Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)
„Genug getanzt! An die Arbeit Mädels! - Die
Kundschaft wartet!“, rief sie geschäftig und bückte sich, um den
Mädchen ihre Kleider, Schuhe und Strümpfe zuzuwerfen. Nur
widerwillig gehorchten die Kurtisanen. Sie konnten ihre Blicke kaum
von dem versteinerten Edan lösen, dessen kalt lodernde Augen Cara an
Ort und Stelle festnagelten. Seine Nasenflügel bebten vor Zorn.
„Nein, Django!“
Belles leise, aber bestimmte Stimme hielt Django davon ab, seiner
Schwester zu Hilfe zu eilen. „Lass sie! Das geht nur die beiden
etwas an!“ Django zögerte einen Moment, gab dann aber Belles
drängenden Blicken nach. Auch Bewembe und Pilar zogen es vor, sich
zurückzuziehen. Sie folgten den anderen und kurze Zeit später waren
Edan und Cara allein im Patio.
Die beiden standen sich
regungslos gegenüber, keiner sagte ein Wort. Doch als sich die
beiden Musiker leise erhoben, um sich ebenfalls aus dem Staub zu
machen, gab Edan ihnen mit der Hand zu verstehen, dass sie noch
bleiben sollten. Seine kalt funkelnden Augen liessen Cara dabei keine
Sekunde aus den Augen. Diese versuchte krampfhaft, die
Whiskeyschwaden in ihrem Gehirn zu lichten, um zu erfassen, was hier
eigentlich vor sich ging.
„Was zum Henker …!“,
setzte sie an, doch mit einer unwirschen Handbewegung brachte Edan
sie zum Schweigen. Was habe ich nur getan? , fragte sich Cara
und wurde zusehends nervöser. Langsam, wie eine sprungbereite
Raubkatze, kam Edan auf sie zu. Cara kroch es kalt den Rücken
herauf. Sie wusste, dass er etwas vorhatte - aber mit Sicherheit
nichts Gutes, denn er sah sehr, sehr böse aus. Schritt um Schritt
wich sie vor ihm zurück, bis sie mit dem Rücken an eine der großen
Öllaternen stieß, die den Innenhof erhellten. Sie drückte sich
daran vorbei und wich weiter zurück. Edan folgte ihr gemächlich.
Ganz beiläufig hob er dabei plötzlich seinen muskulösen Arm, um
die Flamme in der Laterne mit seinen bloßen Fingern zu löschen.
Sofort wurde es dunkler im Innenhof. Nervös schaute sich Cara um.
Was hatte er vor? Noch brannten zwei weitere Laternen im Patio. Ihr
Blick wanderte über seine Schulter, und sie fragte sich, ob sie es
wohl schaffen würde, an ihm vorbeizukommen, um in die Nähe des
Ausgangs zu gelangen. Als ob er ihre Gedanken erraten hätte,
schnappte urplötzlich seine Hand nach vorne und umklammerte ihren
Arm mit eisenhartem Griff. Cara versuchte ihm ihn zu entwinden, doch
seine Finger drückten sich dabei nur noch umso schmerzhafter in ihr
Fleisch.
„Du bleibst hier!“,
presste er zwischen schmalen Lippen hervor und zog sie unbeherrscht
zu sich heran. In seiner unmittelbaren Nähe wurden ihr wie immer die
Beine weich. Dabei war es völlig egal, dass Edan furchtbar zornig
war! Cara verfluchte zum wiederholten Mal ihren verräterischen
Körper. Obwohl sie es gar nicht wollte, wurde ihr Blick magisch von
seinem Brusthaar angezogen, das im Schein des spärlichen Lichts
seidig glänzte. Weich und dicht gelockt, verströmte es diesen
wunderbar vertrauten Geruch aus Tabak und Körperwärme. Cara leckte
sich über die trockenen Lippen und zwang sich die Augen zu
schließen, um nicht dem Impuls zu erliegen, ihre Finger – oder
noch schlimmer – ihre Nase in diesem wundervoll duftenden Haarflaum
zu vergraben.
Widerstrebend und
widerwillig ließ sie sich von seiner unerbittlichen Hand mitzerren.
Als sie ihre Augen wieder öffnete, um zu sehen wohin er sie führte,
gefror ihr das Blut in den Adern.
„Mein Gott, Edan!“,
entfuhr es ihr stöhnend. Er hatte ihr, ohne dass sie es bemerkt
hatte, seinen Rücken zugewandt und ihre Augen weiteten sich mehr und
mehr, je länger sie auf das riesige Narbengeflecht auf seinem Rücken
starrte. Breite, wulstige Narben gruben sich wie Schluchten und
Canyons kreuz und quer durch das Fleisch seines Rückens. Dicht an
dicht, verliefen unzählige Striemen, zerschnitten Fleisch und
Muskeln, bis hinauf zu seinen Schultern und Oberarmen. Anstelle
gesunder, weicher Haut, sah Cara nur trockenes, blassrotes
Narbengewebe. Der Anblick seines zerschundenen Rückens ernüchterte
Cara schlagartig.
„Oh mein Gott! Wenn ich
das gewusst hätte ...!“, stammelte sie entschuldigend.
Es war weiß Gott nicht
das erste Mal, dass Cara einen misshandelten und ausgepeitschten
Rücken zu Gesicht bekam. Es gab sie zu hunderten in und um New
Orleans. Auf den Plantagen, am Hafen - überall dort, wo schwarze
Sklaven arbeiteten, entflohen und wieder eingefangen wurden. Das
Auspeitschen mit der
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