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Wenn die Würfel fallen

Wenn die Würfel fallen

Titel: Wenn die Würfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mit Mühe und Not, meine Faust wenige Zentimeter vor Gabrielles
zarter, kleiner Himmelfahrtsnase abzustoppen.
    »Al!« Sie löste sich in Tränen
auf. »Du weißt es schon! Die Dummheit, die ich beging, als sie mich nach meiner
Adresse fragten! Ich bin dir nicht böse — mach schon, schlage zu!«
    »Ich hielt dich für jemand
anderes«, erklärte ich. »Bestimmt.«
    Wir gingen ins Wohnzimmer, und
Gabrielle sank auf die Couch. Während sie ihre Augen trocknete, goß ich ihr
einen Whisky ein. »Dieser Sheriff! Wie aus einem Wildwest-Fernsehfilm
entsprungen!«
    »Du hast deine Sache tadellos
gemacht!« sagte ich. »Es besteht kein Grund zur Beunruhigung.«
    »Ich kam mir so verdammt albern
vor!« sagte sie.
    »Kaum hatte ich es
ausgesprochen, da wußte ich, was ich angestellt hatte, aber es war schon zu
spät. Ich dachte, der Sheriff würde in die Luft gehen!«
    »Er ist bloß eifersüchtig«,
sagte ich. »Er wünschte sich wahrscheinlich, er säße an meiner Stelle.«
    »Ich bin ganz fertig«, sagte
sie und trank ihr Glas aus. »Die müssen mir zehntausend Fragen gestellt haben.
Es waren nicht lauter verschiedene, sondern immer die gleichen, immer und immer
wieder!«
    »Du hast deine Sache
goldrichtig gemacht«, wiederholte ich. »Warum ruhst du dich jetzt nicht ein
Weilchen aus? Ich muß etwas erledigen, und jetzt, nachdem ich weiß, daß dir
nichts passiert ist, kann ich es tun.«
    »Du gehst weg?« In ihren Augen
lag wieder dieser stahlharte Blick.
    »Eine noch unerledigte Sache,
Schatz«, erklärte ich. »Ich werde bald wieder zurückkommen.«
    »Dreht es sich um diese
Brathenne im Vorzimmer des Sheriffs?« fragte sie gepreßt. »Warum hast du mir
nie etwas von ihr erzählt?«
    »Du hast nie nach ihr gefragt«,
antwortete ich. »Warum ruhst du dich nicht ein paar Stunden aus?«
    »Nach allem, was ich heute für
dich durchgemacht habe!« sagte sie und setzte ihre tragische Maske auf. »Ich
habe leiden müssen, wurde gedemütigt — für dich! Und jetzt läßt du mich
sitzen!«
    »Ja«, sagte ich und ergriff
meinen Hut. »Also, ruh dich aus, Schatz.« Ich schloß die Tür hinter mir gerade
im richtigen Moment. Den Bruchteil einer Sekunde darauf polterte ein schwerer
Gegenstand dagegen. Es hörte sich an, als wäre es die Couch gewesen.
    Der Abend war genauso schön wie
es der Morgen gewesen war, aber in der Zwischenzeit war die Welt über Al
Wheeler zusammengebrochen, und niemand schien es bemerkt zu haben. Ich stieg in
den Healy und fuhr in Richtung des Büros von Sheriff Lavers.
    Als ich es erreichte, fuhr ich
langsam vorbei. Mir fiel auf, daß alle Lampen noch brannten. Einen halben
Häuserblock weiter parkte ich vor einer Bar. Ich bestellte und benutzte das
Telefon, während ich auf den Drink wartete. Ich wählte die Nummer des Büros.
Nachdem der Apparat am anderen Ende ein paarmal geläutet hatte, hörte ich ein
Knacken, als der Hörer abgehoben wurde.
    »Büro des Sheriffs«, meldete
sich eine rauhe Stimme.
    »Polnik?«
    »Ja — wer ruft an?«
    »Wheeler«, sagte ich.
    »Leutnant?« Es hörte sich an,
als wäre er leicht benommen. »Ich nahm an, Sie hätten die Stadt inzwischen
verlassen.«
    »Ich bin in einer Bar ein paar
Häuser weiter vom Büro«, sagte ich. »Haben Sie Zeit auf ein Bier?«
    »Klar!« sagte er. »Der Sheriff
ist nicht hier, und schließlich muß ich Ihnen ja auf Wiedersehen sagen, nicht
wahr, Leutnant?«
    »Ich bestelle schon das Bier
für Sie.«
    Zwei Minuten später betrat
Polnik die Bar. Ich hatte mich an einen Ecktisch gesetzt, und die beiden Gläser
warteten schon. Polnik schaute sich um, bis er mich bemerkte, dann kam er
herüber. Er machte große Augen. »Nett, Sie wiederzusehen, Leutnant«, sagte er,
während er seine Massen in einen Sessel zwängte. »Wohin gehen Sie? New York,
Miami — vielleicht Cuba?«
    »Wenn alles klappt, nirgendwo
hin«, sagte ich. »Und wenn nicht, dann werden mich selbst die Russen nicht
haben wollen. Ich brauche jetzt Ihre Hilfe, Polnik.«
    »Verfügen Sie über mich!« sagte
er. »Habe schon den ganzen Tag daran gedacht. Keine hübschen Puppen mehr,
nichts mehr! Wenn Sie weg sind, Leutnant, wird es mir vorkommen, als wäre ein
Stück von mir mit Ihnen gegangen. Es wird so sein, als gäbe es — als gäbe es
plötzlich kein Bier mehr!«
    »Danke«, sagte ich. »Ich kam
mir schon den ganzen Tag so vor, als steckte ich in einer Flasche.«
    »Dieser Sheriff!« sagte er mit
ehrfürchtig ergriffener Stimme. »Sie hätten ihn sehen sollen, Leutnant! Als

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