WENN DIE LUST ENTLAMMT
Wohltätigkeitsveranstaltungen in Denver und war ein gesellschaftlicher Höhepunkt, aber genau genommen, ging es nicht nur um eine einzelne Veranstaltung, sondern um verschiedene Events, die alle unter dem Namen „Bedazzled“liefen. Es handelte sich um ein Mammutprojekt, das eine aufwendige Vorbereitung erforderte und jedes Jahr eine Riesensumme für einen guten Zweck einbrachte.
Die meiste Arbeit wurde von ehrenamtlichen Mitarbeitern erledigt, aber die verantwortliche Event-Managerin wurde bezahlt. Und obwohl es bis auf den Monat unmittelbar vor dem Ereignis eher ein Halbtagsjob war, bekam die Event-Managerin die ganze Zeit über ein ansehnliches Gehalt, Jetzt waren es nur noch sechs Wochen bis zu dem großen Ereignis, und der Posten stand plötzlich wieder zur Verfügung. An sich war das schon ungewöhnlich, aber dass das Komitee an Mallory als Ersatz gedacht und dann Nikki beauftragt hatte, sich mit ihr in Verbindung zu setzen und zu fragen, ob sie Interesse hätte, war schon mehr als ein kleines Wunder.
Und Mallory würde ihr Bestes tun, um aus diesem Wunder Nutzen zu ziehen. Deswegen hatte sie gestern auch Stunden in der öffentlichen Bücherei verbracht und alles über den Wohltätigkeitsverein gelesen, was sie finden konnte. Deswegen hatte sie sich heute Morgen sechs Mal umgezogen, bevor sie mit ihrem Outfit zufrieden gewesen und vierzig Minuten zu früh zu ihrem Vorstellungsgespräch im Büro des Vereins erschienen war.
Denn sie wollte diesen Job nicht nur haben, sie musste ihn bekommen. Aus dem offensichtlichen Grund, dass sie verzweifelt Geld brauchte, aber auch, weil der Job sie mit der nötigen Erfahrung ausstatten würde, die sie für ihren Lebenslauf brauchte – es wäre eine Beschäftigung, die tatsächlich bedeutungsvoll war und ihr Möglichkeiten für die Zukunft eröffnen würde.
Ein weiterer Vorteil würde sicher sein, dass sie so hoffentlich vergessen konnte, wie schnell sie sich in eine sexhungrige Nymphomanin verwandelt hatte, kaum dass Gabrielsie mit seinen verführerischen, aufregenden, Herzklopfen verursachenden Lippen geküsst hatte.
Ihr wurde plötzlich ganz heiß, obwohl es im Konferenzraum, in dem Nikki und sie saßen, eher kühl war. Mallory brauchte nicht einmal die Augen zu schließen, um wieder seine Hand auf ihrem Haar zu spüren, die warmen rauen Finger auf ihrem Hals, seine Zunge, die mit ihrer spielte, und vor allem seine Muskeln, als er sie an sich presste …
Nein, nein, nein. Sie durfte nicht mehr daran denken. Nicht hier, nicht jetzt, nie wieder. Es war schon schlimm genug, dass sie außerstande zu sein schien, diese sinnlichen Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Aber was sagte es über ihren Charakter aus, dass sie sogar bei einem so wichtigen Gespräch wie diesem an Gabriel denken musste?
Vielleicht, dass du all die Jahre recht hattest, dich vor deinen Gefühlen für diesen Mann zu fürchten? Weil du jetzt weißt, was du vorher nur vermutet hast – dass eine Berührung, ein Kuss, eine Umarmung von ihm nie genug sein werden?
Nein, auf keinen Fall. Mallory straffte unbewusst die Schultern und tat ihr Bestes, jeden Gedanken an Gabriels überwältigende Anziehungskraft zu verdrängen. Außerdem sagte sie sich, dass die letzte stürmische Begegnung mit ihm ihr nur deshalb im Kopf herumspukte, weil sie sich während einer schwierigen Phase ihres Lebens ereignet hatte. Sie war völlig erschöpft gewesen von einem langen Tag, und nach dem Essen war sie entspannt und müde gewesen. Und dann hatte Gabriel sie mit ein paar lässig hingeworfenen Sätzen zu einer Art Almosenempfänger erniedrigt und versucht, ihren sowieso schon schwer mitgenommenen Stolz völlig zu brechen.
Kein Wunder, dass sie wütend geworden war oder dass sich bei seinem Kuss ihre Angst, Enttäuschung und Einsamkeitentladen und in eine seltsame Mischung von Verlangen und Lust verwandelt hatten, die sie mitgerissen hatte.
Es war besonders demütigend gewesen, dass es Gabriel war, der den Kuss abgebrochen hatte, und dass er dazu gezwungen gewesen war, sie praktisch mit Gewalt von sich zu schieben.
Aber was machte es schon aus? Sie hatte Schlimmeres durchgestanden. Hatte ihre Mutter sie nicht verlassen, als Mallory gerade neun war, um mit einem Mann, der keine Kinder haben wollte, ein neues Leben zu beginnen? Und ihr geliebter Vater hatte getan, was er getan hatte, ohne einen Gedanken an das Glück seiner Tochter zu verschwenden oder daran, was aus ihr werden würde, wenn er fort war.
Aber
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