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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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Malik im Park gefunden wurde.« Kincaid folgte Cullens Anweisungen, bis sie vor einem unauffälligen Gebäude in einer Seitenstraße von Warner Place hielten. Es war das zweite Haus
in einer ziemlich unansehnlichen Zeile. Graubrauner Backstein, Haustür und Fensterrahmen blau gestrichen. Über den Erdgeschossfenstern prangte der Schriftzug Rechtsanwaltskanzlei Malik & Phillips , und daneben war, ein wenig dezenter, eine Telefonnummer zu lesen.
    Kincaid parkte am Bordstein und stieg aus. Während er auf Cullen wartete, der um den Wagen herumgehen musste, sah er sich die Ladenfront an und spähte durch einen Schlitz in der Jalousie, konnte aber nur Schemen erkennen. Er klingelte, und einen Moment darauf wurde die Tür mit einem Summer geöffnet. Kincaid stieß sie auf und trat in einen kleinen Hausflur, dicht gefolgt von Cullen. Zu ihrer Linken führte eine offene Tür in das Vorzimmer, das er durch die Jalousie gesehen hatte.
    Es war leer, wirkte aber von innen einladender als beim Blick durch das Fenster. Ein Sofa und Sessel aus braunem Leder, leicht abgewetzt, aber bequem aussehend, dazu ein funktionaler Schreibtisch und ein strapazierfähiger Berberteppich. Aber immerhin war das Zimmer sauber, und die frisch gestrichenen cremefarbenen Wände waren mit fantasievoll arrangierten Reproduktionen von Banksy-Straßenkunst geschmückt. Eine interessante Wahl für eine Anwaltskanzlei, dachte Kincaid - immerhin war Banksy der ultimative Anarcho-Künstler.
    Von oben rief eine weibliche Stimme: »Naz, hast du wieder mal deine Schlüssel vergessen? Warum hast du mich denn nicht zurück-« Eine Frau erschien am Treppenabsatz und spähte misstrauisch auf sie herab. »Verzeihung, ich dachte, es wäre mein Partner. Er hat sich verspätet, und unser Empfang ist heute nicht besetzt. Kann ich etwas für Sie tun? Normalerweise vereinbaren unsere Mandanten einen Termin.« Ihr Ton war leicht missbilligend. Sie kam die Stufen herunter, und als das Tageslicht durch die Glasscheibe in der Haustür auf sie fiel, sah Kincaid, dass sie dunkelhäutig war, allerdings war ihre Physiognomie westindisch und nicht asiatisch. Sie war ein wenig zu
mager und trug ein marineblaues Kostüm mit einer schlichten weißen Bluse. Ihr dunkles Haar sah aus, als wäre es geglättet worden, und sie trug es zu einem eher unvorteilhaften Knoten gebunden. Als sie unten ankam, schlug ihm schaler Zigarettengeruch entgegen.
    »Sind Sie Louise Phillips?« Er zeigte ihr seinen Dienstausweis. »Superintendent Kincaid. Sergeant Cullen. Scotland Yard.«
    »Scotland Yard?« Sie starrte ihn an. »Wenn es wegen Azad ist - Sie wissen, dass ich nicht darüber sprechen kann. Es sei denn« - sie schnappte hörbar nach Luft, und ihre Augen weiteten sich. »Geht es um Sandra? Sind Sie wegen Sandra hier?«
    Sie wusste also noch nicht, was passiert war. Eines der Boulevardblätter hatte Naz Maliks Tod an diesem Morgen einen kurzen Artikel gewidmet, aber es war wahrscheinlich nicht die Art von Zeitung, die Louise Phillips las, und für eine eingehendere Berichterstattung war Maliks Tod nicht brutal genug gewesen. »Mrs. Phillips, können wir uns irgendwo unterhalten?«, fragte er.
    » Ms. , bitte«, korrigierte sie. »Ich bin nicht verheiratet. Wobei mein Familienstand eigentlich niemanden etwas angeht.« Sie schien die kleine Rede automatisch abzuspulen, während sie ihre Gedanken sammelte. Nach einem kurzen Blick in den Empfangsbereich schüttelte sie den Kopf, obwohl er für den Zweck durchaus geeignet schien. »Dann kommen Sie mal mit nach oben. Von mir aus können wir uns in meinem Büro unterhalten.«
    Sie machte kehrt und führte ihre Besucher die Treppe hinauf. Der Zigarettengeruch wurde intensiver, je höher sie stiegen, und als sie das Büro im ersten Stock betraten, sah Kincaid, warum. Ein Kneipenaschenbecher aus Plastik nahm einen Ehrenplatz auf dem überladenen Schreibtisch ein. Er quoll über vor Kippen, und in der Vertiefung am Rand steckte eine zu Asche verbrannte Zigarette mit Lippenstift am Mundstück. Das Büro
selbst war auch nicht viel attraktiver. Es war schäbig und unaufgeräumt, es hatte nichts vom Charme des Empfangsbereichs, und trotz der Hitze waren die beiden Fenster geschlossen.
    Louise Phillips unternahm einen fruchtlosen Versuch, die verqualmte Luft wegzuwedeln. »Naz liegt mir immer in den Ohren deswegen, aber es ist schließlich mein Büro, und ich wüsste nicht, warum ich unbedingt politisch korrekt sein muss.«
    Kincaid brachte ein Lächeln

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