WENN DIE LUST ENTLAMMT
und war auf dem Bürgersteig, fast bevor Gabriel reagieren konnte.
Aber nur fast. „Den Gefallen kann ich dir leider nicht tun.“ Er war so schnell aus dem Wagen und bei ihr, dass Mallory nur einige wenige Schritte gemacht hatte, als er sie auch schon einholte.
„Wo liegt eigentlich dein Problem?“, verlangte er zu wissen, packte sie am Ellbogen und riss sie zu sich herum.
„Du bist mein Problem!“, fuhr sie ihn an. „Du arroganter selbstzufriedener Blödmann!“ Sie entriss ihm wütend ihren Arm. „Wie konntest du auch nur eine Sekunde lang glauben, ich könnte damit einverstanden sein, eins deiner Projekte zu sein?“
„Was?“
„Du bist entweder taub oder so sehr mit dir beschäftigt, dass nichts deine unglaublich dicke Elefantenhaut durchdringen kann. Also lass es mich dir langsam zum Mitschreiben sagen: Ich will dein Mitleid nicht, verstehst du? Und ich bin auch nicht das Symbol für irgendein Unrecht, das du glaubst wiedergutmachen zu müssen!“
„Das glaubst du also.“ Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal so völlig die Fassung verloren hätte, aber er spürte, wie er langsam darauf zusteuerte. Und das ärgerte ihn sehr. Er war Herr über seine Gefühle, nicht umgekehrt, verdammt noch mal.
„Ja!“ Sie wollte sich abwenden, überlegte es sich aber anders. „Und damit keine Missverständnisse bleiben …“ Sie öffnete ihre Handtasche und wühlte darin herum. „Deinblödes Geld brauch ich auch nicht!“ Sie knüllte die Scheine zusammen und warf sie ihm zu.
Er überlegte nicht, er reagierte einfach nur. Dazu ausgebildet, jeden Angriff abzuwehren, fing er das Geld in der Luft und legte im gleichen Moment einen Arm um Mallory und riss sie an sich.
Was ein sehr großer Fehler war. Das sagte Gabriel seine innere Stimme, sobald er Mallorys weichen verführerischen Körper an seinem spürte. Gabriel sog tief die Luft ein, aber auch das war ein Fehler, weil jetzt ihr unverwechselbarer zarter Duft sein Verlangen weckte.
Seine Wut verwandelte sich von einem Moment zum nächsten in etwas sehr viel Heißeres. Er ließ das Geld los, legte die Hand stattdessen auf Mallorys glänzendes Haar, zog ihren Kopf leicht nach hinten und küsste sie hart auf den Mund.
Falls sie sich wehrte, dann nur für den Bruchteil einer Sekunde. Dann seufzte Mallory leise, und der Laut ging Gabriel durch und durch. Sie schmiegte sich dichter an ihn, legte ihm die Arme um den Nacken und erwiderte seinen Kuss voller Verlangen.
Himmel, was waren das für wundervolle Lippen! Wie oft hatte er sich in all den Jahren gefragt, wie sie sich wohl anfühlen, wie sie schmecken mochten? Jetzt wusste er es. Und er, der so stolz darauf war, niemals die Kontrolle über seine Gefühle zu verlieren, erkannte sich selbst nicht wieder.
Er vergaß alles andere, er wollte nur Mallory küssen, sie mit Haut und Haaren besitzen.
Und berühren. Die vielen Lagen Stoff zwischen ihnen behinderten ihn, und so musste er sich damit begnügen, ihr über die Wange und den Hals zu streichen. Ihre Haut war glatt wie Seide, und Gabriel atmete schneller, als er sich Mallory unwillkürlich nackt vorstellte. Er war sicher, dasssie sich überall so wundervoll anfühlen würde.
Behutsam nahm er ihre Unterlippe zwischen die Zähne. Mallory erschauerte und berührte mit der Zungenspitze seine Operlippe. Gabriel stöhnte auf. Er legte den Arm um ihre Hüfte und hob sie hoch. Mallory seufzte wieder leise und schmiegte sich an ihn.
Mehr Ermutigung war nicht nötig. Gabriel vertiefte den Kuss, und sie erwiderte ihn mit der gleichen Leidenschaft. Begierde durchflutete ihn, und der Kuss wurde immer leidenschaftlicher. Gabriels Wunsch, sie zu nehmen, wurde fast verzweifelt und insgeheim rechnete er schon die Schritte aus, die er brauchte, um mit ihr auf dem Rücksitz des Jeeps landen zu können.
Doch während er sich noch vorstellte, wie er Mallory auszog, hörte er irgendwo in der Straße das Geräusch einer sich öffnenden Tür, und der Beschützer in ihm erwachte. Stimmengewirr folgte. Junge Männer lachten und kamen langsam immer näher.
Als ehemaliger Offizier kannte er sich mit jungen Männern, deren Hormone verrückt spielten, gut aus. Außerdem musste er davon ausgehen, dass es sich bei diesen Typen sehr wahrscheinlich eher um Gangmitglieder als um Pfadfinder handelte.
Was, zum Teufel, machte er also hier? Seit wann hatte er sich so wenig in der Gewalt, dass er völlig vergaß, wo er war, und versuchte, ausgerechnet in einer
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