Wenn die Wahrheit nicht ruht
Sebastian setzte nach, doch Ambros duckte sich, hob die Arme wie ein Boxer vor das Gesicht, holte aus und traf Sebastian mit ganzer Kraft am Kinn. Etwas benommen bemühte sich Sebastian um sein Gleichgewicht. Da hörte er i rgendwo hinter sich den Aufschrei einer vertrauten Stimme.
Leonie hockte neben Heinz und sah entsetzt dem verbitterten Kampf zu, genauso wie Alina, die in ihrer Sorge um Ambros Leonies Anwesen heit vergessen zu haben schien. Ambros trat gerade auf Sebastian zu, um zum Gegenschlag auszuholen, da blitzte etwas unten an seinem Bein auf. Wie hypnotisiert starrte Leonie auf den Punkt zwischen Ambros Schuh und dem verschobenen Hosenbein. Und plötzlich wusste sie es. „Sebastian! Sebastian! Sei n linkes Bein!“
Sebastian reagierte gerade rechtzeitig. Er sah, wie Ambros erneut ausholte, da verlagerte Sebastian sein Gewicht auf sein Standbein und trat mit dem anderen zu. Sein Fuss traf Ambros hart - direkt unterhalb des linken Knies. Das Bein brach einfach weg. Ambros schrie auf vor Schmerz und drohte hinzufallen, da rammte ihm Sebastian gnadenlos die Schulter in die Brust und beförderte ihn mit voller Wucht mit dem Rücken gegen einen Baum.
Alina sah wie Ambros dabei war den Kampf zu verlieren. Sie musste ihm helfen. Hektisch sah sie sich um. Da entdeckte sie die Pistole im Schnee. Hastig setzte sie sich in Bewegung. Aber Leonie erahnte Alinas vorhaben. Sie rappelte sich auf und hetzte auf Alina zu. Gerade als jene nach der Waffe griff, war Leonie bei ihr. Blind grabschte sie ebenfalls nach der Pistole. Und a ls sie etwas Hartes zu fassen bekam, holte sie weit aus - und schlug zu. Der schwarze Lauf der 45er traf Alina mitten ins Gesicht . Verstört beobachtete Leonie, wie Alina bewusstlos zusammensackte . Angewidert liess Leonie die Pistole fallen und suchte beinahe panisch die Umgebung ab. Sie entdeckte, wie Sebastian Ambros am Kragen festhielt und zu einem weiteren Schlag ausholte. Als sie registrierte, dass Ambros sich nicht mehr wehrte, rappelte sich Leonie auf und stolperte zu Sebastian. Sie konnte gerade noch sein Faust mit ihrer Hand umfassen. Irritiert sah er auf und fand seinen Blick in den grünen Augen wieder, die ihn flehend ansahen. Se bastian liess die Faust sinken. Dann sah Leonie zu Ambros hinunter. Sebastian hatte ihn entsetzlich zugerichtet. Aber sie stellte erleichtert fest, dass er noch bei Bewusstsein war. „Warum mein Vater? Warum habt ihr ihn nicht einfach weiter in der Betrugsgeschichte schnüffeln lassen? “
Ambros verzog seinen Mund zu einem Lächeln, bevor er schwer Luft holte, um zu antworten. „Leck mich.“ Seine Worte endeten in einem Hustenanfall. Dann holte er erneut Luft. „Woher weisst du’s?“
Nun war es an Leonie boshaft zu lächeln, bevor sie antwortete: „Leck mi ch.“ Ambros begann zu Röcheln. H ätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie geglaubt, er würde lachen.
Schliesslich setzte er erneut zum Sprechen an. „ Josef. E r war der erste, den wir töteten “ , Ambros rang nach Luft, bevor er heiser fortfuhr, „e rst dann tauchte dein Vater auf und begann herumzuschnüffeln. Wäre dein Vater im Laufe unserer Nachforschungen auf unsere Tat gestossen , wären wir dran gewesen. Wir hatten bereits damit begonnen, zu vernichten, was unser Leben systematisch zerstört hat. Es gab kein Z urück.“ Wieder schüttelte ihn ein Hustenanfalls.
„ Alina und du. V erstehe . Dann geriet mein Vater einfach nur zwischen die Fronten. Falsche Zeit, falscher Ort. Und schlussendlich , vierundzwanzig Jahre später , habt ihr die Wahrheit über den Tod meines Vaters so angepasst, dass ihr ihn mis sbrauchen konntet um mich zum herumschnüffeln zu bringen, nur damit ihr euch eure Rache versüssen konntet. Ich nehme an, dieses kleine Detail habt ihr meiner Mutter verschwi e gen.“
Ambros nickte.
„Und was hattet ihr mit mir vor? Ihr habt schliesslich dafür gesorgt, dass ic h genauso eine Mitwisserin wurde . Wolltet ich mich auch töten? “
Schwerfällig schüttelte Ambros den Kopf. „Nein, anfangs nicht. Doch dann hast du die Seiten gewechselt.“ Der trübe Blick wanderte von Leonie zu Sebastian. Dann hakte er noch einmal nach. „Woher?“ Ambros konnte seine Frage nicht vollständig wiederholen, dazu fehlte ihm die Kraft . Aber Leonie funkelte ihn in einer Mischung aus Hass und Mitleid nur verächtlich an. Dann schaute sie zu Sebastian , der die Situation während der ganze Zeit wachsam verfolgt hatte . „Wenigstens haben die beiden nicht noch einen
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