er unterdrückte ein heiseres Stöhnen. Das süße, weibliche Gewicht ihres Körpers fühlte sich unglaublich köstlich an, zärtlich und rein. Er schlang seine Arme um sie und vergrub seine Nase in ihrem warmen, seidigen Haar, atmete ihren Duft ein, sog ihn in seinen Körper … in sein Herz … in seine Seele.
    Er hatte so viel Angst, sie zu verlieren, dass er sie nie wieder loslassen wollte.
    So blieben sie endlos lang sitzen, wiegten sich sanft, der entfernte Donner war das einzige Geräusch im Hintergrund – bis ein scharfer, kehliger Schrei durch die Nacht hallte, ein gespenstisches Geräusch, irgendwo vor dem Haus. Molly versteifte sich in seinen Armen, und Ian löste sich sofort von ihr.
    Dann sprang er auf die Füße. „Es ist so weit“, sagte er.
    „Oh Gott“, keuchte Molly mit schwerer Stimme, Tränen stiegen ihr in die Augen, während er zu seinem Seesack ging. Er wirkte ganz ruhig, konzentriert, als stünde ihm gar nicht die entsetzlichste Erfahrung seines Lebens bevor.
    Er nahm das Kreuz und ein langes, furchtbar aussehendes Messer, das er Molly hinhielt. „Als ich herkam, ahnte ich nicht, dass die Dinge sich so entwickeln würden. Da ich jetzt Blut getrunken habe, sollte der Merrick in der Lage sein, mit diesem Arschloch fertig zu werden, und wenn Gott will, wird das Kreuz ihn töten. Aber wenn es nicht klappt, wird der Casus als Nächstes hinter dir her sein. Dann hast du nur mit dem Messer eine Chance, Molly. Setze es ein. Tu was du kannst, und dann verschwinde von hier.“
    „Das Kreuz wird funktionieren, Ian. Es muss einfach.“
    „Hast du mir zugehört, Molly?“, redete er auf Molly ein, damit sie das Messer endlich nahm. Dann legte er sich das Kreuz um den Hals. Es glänzte auf seiner bloßen Brust; noch immer trug er nur seine Jeans, die tief an seinen Hüften hing. Sein schlanker Körper wirkte gefährlich, die goldene Haut spannte sich über harten Muskeln. „Wenn es schiefläuft“, beschwor er sie, „lauf hinten raus, spring in dein Auto und ras los, direkt zum Flughafen. Zurück zu Scott. Er wird schon auf dich aufpassen, Molly.“
    „Ian“, seufzte sie leise. Er sah so lebendig und stark aus, jetzt sogar noch mehr als vor einer Woche, als sie ihn zum ersten Mal erblickte. Und doch hatte sie furchtbare Angst um ihn, denn er musste einem Feind gegenübertreten, der so bösartig und abscheulich war, dass er gar nicht auf diese Welt gehörte.
    „Versprich mir das, Molly. Dass du hier lebend rauskommst, ist das Einzige, was zählt. Nur deshalb hab ich das Monster hierhergelockt. Ganz egal, wie das jetzt ausgeht, ich will, dass du in Sicherheit bist.“
    Sie nickte und beobachtete zitternd vor Furcht, wie er zur Tür ging. Er griff nach der Klinke, als sein Name aus ihr herausplatzte. „Ian!“
    Er blickte über die Schulter zurück. „Ja?“
    „Mach ihn fertig“, wisperte sie. „Sorg bloß dafür, dass du zu mir zurückkommst.“
    Einen Augenblick starrte er nur, völlig reglos, seine innere Gefühlsaufwallung war an seinen dunklen Augen abzulesen. Dann holte er tief Luft. „Falls es was zu bedeuten hat, Molly, ich möchte, dass du das weißt. Ich liebe dich.“
    Mollys Augen füllten

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