Wenn die Turmuhr 13 schlägt
dürfen jetzt nicht lockerlassen“, sagte Poppi. „Also noch einmal...!“
Diesmal gelang es. Ein Ruck – und der Hund war wieder frei. Freudig sprang er an den Kindern hoch.
„Jetzt müssen wir aber schnellstens zum Auto zurück“, meinte Dominik. „Mein Vater wartet seit einer halben Stunde auf uns. Wir haben ihm versichert, daß wir nur 5 Minuten brauchen werden. Wenn wir nicht bald kommen, fährt er los und macht die Vermißtenanzeige!“
Puffis Wunde auf der Schnauze war bei seinem Jagdausflug schlimm verschmutzt worden.
„Ich glaube, ich sollte sie von Herrn Sechser noch einmal reinigen und desinfizieren lassen“, meinte Poppi im Auto.
„Den Weg kannst du dir sparen! Heute ist Sonntag!“ sagte Lilo.
„Der Mann hat gesagt, daß er auch am Wochenende und an den Feiertagen hier ist. Er muß doch die Gäste seiner Tierpension versorgen“, entgegnete Poppi. „Herr Kascha, könnten Sie mich bitte zur Arabellagasse fahren. Ich weiß, wie Sie hinkommen.“
Dominiks Vater nickte. „Gerne, aber ich kann leider nicht auf euch warten. Es ist höchste Zeit für mich. Ich muß mich auf den Heimweg machen. Am Nachmittag habe ich nämlich Vorstellung, und da darf ich nicht zu spät kommen!“
Also setzte Herr Kascha die vier samt Hund an der Ecke zur Sackgasse ab und kurvte davon.
Puffi witterte, zu wem er sollte, und er hatte die Behandlung mit der brennenden Desinfektions-Lösung nicht in bester Erinnerung. Deshalb mußten ihn die vier Knickerbocker zur Tierpension schieben.
Aus dem Hof drang lautes Miauen und Bellen.
„Hört sich an, als würden Tiere frei herumlaufen“, stellte Lieselotte fest.
„Schlimmer“, flüsterte Poppi. Sie lauschte noch einmal, dann war sie ganz sicher. „Da jagt jemand hinter den Hunden und Katzen her. Ich erkenne es an den Lauten der Tiere.“
Axel hielt das für eine pure Übertreibung der Tierfreundin Poppi. „Bitte, wer sollte die Tiere hetzen? Das ergibt doch keinen Sinn.“
Das große, breite, graue Eisentor war verschlossen.
„Mach mir die Räuberleiter“, sagte Axel zu Lilo, „ich schau einmal nach, was da drinnen los ist.“
Lieselotte verschränkte die Hände und hielt sie dem Jungen wie einen Steigbügel hin. Axel setzte seinen Fuß hinein und zog sich am Rand des Tores hoch. Ein paar Sekunden später sprang er herunter.
„Poppi hat recht. Da drinnen sind Leute, die holen die Tiere aus den Gehegen. Und sie verladen sie... In einen großen Wagen... in den Molkereiwagen... der an uns vorbeigefahren ist, als wir auf Karl-Heinz gewartet haben.“
Nun hieß es schnell handeln. „Dominik, lauf zur nächsten Telefonzelle und ruf die Polizei! Poppi, geh mit Puffi weg, damit ihm nichts geschieht. Läute aber vorher bei Herrn Sechser Sturm. Vielleicht schläft er,... obwohl ich mir das nicht vorstellen kann! Axel, trauen wir uns... klettern wir in den Hof?“
Der Junge holte tief Luft und nickte. Lilo machte ihm wieder die Räuberleiter und schwang sich danach mit einem gewaltigen Sprung selbst über das Tor.
Ein Schreck kommt selten allein
Im Hof herrschte das totale Chaos. Hunde und Katzen liefen bellend und mauzend durcheinander. In dem Gewühl wurde das Auftauchen von Axel und Lieselotte nicht bemerkt. Die beiden Knickerbocker-Kumpel preßten sich in eine Mauernische neben dem Schiebetor und verfolgten gespannt von dort das Geschehen.
Drei kleine Häuschen, die früher einmal wahrscheinlich als Schuppen oder Waschküchen gedient hatten, befanden sich im Hof. Heute waren sie die Ställe der Tierpension. Am Klirren und Scheppern im Inneren der Häuschen erkannten Lilo und Axel, daß sich jemand an den Käfigen zu schaffen machte. Ein grau-weißer Hund stürzte aus einem der Häuser und tobte über den Hof. Eine hagere Gestalt in einem blauen Overall versuchte, ihn einzufangen.
„Schau, der Typ im blauen Overall. Das ist das Narbengesicht. Der Kerl, der seine Kappe verloren hat“, flüsterte Axel Lilo zu. „Er hat wieder eine neue... Kappe, meine ich!“
„Theo, jetzt stell’ dich nicht so an! Pack das Biest und wirf es zu mir herauf!“ polterte eine Stimme aus dem Laderaum des Lastwagens. Wer sich darin befand, konnten die beiden Knickerbocker aber nicht erkennen, da sich die Laderampe an der Hinterseite des Fahrzeuges befand.
„Was jetzt?“ Axel blickte seine Freundin fragend an.
„Ich würde am liebsten davonrennen, aber das könnte ich mir nie verzeihen“, brummte Lieselotte. Sie nahm allen Mut zusammen und trat aus der
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