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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nicht.«
    »Ich sage es nicht nur. Ich meine es auch.« Sie sah ihn nicht an. Er sagte: »Ich bin sicher, Rebecca. Ich liebe dich.«
    »Ich habe dich gebeten, das nicht zu sagen.«
    »Ich verlange ja nicht, es von dir zu hören.« Sie biß sich auf die Unterlippe. »Sag nur, daß du mich ein wenig magst.«
    »Ich mag dich.«
    »Schön. Damit kann ich im Moment leben.«
    »Gut.«
    »Aber mittlerweile liebe ich dich.«
    »Verdammt, Jack!« Sie rückte von ihm weg. Sie zog das Laken hoch bis ans Kinn. »Jetzt sei nicht so kalt zu mir, Rebecca.«
    »Ich bin nicht kalt.« Sie kaute am Daumen wie ein kleines Mädchen. »Rebecca?«
    »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Ich kann es nicht  erklären. Ich mußte es noch nie in Worten ausdrücken.«
    »Ich kann gut zuhören.«
    »Ich brauche ein bißchen Zeit zum Nachdenken.«
    »Dann laß dir Zeit.«
    Sie starrte an die Decke und überlegte.
    Er schlüpfte zu ihr unter das Laken und zog die Decke über sie beide. Eine Weile lagen sie da und schwiegen. Draußen sang der Wind eine Serenade mit zwei Tö nen.
    Sie sagte: »Mein Vater starb, als ich sechs war.«
    »Das tut mir leid. Wie schrecklich. Dann hattest du nie die Chance, ihn richtig kennenzulernen.«
    »Das stimmt. Und trotzdem, so sonderbar das auch klingt, manchmal vermisse ich ihn immer noch sehr, auch nach so vielen Jahren noch -einen Vater, den ich nie richtig kannte und an den ich mich kaum erinnere. Ich vermisse ihn trotzdem.«
    Jack dachte an seinen eigenen, kleinen Davey, der noch nicht einmal sechs gewesen war, als seine Mutter starb.
    Er drückte Rebecca sanft die Hand.
    Sie sagte: »Aber daß mein Vater starb, als ich sechs war  - das ist irgendwie nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist, daß ich sah, wie er starb. Ich war dabei, als es passierte.«
    »Mein Gott. Wie... wie ist es passiert?«
    »Tja... er und Mama hatten eine Imbißbude. Nicht groß. Nur vier kleine Tische. Hauptsächlich Straßenverkauf. Sandwiches, Kartoffelsalat, Nudelsalat und ein paar Schleckereien. Es ist schwer, in diesem Geschäft Erfolg zu haben, außer man hat gleich zu Beginn zwei Dinge: genügend Startkapital, um am Anfang ein paar magere Jahre durchstehen zu können, und eine gute Lage mit viel Laufkundschaft oder Büroangestellten, die in der Nähe arbeiten. Aber meine Eltern waren arm. Sie hatten nur sehr wenig Kapital. Sie konnten die hohe Miete in einer guten Gegend nicht bezahlen, deshalb fingen sie in einer schlechten an und zogen immer wieder um, wenn sie es sich leisten konnten, dreimal in drei Jahren, jedesmal in eine etwas bessere Gegend. Sie arbeiteten schwer, so schwer...
    Mein Vater hatte noch einen anderen Job, als Hausmeister, am späten Abend, nachdem der Laden zumachte, bis kurz vor Morgengrauen. Dann kam er nach Hause, schlief vier oder fünf Stunden und machte dann zum Lunch auf. Mama kochte den Großteil der Gerichte, die verkauft wurden, selbst, und sie stand auch hinter der Theke, und sie ging außerdem für andere Leute putzen, um ein paar Dollar dazuzuverdienen. Endlich begann der Laden sich zu rentieren. Mein Vater konnte den Hausmeisterjob an den Nagel hängen, und Mama hörte mit dem Putzen auf. Ja, irgendwann ging das Geschäft so gut, daß sie sich nach dem ersten Angestellten umsahen; sie konnten die Arbeit nicht mehr alleine schaffen. Die Zukunft sah rosig aus. Und dann... eines Nachmittags... während der Flaute zwischen dem Mittags-und dem Abendbetrieb, Mama war fortgegangen, um etwas zu besorgen, und ich war mit meinem Vater allein im Laden... da kam der Kerl herein ... mit einer Pistole...«
    »Oh, Scheiße«, sagte Jack. Den Rest kannte er. Er hatte das alles schon erlebt, schon oft. Tote Ladenbesitzer, die in ihrem eigenen Blut lagen, neben ihren leeren Registrierkassen.
    Er sagte: »Du brauchst nicht weiterzusprechen.«
    »Doch. Ich muß es dir erzählen. Damit du verstehst, warum... warum ich in bestimmten Dingen so bin.«
    »Okay, wenn du das wirklich willst..,«
    »Ich will.«
    »Dann... hat sich dein Vater geweigert, diesem Dreckskerl das Geld zu geben — oder was?«
    »Nein. Dad gab ihm das Geld. Alles.«
    »Er hat sich überhaupt nicht gesträubt?«
    »Nein.«
    »Aber seine Bereitwilligkeit hat ihn nicht gerettet.«
    »Nein. Der Kerl war ein Fixer und litt unter schlimmen Entzugserscheinungen, er brauchte wirklich dringend was. Die Gier kroch wie ein gräßliches Wesen in seinem Kopf herum, stelle ich mir vor, und er war reizbar, gemein, voll irrem Haß auf die ganze Welt. Du

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