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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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herauszufinden.
    »Oh - nein.Weller hat nie danach gefragt. Ich bin auch nicht auf die Idee gekommen, dass er sie brauchen könnte. Und ich - ich hätte mir nie vorstellen können … Ich hätte nie geglaubt, dass Naz etwas zustoßen könnte …«
    »Als Sie das letzte Mal mit Ihrem Partner gesprochen haben, hatten Sie da den Eindruck, dass er wegen irgendetwas besonders aufgeregt war?«
    Sie zögerte. »Ich würde nicht sagen ›aufgeregt‹.Wir waren … Es war dieser Fall.« Phillips nahm wieder Platz und zündete sich noch eine Silk Cut an. Mit einem entschuldigenden Blick
in Kincaids Richtung legte Cullen sein Notizbuch auf einem Aktenschrank ab und ging zum Fenster.
    »Darf ich?«, fragte er Phillips.
    »Das Fenster klemmt«, erwiderte sie. »Naz war … Naz hat mir immer in den Ohren gelegen, ich sollte es endlich reparieren lassen, aber ich - ich wollte nicht - Ich weiß nicht, warum ich mich so quergestellt habe.« Sie drückte die Zigarette aus, und Cullen zog sich auf seinen Stuhl zurück, im Bewusstsein, wenigstens einen kleinen Sieg errungen zu haben.
    »Der Fall?«, half Kincaid nach.
    »Wir vertreten einen Restaurantinhaber, einen Bangladeschi namens Ahmed Azad. Er hat ein Curryrestaurant in einer Seitenstraße der Brick Lane. Er wird beschuldigt, junge Leute ins Land zu schmuggeln und sie zu zwingen, ohne Bezahlung in seinem Haus und in seinem Restaurant zu arbeiten.«
    »Als Haussklaven?« Cullen sah überrascht drein.
    »Nun ja, was seinen Privathaushalt betrifft, wird es der Anklage schwerer fallen, Beweise beizubringen. Er hat für diese jungen Männer und Frauen gebürgt - sie würden aussagen müssen, dass er sie zwingt, ohne Bezahlung zu arbeiten, und ihnen verbietet, sich eine andere Beschäftigung zu suchen.«
    »Aber das werden sie nicht tun?«, riet Kincaid.
    Phillips verdrehte die Augen. » Angeblich hat er gedroht, seine Bürgschaft zurückzuziehen, was die Abschiebung dieser Leute zur Folge hätte. Und angeblich droht er denjenigen, die sich um eine andere Arbeit bemühen, damit, ihren Verwandten zu Hause in Sylhet etwas anzutun. Da wird natürlich niemand den Mund aufmachen.«
    »Aber jemand hat den Mund aufgemacht.«
    »Ein paar ehemalige Angestellte des Restaurants. Offenbar hegen sie einen Groll gegen ihn wegen ausstehender Lohnzahlungen. Und dann war da ein junger Mann, ein Cousin zweiten Grades, glaube ich, der dort als Tellerwäscher arbeitete. Er
war bereit zu bezeugen, dass Azad sich geweigert habe, ihn zu bezahlen, und ihm und den anderen gedroht habe. Aber wie es aussieht, ist dieser Cousin - nun ja - verschwunden, was die Position der Anklage natürlich schwächt.«
    »Klingt, als wäre der Mann ein ausgemachter Gauner«, meinte Cullen.
    »Er ist unser Mandant «, berichtigte Phillips in resigniertem Ton. »Wenn wir nur untadelige Bürger vertreten würden, könnten wir bald dichtmachen.«
    »Ein Zeuge ist verschwunden, Ms. Phillips?«, fragte Kincaid scharf. »Wann war das?«
    »Vor zwei Wochen. Wir erfuhren davon erst, als die Einwanderungsbehörde Azad befragte. Sie hatten diesen Jungen, den Cousin oder Neffen oder was auch immer, von der Öffentlichkeit abgeschirmt.«
    »Offenbar mit gutem Grund.«
    Phillips zuckte mit den Achseln. »Er ist wahrscheinlich nur zu dem Schluss gekommen, dass es sich nicht lohnte, die Ausweisung zu riskieren, nur um Azad eins auszuwischen.«
    »Und Sie denken nicht, dass die Einwanderungsbehörde ihm einen Deal angeboten hat?«
    »Zu diesen Informationen haben wir keinen Zugang«, entgegnete Phillips ein wenig steif. »Aber … Naz war nicht glücklich. Der Fall wurde ihm zu heiß, nachdem schon ein Zeuge verschwunden war. Wir hatten - Die Atmosphäre hier in der Kanzlei war in letzter Zeit ein wenig angespannt. Am Freitag …«
    Kincaid beugte sich vor und bemühte sich, sein Interesse hinter einer verständnisvollen Miene zu verbergen. »Sie hatten einen Streit?«
    »Ich würde nicht direkt von einem Streit sprechen.« Sie griff nach den Zigaretten und zog dann die Hand zurück, als gebe sie sich große Mühe, den Drang zu unterdrücken. Kincaid fragte
sich, ob ihre Kettenraucherei eine Folge von Nikotinsucht war oder vielmehr eine nervöse Angewohnheit, weil sie etwas brauchte, um ihre Hände zu beschäftigen. In Ermangelung dieses Hilfsmittels verfiel sie nun darauf, den Ring an ihrer rechten Hand zu drehen. Ihre Nägel waren kurz, die Nagelhäutchen fransig, als ob sie darauf herumkaute. »Eine Meinungsverschiedenheit, wenn überhaupt.

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