Wenn die Turmuhr 13 schlägt
Glücklicherweise kam Dominik dann aber vom Telefonieren zurück, und gemeinsam schafften sie es. Endlich waren alle Katzen und Hunde im Hof. Mit einem lauten Seufzer der Erleichterung schloß Axel das Eisentor. Jetzt mußten die Hunde und Katzen nur noch in die Zwinger gebracht werden.
In der Ferne erklang das Heulen der Polizeisirene. Der Streifenwagen würde gleich eintreffen.
„Die werden Augen machen“, meinte Axel. „Hoffentlich glauben sie uns die Geschichte überhaupt!“
„Lilo und du... ihr seid zwei... und ich habe auch einiges beobachtet... Sie müssen uns glauben“, rief Poppi.
Schlagartig war jede Farbe aus Axels Gesicht gewichen. „O du grau-grüner Gruselschreck...“, stieß er hervor. „Lieselotte... sie ist nicht da... Das heißt... sie wurde im Lastwagen eingeschlossen und fährt jetzt irgendwo hin... Wer weiß wohin!“
Was ist nur mit Lilo los?
Die Polizei nahm den Bericht der Knickerbocker-Bande äußerst ernst. Vor allem gaben sie sofort eine Suchmeldung an alle Streifenwagen durch. Der weiße – nicht mehr ganz neue – Molkereiwagen mit den aufgemalten Milchflaschen sollte sofort angehalten und durchsucht werden.
Die beiden Kriminalbeamten bewiesen außerdem, daß sie große Tierfreunde waren. Mit ihrer Hilfe gelang es Axel, Dominik und Poppi, innerhalb von weniger als 20 Minuten alle Katzen und Hunde einzufangen.
„Wahrscheinlich habt ihr den Tieren ein schreckliches Schicksal erspart“, sagte einer der Polizisten. „Vor kurzem haben wir einen Mann festgenommen, der Hunde gefangen und an einen seltsamen Wissenschaftler verkauft hat. Für Versuche! Sinnlose Versuche. Möglicherweise haben wir es hier wieder mit so einer Bande zu tun.“
„Dem Molkereiwagen sind wir schon einmal begegnet“, berichtete Axel. „Ebenfalls hier. Vielleicht haben die Tierdiebe damals alles begutachtet und den Einbruch geplant.“
„Möglich“, meinte der Polizist.
„Gustav sieben, bitte kommen! Bitte kommen!“ schnarrte eine verzerrte Stimme im Streifenwagen, der vor dem Hof abgestellt war.
„Ein Funkspruch“, erklärte einer der Wachebeamten den Kindern, während der andere zum Funkgerät lief. „Möglicherweise schon Neuigkeiten über eure Freundin.“
Axel, Poppi und Dominik warteten gespannt.
Als der Polizist zurückkam, machte er ein besorgtes Gesicht. „Schlechte Neuigkeiten, Kinder. Der Molkereiwagen wurde gefunden. Im Frachtraum haben unsere Kollegen auch einige leere Käfige sicherstellen können... aber von einem Mädchen keine Spur. Der Fahrer hat behauptet, die Käfige auf einem Flohmarkt erstanden zu haben.“ Der Mann blickte die Knickerbocker streng an. „Wenn ihr euch einen Scherz erlaubt habt, sagt es jetzt...“
Axel schnaufte empört. „Das ist alles kein Scherz, und wir sind nicht beklopft...“
In diesem Moment trommelte jemand gegen das Eisentor. „Aufmachen!“ rief eine bekannte Stimme von draußen.
„Lilo!“ jubelten die drei anderen im Hof und ließen das vierte Bandenmitglied herein. Lieselottes Haar war zerrauft, und sie sah erschöpft aus. Auf dem Arm trug sie eine dicke, schwarz-weiß gefleckte Katze.
„Woher kommst du? Was war los?“ bestürmte sie Axel.
Lilo ließ sich einfach auf den Beton sinken und atmete ein paarmal kräftig durch.
„Sie haben bemerkt, daß ich im Laderaum eingeschlossen war... Sie sind stehengeblieben und haben die Ladeklappe geöffnet. Ich bin rausgesprungen... Der Molkereiwagen ist weitergerast. Die Katze habe ich gerettet...“
Gedankenverloren streichelte Lieselotte über das Fell der Katze. Poppi griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. „Nicht, du darfst eine Katze nie gegen den Strich streicheln. Das mag sie nicht!“
Lilo riß sich los und schaute das Mädchen mißmutig an. „Was ich darf oder nicht, brauchst du mir nicht zu erklären“, brummte sie.
Poppi zuckte erschrocken zurück. Diesen Ton war sie von Lieselotte nicht gewohnt.
„Außerdem mag es die Katze, wie ich sie streichle“, sagte Lilo und fuhr damit fort.
Als Antwort darauf erhielt sie ein lautes Pfauchen und einen Hieb mit den ausgefahrenen Krallen. Erschrocken ließ sie das Tier los und betrachtete die blutenden Striche auf ihrer Hand.
„Ich habe dich gewarnt“, meinte Poppi leise.
Die Hintertür des Hauses ging auf und Herr Sechser trat in den Hof. „Was... was ist denn hier los?“ fragte er, und seine Stimme klang dabei ziemlich unwirsch.
Die Polizisten erklärten ihm die Vorfälle.
„Unfaßbar, unfaßbar...“
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