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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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nur noch an einem seidenen Faden, das verriet sein knapper Ton. »Wenn, dann unterscheidet es sich wohl kaum von dem, was die meisten sterblichen Paare verbindet.«
    »Gut zu wissen, dass du so sentimentale Ansichten über die Ehe hast.«
    Frustriert fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar. »Warum stellst du es dir nicht einfach als eine Art Vampir-Keuschheitsgürtel vor? Solange du es trägst und ich allein den Schlüssel besitze, kann kein anderer Vampir deinen Hals anknabbern.«
    »Das wird mir ein großer Trost sein.« Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust. »Warst du es nicht, der mich so glattzüngig darüber informiert hat, dass es andere Stellen gibt, von denen ein Vampir trinken kann? Was ist zum Beispiel mit der saftigen Arterie am Schenkel einer Frau, genau unterhalb ...«
    Julian verschloss ihr mit zwei Fingern die Lippen, während sein Blick ihr sagte, wenn sie weiterspräche, geschähe dies auf eigene Gefahr. Einen Moment lang funkelte sie ihn trotzig an, dann hob sie die Hand, nahm ihr Samthalsband ab und warf es auf den Sitz neben sich. Sie hob ihre Haare an, sodass ihr Nacken frei war.
    Julian war so still, dass sie kurz überlegte, ob er aus der Kutsche gestiegen war, während sie ihm den Rücken zukehrte. Sie schaute über ihre Schulter und sah, dass er ihren bloßen Hals mit regloser Miene betrachtete, während in seinen Augen ein unaussprechliches Sehnen stand. Da erkannte sie, dass, so gefährlich dies hier auch für sie war, es für ihn noch schwerer sein musste.
    Als sie ihr Gesicht wegdrehte und zitternd einatmete, rechnete sie halb damit, seine weichen Lippen auf ihrer Haut zu spüren ... kurz bevor seine Zähne sich in ihr zartes Fleisch bohrten. Aber er legte ihr nur sanft den Goldreif um den Hals und schloss ihn.
    Sie ließ ihr Haar fallen und wandte sich um, sah, wie er den winzigen goldenen Schlüssel in seine Westentasche steckte. »Hast du die immer dabei, nur für den Fall, dass du einer Frau begegnest, die du gerne zu deiner Sklavin machen würdest?«
    Er bedachte sie mit einem finsteren Blick. »Ich habe ihn heute Abend erst besorgt, gleich nachdem die Sonne untergegangen war. Es würde dich erstaunen, wenn du wüsstest, was man alles bei den Chinesen unten an den Docks käuflich erwerben kann.«
    Mit einer Hand berührte sie ihr neues Schmuckstück. Obwohl das Gold so lange geschlagen worden war, bis es so dünn wie ein Blatt Pergament war, fühlte es sich für sie schwer wie Eisen an. Besonders als Julian das eine Ende der Kette nahm und sich um das Handgelenk wickelte.
    »Bist du bereit?«, fragte er sanft.
    »Ja, mein Herr und Meister«, antwortete sie mit einem aufsässigen Blick.
    Er schaute ihr in die Augen. »Im Moment siehst du nicht im Geringsten hingerissen oder rettungslos verliebt aus..
    Sie ließ ihre Wimpern flattern und machte ihm Kuhaugen.
    »Jetzt siehst du aus, als würde dir gleich schlecht werden.«
    »Das stimmt vielleicht sogar«, stieß sie aus, während er den Kutschenschlag öffnete und ihr seine Hand bot.
    Sie schob ihre Hand in seine, wusste, sie konnte nicht gut zugeben, dass ihr der Reif und die Kette wie der sichtbare Beweis des unsichtbaren Bandes vorkam, das ihr Herz an seines gefesselt hatte von dem ersten Moment an, da sie ihn gesehen hatte. Er hatte im Gesellschaftssalon seines Bruders gestanden und Byron rezitiert. So verzehrend die Phantasien eines jungen Mädchens auch waren, sie fand gerade heraus, dass die Leidenschaft einer Frau doppelt so gefährlich sein konnte.
    Der Herrensitz, der Chillingworth Manor hieß, erhob sich vor ihnen dunkel in den Nachthimmel, ein verfallender Haufen Steine und Schieferplatten. Nach dem Stand des Verfalls zu urteilen, der sichtbar über dem ehemals beeindruckenden Gebäude hing, war das Vermögen der Familie schon längst aufgezehrt gewesen, ehe ein rücksichtsloser Cousin zweiten Grades betrunken das Anwesen an einen Vampir verspielt hatte.
    Ein Vorhang aus Wolkenfetzen schob sich vor den Mond, teilte sich gerade lange genug, um eine Reihe von Schornsteinen zu beleuchten, die sich vor dem dunkelsamtblauen Himmel wie die krummen Zähne eines alten Mannes abzeichneten. Alle Fenster des Gebäudes, sogar die mit kaputten Scheiben, waren mit schwarzem Krepp verhängt, sodass es aussah, als trüge das Haus Trauer über den Verlust seiner eleganten Erscheinung, ein stummer Vorwurf an jene, die so dumm gewesen waren, es zu verlieren. Es schien irgendwie passend, dass es von den Lebenden verlassen und von den

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