Wenn die Dunkelheit kommt
hinten an sie heran und legte ihr die Hände auf die Schultern.
Sie war nicht überrascht. Sie hatte sein Kommen gespürt. Vielleicht hatte sie ihn sogar mit ihrem Willen herangezogen.
Zuerst waren ihre Schultern unter seinen Händen steif und ihr ganzer Körper angespannt.
Er strich ihr Haar beiseite und küßte sie auf den Nacken.
Sie entspannte sich, wurde weich, lehnte sich an ihn.
Er strich mit den Händen an ihren Seiten hinunter bis zur Wölbung ihrer Hüften. Sie seufzte, sagte aber nichts, Er küßte sie aufs Ohr. Er ließ eine Hand nach oben gleiten, umfaßte ihre Brust. Sie drehte den Gasbrenner ab, auf dem der Topf mit der Minestrone stand. Jetzt hatte er die Arme um sie geschlungen, beide Hände lagen auf ihrem flachen Bauch. Sein Glied wurde so hart, daß es weh tat. Sie murmelte unartikuliert, ein Laut wie von einer Katze. Seine Hände hielten nicht still, sondern strichen sanft und träge forschend über sie hin. Sie wandte sich ihm zu. Sie küßten sich. Ihre Zunge war schnell und heiß, aber der Kuß war aus gedehnt und langsam.
Als sie sich voneinander lösten, nur ein paar Zoll auseinanderwichen, um einen dringend benötigten Atemzug zu machen, begegneten sich ihre Blicke, und ihre Augen leuchteten in so wildem, strahlendem Grün, daß sie gar nicht wirklich zu sein schienen. Aber er sah ein sehr wirkliches Verlangen darin.
Noch ein Kuß. Diesmal heftiger als der erste, hungriger.
Dann entzog sie sich ihm. Nahm seine Hand.
Sie gingen aus der Küche. Ins Wohnzimmer.
Ins Schlafzimmer.
Sie schaltete eine kleine Lampe mit einem Schirm aus bernsteinfarbenem Glas ein. Sie gab kein helles Licht. Die Schatten wichen ein wenig zurück, verschwanden aber nicht ganz.
Sie zog ihren Morgenrock aus. Mehr hatte sie nicht an. Sie entkleidete ihn. Viel später, auf dem Bett, als er schließlich in sie ein drang, stieß er leise, von Staunen erfüllt, ihren Namen hervor, und sie sprach den seinen aus. Dies waren die ersten Worte, die gefallen waren, seit er ihr draußen in der Küche die Hände auf die Schultern gelegt hatte.
Sie fanden in einen sanften, seidigen, befriedigenden Rhythmus hinein und spendeten sich auf den kühlen, knisternden Laken Freude.
6
Lavelle saß am Küchentisch und starrte das Radio an.
Der Wind rüttelte an dem alten Haus.
Zu dem unsichtbaren Wesen, das durch das Radio mit dieser Welt in Verbindung trat, sagte Lavelle: »Soll ich seine Kinder jetzt gleich ermorden lassen, heute abend noch, ohne weiteren Aufschub?«
»Ja.«
»Aber wenn ich seine Kinder töte, besteht dann nicht die Gefahr, daß Dawson mehr denn je entschlossen ist, mich zu finden?«
»Töte sssie!«
»Meinst du, Dawson könnte zusammenbrechen, wenn ich sie töte?«
»Ja.«
»Es könnte zu seinem emotionalen oder geistigen Verfall beitragen?«
»Ja.«
»Steht das außer Zweifel?«
»Er liebt sssie sssehr!«
»Ich will ganz sicher sein.«
»Töte sssie. Brutal. Esss musss besssondersss brutal sssein.«
»Ich werde alles tun, um ihn aus dem Weg zu räumen, aber ich möchte absolut sicher sein, daß es so funktioniert, wie ich es haben will.«
»Töte sssie. Zerschmettere sssie. Brich ihnen die Knochen und reissse ihnen die Augen herausss. Reissse ihnen die Zunge herausss. Weide sie ausss wie zwei Schlachtschweine.«
7
Rebeccas Schlafzimmer.
Schneekristalle pochten leise ans Fenster.
Sie lagen nebeneinander im bernsteinfarbenen Licht auf dem Bett und hielten sich an den Händen.
Rebecca sagte: »Ich dachte nicht, daß es noch einmal passieren würde.«
»Was?«
»Das.«
»Ach so.«
»Ich war sicher, daß wir uns niemals wieder lieben würden.«
»Aber wir haben es getan.«
Sie schwieg.
Er fragte: »Tut es dir leid?«
»Nein.«
»Du glaubst doch nicht, daß dies das letzte Mal war, oder?«
»Nein.« Pause. Dann sagte sie: »Was ist mit uns passiert?«
»Ist das nicht klar?«
»Nicht ganz.«
»Wir haben uns verliebt.«
»Aber wie konnte das so schnell gehen?«
»Es war nicht schnell.«
»Die ganze Zeit nur Polizisten, nur Partner...«
»Mehr als Partner.«
»... und dann ganz plötzlich... wumm!«
»Es war nicht plötzlich. Bei mir geht das schon lange so.«
»Wirklich?«
»Mindestens seit zwei Monaten.«
»Warum habe ich das nicht gemerkt?«
»Du hast es gemerkt. Im Unterbewußtsein.«
»Vielleicht.«
»Ich frage mich nur, warum du dich so hartnäckig dage gen gewehrt hast.« Sie antwortete nicht.
Nach einer Weile sagte er: »Ich liebe dich.«
»Sag das
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