Wenn die Würfel fallen
mit
dem Knie nach oben. Diesmal traf es sein Kinn.
Die Wucht des Schlages warf ihn
seitwärts auf den Boden. Seine Finger suchten einen Halt auf dem Teppich, aber
er hatte nicht mehr genügend Kraft übrig, um sich auf Hände und Knie
aufzurichten. Ich kniete neben ihm nieder, zog die Pistole aus seinem
Schulterhalfter und steckte sie in meine Tasche.
Als ich mich wieder aufrichtete,
kam Fletcher aus dem Schlafzimmer. Als er mich sah, blieb er ruckartig stehen.
»Leutnant?« Dann sah er Johnny — oder hörte ihn. Johnny heulte in den Teppich.
Es waren Tränen ohnmächtiger Wut. »Was soll das alles?« fragte Fletcher
bedächtig.
»Eines Tages wird ihn jemand
umbringen«, sagte ich. »Niemand wird ihn leiden können, selbst wenn er sich
Mühe gäbe, umgänglicher zu sein. Und wenn er dann noch diese Fratze zieht und
seine hämischen Bemerkungen macht, dann...«
»Ich weiß schon, was Sie sagen
wollen«, sagte Fletcher. »Manchmal macht er das auch bei mir. Vielleicht haben
Sie es schon bemerkt.«
»Ich habe es bemerkt«, nickte
ich.
»Er übersteht’s «,
sagte Fletcher kurz. »Wie ist es mit einem Whisky?«
»Den schlage ich nicht aus.«
Wir durchquerten das
Wohnzimmer. Fletcher beschäftigte sich damit, einzuschenken, während ich mich
auf die Couch setzte und eine Zigarette anzündete. Einige Sekunden später
vernahm ich hinter mir ein schleifendes Geräusch. Ich schaute über die Schulter
und sah Johnny, der auf Händen und Knien durch das Zimmer auf den nächsten
Sessel zukroch . Sein Gesicht war schweißbedeckt, und
er stöhnte die ganze Zeit. Aber er kroch unablässig weiter.
Im gleichen Augenblick, als
Fletcher mir das Glas reichte, hatte er es geschafft. Ich sah zu, wie sich
Johnny langsam und schmerzerfüllt an dem Sessel hochzog und dann hineinsank.
Vornübergebeugt saß er da und hielt beide Arme über dem Bauch verschränkt. In
seinen auf mich gerichteten Augen brannte ein wildes Feuer, aber er sagte
keinen Ton.
»Ich habe Ihnen noch nicht
gedankt, Leutnant«, sagte Fletcher, »für das, was Sie heute für mich getan
haben. Um ganz ehrlich zu sein, ich weiß gar nicht, wie ich es Ihnen danken
soll. Ich begreife nicht einmal, weshalb Sie das taten oder wie es Ihnen
gelang, Gabrielle zur Mitarbeit zu bewegen. Aber ich werde es nie vergessen!«
»Das ist zufällig der Grund,
weshalb ich Sie aufsuche, Howard«, sagte ich leichthin. »Ich habe mir eine
Möglichkeit überlegt, wie Sie mir danken könnten. Auf eine nette und sehr
praktische Weise.«
»Ich verstehe Sie nicht«, sagte
Fletcher. »Wovon sprechen Sie?«
Johnny Torchs Gelächter ging in einem schmerzhaften Stöhnen unter. »Sei doch nicht so blöd,
Howard!« sagte er mit brüchiger Stimme. »Ich habe es dir schon immer gesagt — sie
sind alle gleich. Polypen unterscheiden sich in ihrer Art nicht von anderen
Menschen, nur vielleicht, daß sie gar keine Menschen sind. Er will Kies,
Howard. Scheine. Er ist gekommen, um seine Belohnung einzustreichen.«
»Ich weiß zwar nicht, wie
Johnny darauf gekommen ist«, sagte ich zu Fletcher. »Aber er hat recht.«
Er starrte mich völlig erstaunt
an. »Sie! Sie wollen Geld dafür, daß ich freigelassen wurde!« Er stieß ein
kurzes Lachen aus. »Das ist wirklich komisch. Ich dachte immer, wenn es einen
ehrlichen Polypen gebe, dann seien Sie es, Wheeler. Ich dachte mir, Sie hätten
das mit meinem Alibi arrangiert, weil Sie wirklich glaubten, daß ich keines der
beiden Mädchen umgebracht hatte. Zum ersten Male in meinem Leben glaubte ich,
einen anständigen Menschen getroffen zu haben!«
»Sie brechen mir das Herz,
Howard«, spottete ich. »Aber ich kann die Zeit nicht damit verplempern, so
lange zu warten, bis es gebrochen ist. Sie können mir das Geld gleich geben.«
» Wieviel wollen Sie?« fragte er mit ausdrucksloser Stimme.
»Zwanzigtausend«, antwortete
ich. »In bar.«
Fletcher lachte. »Sind Sie
verrückt? Wo sollte ich jetzt soviel Geld herhaben?«
»Sie haben es, Howard«, sagte
ich. »Ich bin sehr verträglich. Sie haben hier irgendwo siebzigtausend Dollar
versteckt, und ich verlange bloß zwanzigtausend. Ich halte das für einen
niedrigen Preis, den Sie zahlen, um der Gaskammer zu entrinnen.«
»Sie vergeuden Ihre Zeit«,
sagte er kurz. »Ich habe keine siebzigtausend. Je länger ich über jene Nacht in
Las Vegas nachdenke, um so stärker wird meine Überzeugung, daß das Syndikat mir
diese Sache in die Schuhe schieben wollte. Sie verlangten, daß ich Las Vegas
verlasse und nie
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