Wenn die Würfel fallen
— meinetwegen.«
»Danke, Sheriff.«
Ich verließ das Büro und traf
im Vorzimmer auf Schäfer, der auf Annabelles Schreibtisch saß und lässig die
Beine baumeln ließ. »Habe auf Sie gewartet, Leutnant.« Er grinste mich an. »Sie
schulden mir einen Drink.« Das klang wie ein guter Vorschlag.
Wir verließen das Büro und
gingen einige Häuser weiter zur nächsten Bar. Nachdem die Gläser gebracht
worden waren, blickte mich Schäfer an. »Haben Sie in Las Vegas etwas
Interessantes erfahren können?«
»Wer sagt, daß ich dort war?«
»Das süße Kindchen aus dem
tiefen Süden in Ihrem Büro«, sagte er heiter. »Ich habe Ihnen doch erzählt, daß
ich mit Frauen gut hinkomme.«
»Ja, das stimmt«, erinnerte ich
mich. »Nein, ich habe nichts irgendwie Interessantes erfahren.«
»Und wenn, würden Sie es mir
wahrscheinlich auch gar nicht verraten, so vermute ich«, sagte er. »Was ich
vorhin im Büro des Sheriffs äußerte, war nicht persönlich gemeint, verstehen
Sie, Leutnant? Ich habe eben einen Beruf, genau wie Sie den Ihren.«
»Wie Sie vorhin schon sagten,
schulde ich Ihnen einen Drink«, erinnerte ich ihn. »Deswegen brauchen Sie aber
noch keine Freundschaftsovationen zu machen.«
»Mein Boß ist Chefredakteur«,
sagte er. » Er macht die
Politik der Zeitung, verstehen Sie?«
»Klar«, sagte ich. »Hatten Sie
in Chicago auch einen Chefredakteur?«
Sein Gesicht rötete sich. »Was
wollen Sie damit sagen?«
»Ich will sagen«, sagte ich und
wählte meine Worte vorsichtig, »daß Sie, wenn die Geschichte in Chicago stimmt,
der Typ des Reporters sind, der seine Reportage ohne Rücksicht auf Verluste
zusammenbastelt, und ich traue Ihnen genausowenig wie
ich mir in einem Harem trauen würde.«
»Vielleicht haben Sie recht«,
sagte er gleichmütig. »Aber das ist doch kein Grund, weshalb wir nicht zusammenarbeiten
sollten. Sie wollen Fletcher und ich meine Story.«
»Ich möchte den Mörder«,
stellte ich richtig. »Wie kommen Sie darauf, daß es unbedingt Fletcher gewesen
sein muß?«
»Sie glauben, daß Fletcher der
Schuldige ist, Leutnant«, sagte er. »Ihr Chef möchte nicht, daß er verhaftet
wird. Klar, Sie werden das abstreiten, weil Sie für den Sheriff arbeiten, aber
ich habe da so ein Gefühl. Stimmt’s?«
»Tun Sie mir einen Gefallen,
Schäfer«, sagte ich höflich. »Beschaffen Sie sich eine Stelle als Nachtwächter
in einem Lagerhaus. Dann will ich es gern anzünden.«
Er wurde blaß im Gesicht.
»Schön, wie Sie wollen. Wenn wir es fertigbringen, einen Sheriff aus dem Amt zu
werfen, wird uns ein einfacher Polyp keine Schwierigkeiten bereiten. Und
glauben Sie nur nicht, wir könnten das nicht; die Tribune hat schon mächtigeren Leuten das Genick gebrochen!«
»Da muß ich mal zu Ihnen ins
Büro kommen und mir anhören, wie das knackt«, sagte ich. »Geschieht das immer
oder nur donnerstags?«
»Okay«, sagte er wütend. »Wenn
Sie es nicht anders haben wollen...« Er stand auf und verließ die Bar.
Ich leerte mein Glas, ließ mir
anschließend noch einen Drink bringen und ging dann zu meinem Healy, der vor
dem Büro des Sheriffs parkte. Ich fuhr nach Hause und legte gleich nach
Betreten meiner Wohnung eine Platte von Frank Sinatra auf den Plattenteller meiner
Hi-Fi-Anlage. Während ich mir ein Glas eingoß, hörte ich mir Mood Indigo an. Es war die richtige
Musik für die Stimmung, in der ich mich befand. Ich ließ mich in einen Sessel
sinken und schloß die Augen. Fünf Minuten Entspannung würden mir guttun.
Ein Geräusch riß mich aus
meinem Schlummer, ein irritierendes, anhaltendes Geräusch. Ich öffnete die
Augen und merkte, daß es die Türklingel war. Ich schaute auf meine Uhr, es war
halb sechs. Aus den fünf Minuten waren drei Stunden geworden.
Ich hievte mich aus dem Sessel
hoch, ging zur Wohnungstür und öffnete sie.
»Jetzt wird’s aber Zeit!« sagte
Gabrielle verstimmt. »Ich stehe schon seit fünf Minuten hier.«
»Gibt’s denn so was«, sagte
ich. »Ein Traum im Traum. Hat Freud je davon gehört?«
»Was babbeln Sie für dummes
Zeug?« fragte sie.
»Ich schlief gerade«, erklärte
ich. »Ich wachte auf, als ich die Türklingel hörte, öffnete die Tür und da sind
Sie. Folglich träume ich noch. Sie sind doch in Las Vegas.«
»Ich bin in Pine City«, sagte
sie. »Stehen Sie nicht da wie Pik-Sieben. Lassen Sie mich hinein!«
Ich trat folgsam zur Seite, und
sie betrat, ihren Koffer in der Hand, meine Wohnung. Im Wohnzimmer ließ sie den
Koffer zu Boden
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