Wenn die Demokratie zusammenbricht
verabschiedet. Daraus folgt, dass »wir« nicht mehr das Recht haben, uns einer solchen MaÃnahme zu widersetzen. Aber dieses Argument wird selten konsequent gebraucht. Schwule benutzen es, um Schwulenrechte zu verteidigen, akzeptieren es aber nicht, wenn ein demokratisches Land Homosexualität verbietet. Umweltaktivisten verlangen, dass demokratisch beschlossene UmweltmaÃnahmen durchgeführt werden, veranstalten aber gerne illegale Proteste, wenn sie mit anderen demokratischen Entscheidungen nicht übereinstimmen. In solchen Fällen haben »wir« anscheinend nicht dafür gestimmt.
MYTHOS 3
Die Mehrheit hat recht
Aber lassen Sie uns einmal um des Arguments willen annehmen, dass in einer Demokratie tatsächlich das Volk regiert und dass jede Stimme tatsächlich zählt. Wird das Ergebnis dieses Prozesses automatisch richtig oder gut sein? SchlieÃlich haben wir deshalb eine Demokratie, nicht wahr? Um das Richtige zu tun? Aber es ist schwer zu erkennen, warum oder wie der demokratische Prozess notwendigerweise zu guten oder richtigen Ergebnissen führen sollte. Wenn viele Menschen an etwas glauben, wird es dadurch nicht wahr. Es gibt aus der Vergangenheit eine Menge von Beispielen für kollektive Täuschungen. Die Leute dachten früher zum Beispiel, dass Tiere keinen Schmerz empfinden könnten oder dass die Erde flach wäre oder dass der König oder Kaiser Gottes Vertreter auf Erden wäre.
Auch ist etwas nicht moralisch richtig oder fair, nur weil viele Menschen es befürworten. Denken Sie an all die kollektiven Verbrechen, die in der Vergangenheit von Menschen begangen wurden. Abscheulichkeiten wie Sklaverei und Judenverfolgung wurden einmal von den meisten Menschen als völlig akzeptabel angesehen.
In einer Demokratie werden moralische Erwägungen durch den Willen der Mehrheit übertrumpft. Quantität übertrumpft Qualität â die Anzahl an Menschen, die etwas wollen, setzt Erwägungen der Moral und der Rationalität auÃer Kraft.
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Machen wir uns nichts vor: Die Menschen werden bei ihrer Wahlentscheidung gewöhnlich von ihren Eigeninteressen geleitet. Sie stimmen für die Parteien, von denen sie erwarten, dass sie ihnen am meisten nutzen. Sie wissen, dass die Kosten, die mit dem Nutzen, den sie erhalten, einhergehen, von allen Menschen getragen werden. Ist das fair oder wünschenswert? Die unbequeme Wahrheit ist, dass Menschen die Demokratie höchstwahrscheinlich deshalb befürworten, weil sie hoffen oder erwarten, zur Mehrheit zu gehören, so dass sie von der Plünderung des Reichtums der anderen profitieren können. Sie hoffen, dass sie ihre Lasten mit anderen teilen und ihr Nutzen von anderen bezahlt wird. Das ist gerade das Gegenteil von moralischem Verhalten.
Ãbertreiben wir? Wenn Sie und Ihre Freunde jemanden auf der StraÃe ausrauben, werden Sie bestraft. Wenn die Mehrheit ein Gesetz verabschiedet, um die Minderheit auszurauben (zum Beispiel eine neue Steuer auf Alkohol oder Zigaretten), dann ist dies eine demokratische Entscheidung und daher legal. Aber was ist der Unterschied zum StraÃenraub?
Wenn Sie darüber nachdenken, müssen Sie zu dem Schluss kommen, dass der grundlegende Mechanismus der Demokratie â die Tatsache, dass die Mehrheit das Sagen hat â im Grunde unmoralisch ist. In einer Demokratie werden moralische Erwägungen durch den Willen der Mehrheit übertrumpft. Quantität übertrumpft Qualität â die Anzahl an Menschen, die etwas wollen, setzt Erwägungen der Moral und der Rationalität auÃer Kraft.
Der britische Politiker und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts Auberon Herbert hatte über die Logik und Moralität der Demokratie dies zu sagen:
»Fünf Männer befinden sich in einem Raum. Haben, weil drei Männer einen Standpunkt einnehmen und zwei einen anderen, die drei Männer irgendein moralisches Recht, den anderen zwei Männern ihren Standpunkt aufzuzwingen? Welche magische Kraft kommt über die drei Männer, dass sie, weil sie einer mehr sind als die zwei Männer, plötzlich die Besitzer von Geist und Körper dieser anderen werden? Solange sie zwei gegen zwei waren, dürfen wir annehmen, dass jeder Mann Herr seines eigenen Geistes und Körpers blieb; aber von dem Moment an, in dem ein weiterer Mann â der Himmel weiÃ, aus welchen Motiven heraus handelnd â sich der einen oder der anderen Partei angeschlossen
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