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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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er damit umgehen sollte. Und so machte die Furcht ihn noch nervöser.
    Er machte sich Sorgen wegen Jack Dawson. Vie lleicht war es ein schwerer Fehler gewesen, daß er Dawson Zeit gelassen hatte, über seine Möglichkeiten nachzudenken. Ein Mann wie dieser Polizeibeamte würde diese Zeit vielleicht gut zu nützen wissen.
    Wenn er spürt, daß ich ihn auch nur ein wenig fürchte, dachte Lavelle, und wenn er mehr über Voodoo herausfindet, dann könnte er vielleicht irgendwann verstehen, warum ich guten Grund habe, ihn zu fürchten.
    Wenn Dawson herausfand, über welch besondere Macht er verfügte, und wenn er lernte, diese Macht einzusetzen, würde er Lavelle finden und ihn aufhalten. Dawson war einer jener seltenen Menschen, dieser eine unter zehntausend, die auch gegen den größten Bocor kämpfen und sich eines Sieges einigermaßen sicher sein konnten. Wenn der Detektiv das Geheimnis seines Wesens entdeckte, dann würde er zu Lavelle kommen, wohlgerüstet und gefährlich.
    Lavelle streifte durch das dunkle Haus.
    Vielleicht sollte er jetzt schon zuschlagen. Sollte die Dawson-Kinder noch an diesem Abend vernichten. Es hinter sich bringen. Vielleicht würde ihr Tod Dawson in völlige Verzweiflung stürzen. Er liebte seine Kinder sehr, und er war schon Witwer, litt schon unter einem schweren Kummer; vielleicht würde ihn der blutige Mord an Penny und Davey zerbrechen. Wenn der Verlust seiner Kinder ihn nicht völlig um den Verstand brachte, dann würde er ihn höchstwahrscheinlich in eine schreckliche Depression stürzen, die sein Denken vernebeln und viele Wochen lang seine Arbeit beeinträchtigen würde. Das allermindeste war, daß Dawson ein paar Tage der Untersuchung fernbleiben mußte, um die Beerdigung zu arrangieren, und diese paar Tage würden Lavelle eine kleine Atempause verschaffen.
    Aber was war andererseits, wenn Dawson ein Mensch war, der aus dem Leid Kraft schöpfte, anstatt unter die ser Last zusammenzubrechen? Was war, wenn die Ermordung und Verstümmelung seiner Kinder seinen Entschluß, Lavelle zu finden und zu vernichten, nur noch stärkte?
    Für Lavelle war diese Möglichkeit enervierend.
    Unentschlossen streifte der Bocor durch die lichtlosen Räume, wie ein Geist, der das Haus heimsuchte.
    Endlich wußte er, daß er die uralten Götter befragen und sie demütig bitten mußte, ihn an ihrer Weisheit teilhaben zu lassen.
    Er ging in die Küche und schaltete die Deckenlampe an. Aus einem Schrank nahm er einen mit Mehl gefüllten Behälter. Auf der Arbeitsplatte stand ein Radio. Er rückte es in die Mitte des Küchentischs. Mit dem Mehl zeichnete er auf den Tisch, rund um das Radio, ein kunstvolles Veve.
    Er schaltete den Apparat ein.
    Er wechselte durch ein Dutzend Sender, die alle Arten von Musik spielten, von Pop über Rock und Country bis zu Klassik und Jazz. Dann stellte er den Tuner auf eine freie Frequenz ein, die auf keiner Seite von anderen Sendern gestört wurde.
    Er nahm noch eine zweite Handvoll Mehl und zeichnete sorgfältig ein kleines, einfaches Veve oben auf das Radio selbst.
    Dann wusch er sich am Spülbecken die Hände, ging zum Kühlschrank und holte eine kleine, mit Blut gefüllte Flasche heraus.
    Es war Katzenblut, das bei den verschiedensten Ritualen Verwendung fand. Einmal in der Woche kaufte oder >adoptierte< er, immer in einem anderen Zoogeschäft oder Tierasyl, eine Katze, nahm sie mit nach Hause, tötete sie und ließ sie ausbluten, um immer einen frischen Vorrat an Blut zu haben.
    Jetzt kehrte er an den Tisch zurück und setzte sich vor das Radio. Er tauchte seine Finger in das Katzenblut, zeichnete bestimmte Runen auf den Tisch und, ganz zum Schluß, auf die Plastikscheibe über der Radioskala.
    Er sang eine Weile, wartete, lauschte, sang weiter, bis er hörte, daß sich das Geräusch der nicht belegten Frequenz auf unverkennbare, aber nicht zu beschreibende Weise veränderte. Nur einen Augenblick zuvor war es ein toter Laut gewesen. Jetzt lebte er. Etwas machte von der offenen Frequenz Gebrauch, griff aus dem Jenseits herüber.
    Lavelle starrte das Radio an, ohne es wirklich zu sehen und fragte: »Ist da jemand?«
    Keine Antwort.
    »Ist da jemand?«
    Die Stimme klang nach Staub und mumifizierten Überresten. »Ich warte«. Es hörte sich an wie trockenes Papier, wie Sand und Splitter, eine unendlich alte Stimme, so bitterkalt wie die Nacht zwischen den Sternen, kratzig, flüsternd und böse.
    Es konnte jeder von hunderttausend Dämonen sein, oder auch ein ausgewachsener

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