Wenn die Sehnsucht im Herzen brennt (German Edition)
habe gelitten, Elvira“, entgegnete er.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das hast du nicht. Du bist viel zu egoistisch und, um fair zu bleiben, ich war es auch. Wir haben beide gedacht, der andere würde nachgeben. Ich hatte gehofft, wenn ich mit Juan anbandele, könnte ich dich dazu bringen, mich zu heiraten. Du hast gedacht, ich würde von meinen Forderungen ablassen, wenn du zurückkommst.“
Er zuckte die Schultern. Wie er Kara schon gesagt hatte, das alles war Schnee von gestern. „Wir waren nicht dazu bestimmt, ein Paar zu sein. Vermutlich hätten wir einander umgebracht, wenn wir länger zusammengelebt hätten.“
„Stimmt. Ich schulde deiner Verlobten eine Entschuldigung.“
„Warum?“
„Ich habe es ihr schwer gemacht. Juan hat mir immer wieder gesagt, ich solle es lassen, aber ich … ich war so eifersüchtig, weil du sie heiraten wolltest, während du mir nicht mal einen Antrag gemacht hast. Ich weiß, dass ich kein Recht dazu hatte. Du bist nicht der richtige Mann für mich, aber ich konnte es irgendwie nicht ertragen.“
„Warum erzählst du mir das jetzt?“
„Weil es deswegen zu einem Streit zwischen Juan und mir gekommen ist, und jetzt lebt er nicht mehr, Gui.“ Elvira begann wieder zu weinen. „Und ich habe keine Möglichkeit mehr, mich zu entschuldigen und mich wieder mit ihm zu versöhnen. Du dagegen hast deine zukünftige Frau noch, und ich möchte nicht, dass mein Verhalten eure Beziehung zerstört.“
Allmählich verstand er, was sie eigentlich ausdrücken wollte. Dass das Leben zu kurz war, um über unwichtige Dinge zu streiten. Sie hatte Juan geliebt, und Juan hatte ihre Liebe erwidert. Das war’s, was zählte.
Er selbst glaubte nicht an die Liebe, fürchtete jedoch, dass Liebe das Einzige war, was die Beziehung zwischen ihm und Kara wieder ins Lot bringen konnte.
Aber er konnte ihr keine Liebe schenken. Einen Sportwagen und teuren Schmuck, ja, aber solche tiefen Gefühle wie Liebe – nein. Ein Tag wie dieser hatte ihm zudem noch einmal vor Augen geführt, wie schmerzhaft es sein konnte, jemanden zu verlieren, der einem etwas bedeutete. Solch einem Schmerz wollte er sich auf gar keinen Fall aussetzen, indem er Gefühle für andere entwickelte.
Mit Gewissheit konnte er jedoch sagen, dass er Kara nicht verlieren wollte. Es war merkwürdig, dass er bis zu diesem Moment nicht erkannt hatte, wie wichtig sie ihm bereits geworden war.
Verglichen mit Elvira … Himmel, das konnte man überhaupt nicht vergleichen.
„Bist du zufrieden mit diesem Zimmer?“
„Ja. Danke, dass ich heute Nacht hierbleiben kann. Ich werde morgen früh verschwinden.“
„Wohin willst du?“
„Zurück nach Hause. Meine Schwester will gleich morgen früh kommen. Ich muss anfangen, Juans Beerdigung zu organisieren …“
Sie schluchzte erneut, und Gui streckte die Arme aus und zog sie an sich. Sie war irgendwie zu klein und passte längst nicht so perfekt zu ihm wie Kara. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er es gar nicht erwarten konnte, Elvira eine gute Nacht zu wünschen, damit er zu Kara gehen konnte.
Kara passte wie angegossen zu ihm. Nicht nur, was ihre sexuelle Beziehung anging, auch wenn das natürlich wichtig war, sondern ganz allgemein. Sie glättete seine scharfen Kanten und machte ihn einfach zu einem besseren Menschen.
Und er war bereit, sich endlich auch wie dieser bessere Mensch zu verhalten. Wie ein Mann, auf den sie stolz sein konnte. Und dazu gehörte auch, dass er sich für seine Worte von vorhin entschuldigte. Er hätte seine Beherrschung nicht verlieren dürfen. Leider passierte es ihm viel zu häufig, dass er Dinge sagte, die er später bereute. Unverzeihlich war jedoch, dass er sich Kara gegenüber so verhalten hatte.
Kara war das Wichtigste in seinem Leben. Warum war ihm das bisher nicht bewusst geworden?
Einige Minuten später verließ er Elvira und ging nach oben zu Karas Zimmer. Er öffnete die Tür und stellte fest, dass es dunkel und still war.
„Kara?“
Statt einer Antwort hörte er nur ihren ruhigen Atem. Um ihren Schlaf nicht zu stören, schloss er die Tür und ging in sein Zimmer. Er würde sich morgen früh gleich als Erstes für sein schlechtes Benehmen bei ihr entschuldigen.
Weglaufen war eigentlich nicht ihre Art, aber als Kara, kurz nach ihrer Unterredung mit Gui, im Fernsehen die Bilder von Gui und Elvira sah, wie sie gemeinsam Elviras Haus verließen, wusste sie, dass sie auf keinen Fall in Madrid bleiben konnte. Es genügte auch nicht, einfach
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