WENN DIE LUST ENTLAMMT
Probleme?“
Zum ersten Mal seit Beginn des Interviews sah Nikki aus, als wäre ihr etwas unbehaglich. „Nun ja … wie es aussieht, gibt es da viele kleine Einzelpunkte. Beispielsweise Rechnungen diverser Lieferanten, die nicht bezahlt wurden, eine unvollständige Liste der diesjährigen Sponsoren, und außerdem ist kein einziges Programm oder Flugblatt erstellt, geschweige denn zur Druckerei geschickt worden. Dann kommt noch die Tatsache hinzu, dass wir bis jetzt noch niemanden gefunden haben, der sich an dem großen Abend um das Musikprogramm kümmert.“
Mallory überlegte. Es klang zwar, als würde es sich um einen riesigen Berg an Aufgaben handeln, wenn man alles wieder in den Griff bekommen wollte, aber keins der Hindernisse schien ihr unüberwindbar zu sein.
„Außerdem wissen wir noch nicht, wo die Modenschau stattfinden soll“, fügte Nikki hinzu.
Mallory sah sie fassungslos an. „Aber sie findet doch immer im Botanischen Garten statt.“
„Nicht mehr. Offenbar hatten sie sich vor Jahren dazu entschlossen, keine Spendenveranstaltungen anderer Organisationen zuzulassen, aber wir waren eine Ausnahme, weil Mrs. Wentworth bei uns und bei ihnen Ausschussmitglied war. Als ihre Gesundheit sie allerdings letztes Jahr zum Rücktritt zwang, hatten wir plötzlich auch keine Sonderstellung mehr. Nur dass April vergaß, das zu erwähnen.“
Mallory musste Nikki recht geben. Das war wirklich ein Problem, da die meisten Säle, die groß genug waren für ein solches Ereignis, schon längst von anderen Organisationen gebucht worden waren. Aber Mallory war sicher, dass sie eine Lösung würde finden können, und das würde doch wohl ihre Aussichten auf einen späteren, dauerhafteren Job verbessern.
Sie straffte die Schultern. „Mir ist klar, dass es nicht leichtsein wird, aber ich bin sicher, dass ich es schaffen kann.“
„Das bedeutet wahrscheinlich, dass du den Job nehmen würdest, wenn man ihn dir anbietet?“
„Ja.“ Mallory sandte insgeheim ein Stoßgebet zum Himmel. „Ja, das würde ich.“
„Na gut.“ Nikki schloss die Akte mit einem Knall.
Mallory sah sie verblüfft an. „Heißt das … ich bin eingestellt?“
„Ja, das heißt es wohl.“ Nikki lächelte schwach. „Da der Ausschuss sowieso schon entschieden hat, dass der Job dir gehört, wenn du einverstanden bist.“
„Wirklich?“ Mallory war zu fassungslos, um sich über das offensichtlich unnötige Kreuzverhör zu ärgern, das Nikki mit ihr veranstaltet hatte.
„Ja. Aber sicherlich nur, weil sie so kurzfristig niemanden finden konnten. Alle wirklich qualifizierten Leute arbeiten an anderen Projekten.“
„Sicher.“ Sie hatte den Job. Sie war die neue Event-Managerin für „Bedazzled“. Mit ihrem Gehalt und Cousin Ivans Erbschaft konnte sie endlich anfangen, in die Zukunft zu blicken, statt sich damit zu beschäftigen, wie sie die nächsten Tage und Wochen überlebte. Sie musste sich zurückhalten, um Nikki nicht zu packen und mit ihr im Zimmer herumzutanzen. Was bei Nikkis feindseliger Haltung bestimmt keine besonders gute Idee wäre.
„Also“, sagte Nikki mit einem ungeduldigen kleinen Seufzer. „Wann kannst du anfangen?“
Mallory zögerte keinen Moment. Je schneller sie mit der Arbeit begann, desto schwieriger würde es für den Ausschuss sein, seine Meinung zu ändern. „Sofort, wenn du willst.“
„Das wäre wohl das Beste. Seit April gegangen ist, scheint niemand mehr zu wissen, was alle anderen gerade tun. Natürlich wirst du zuerst einige Formulare ausfüllen müssen.“Sie öffnete die Akte wieder, nahm ein paar Papiere heraus und hielt sie Mallory hin. „Hier. Die üblichen Dinge, Name, Adresse, medizinische Informationen und so weiter. Ich nehme an, dass du dabei keine Hilfe brauchst?“
„Nein, das geht schon.“
„Dann lasse ich dich also damit allein.“ Nikky warf ihr perfekt gestyltes langes blondes Haar in den Nacken und stand auf. „Wenn du fertig bist, komm zu mir, und ich werde dir dein Büro zeigen und dir ein paar Schlüssel und ein Exemplar des aktuellen Veranstaltungsplans geben. Wie du feststellen wirst, stehen viele Dinge auf dem Programm. Los geht’s dieses Wochenende mit einer Party bei den O’Keefes auf Lone Tree.“
„Danke.“ Sie spürte einen kleinen Anflug von Unruhe, als sie überlegte, wie sie zu dieser exklusiven Gegend kommen sollte, beschloss dann aber, sich später darüber Sorgen zu machen. Im Moment wollte sie sich erst mal darüber freuen, dass sie einen anständigen
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