Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
Donnerstagabend in seinem Apartment ein paar Sachen packte und in den Transporter lud. Ein neugieriger Nachbar wollte wissen, wo er die ganze Zeit gewesen wäre, sein Bruder würde ihn suchen. Buchanan rief laut und deutlich South Carolina, und Malcolm musste darüber lächeln, dass der Mann zur Abwechslung mal nach Hause wollte.
Nicht dass man ihm hätte sagen müssen, was Buchanans Ziel war. Der Idiot konnte sich im abgelegensten Winkel der Erde verstecken, Malcolm würde ihn trotzdem aufspüren. Aber diese Entscheidung freute ihn. In South Carolina war er noch nie gewesen, und einen Ortswechsel konnte er gut gebrauchen.
Nachdem der Merrick abgefahren war und er sich Aubrey Rodgers vorgenommen hatte, beschloss er, in Joe Kellys Eigentumswohnung ein paar Sachen zu packen und zum Flughafen zu fahren. Er hätte auch mit Kellys Wagen die ganze Strecke fahren können, aber so viel Zeit wollte er nicht verschwenden. Calder hatte ihm versichert, dass er sich in dieser modernen Welt schon zurechtfinden würde, wenn er erst einmal seinen Wirtskörper gefunden hätte – und dass stimmte. Malcolm besaß jetzt Joes sämtliche Erinnerungen über seinen Alltag, so schäbig die auch waren. Er hätte sogar in sein Büro marschieren und seinen nutzlosen Job erledigen können. Was er zum Glück nicht musste. Geld war schließlich kein Problem. Dafür hatte Calder schon gesorgt, und zwar recht üppig.
Malcolm atmete die feuchte Luft tief ein, überdachte seine Zukunftsaussichten und konnte seine Erregung kaum im Zaum halten. Die freudige Erwartung konnte er beinahe schmecken. Sobald er Buchanan erledigt und den Dark Marker in seinen Besitz gebracht hätte, würde er seinen Bruder herausholen. Dann plante er, mit Gregory an seiner Seite eine Spur der Verwüstung durch diese hochnäsige moderne Welt zu ziehen, wie die Menschen sie noch nie erlebt hatten.
Und keiner würde sie aufhalten können.
22. KAPITEL
Als der träge Nachmittag zum Abend wurde und die Dunkelheit hereinbrach, war in der Ferne wieder ein Donnergrollen zu hören, der einen weiteren Sturm ankündigte. Das war normal zu dieser Jahreszeit, wie Ian wusste, aber ihm schien es trotzdem die Ankündigung schlimmer Dinge zu sein.
Er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass der Casus heute Nacht kommen würde. Und Molly spürte es auch, dieses schwere Vorgefühl in der Brust, das mit jedem Atemzug deutlicher wurde.
Sie hockten im Wohnzimmer auf dem Boden, aßen ein paar Sandwiches, tranken kaltes Bier aus der Kühlbox, die er gestern zusammen mit den Lebensmitteln in der Stadt gekauft hatte, und lauschten dem nächsten Sturm, der über sie hinwegzog. Ian musterte ihr Profil aus den Augenwinkeln und dachte daran, wie oft er sich in der letzten Woche gefragt hatte, was an ihr eigentlich diese Anziehung bei ihm auslöste – und zwar nicht nur körperlich. Nicht nur nach ihrem Blut, obwohl ihm immer noch das Wasser im Mund zusammenlief. Und auch nicht nur Sex, obwohl der Sex mit ihr besser war als alles, was er je erlebt hatte.
Als er sie heute zum zweiten Mal nahm, hatte er sich Zeit gelassen, um alles in Ruhe zu genießen. Es war erregend zuzusehen, wie sein dunkler, harter Schwanz immer wieder in ihre feuchte, glänzende rosa Spalte stieß, er versank in ihren Atemzügen, in den Berührungen ihrer Hände … dem Geschmack ihrer Lippen, der Zartheit ihrer Haut.
Und in den stillen Nachmittagsstunden, als sie in seinen Armen schlief, während die Stürme über sie hinwegfegten, erschöpft von den körperlichen Exzessen, da war ihm schließlich klar geworden, was sie so besonders und so anders machte.
Er hatte nun die Antwort – aber gleichzeitig immer noch große Angst, sie sich auch einzugestehen. Aber tief im Innern, wo es wirklich zählte, da wusste er, was mit ihm passierte. Und da er es jetzt wusste, fragte er sich, ob er all diese Jahre lang gar nicht vor etwas davongelaufen war, sondern vielmehr nach etwas suchte. Nach genau diesem hier. Nach Molly. Nach dem einen Menschen, der die Fähigkeit besaß, ihn zur Ruhe kommen zu lassen, dem ganzen Chaos einen Sinn zu verleihen, und ihn gleichzeitig auf eine Art zu erregen, die er sich niemals hätte vorstellen können. Eine Lust in ihm auszulösen, von der er gar nicht gewusst hatte, dass sie überhaupt existierte.
Schon komisch, dass der Kreis sich erst schließen, er in das Haus seiner Kindheit zurückkehren musste, damit dieses Wunder eintreten konnte. Dass er ausgerechnet seiner Mutter dafür danken musste,
Weitere Kostenlose Bücher