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Wenn Du Luegst

Titel: Wenn Du Luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Salter
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Gefängnisleiter recht: Er würde ganz sicher jemand Schaden zufügen, wenn er rauskam. Ich dachte eine Weile darüber nach, dann entschied ich, dass es noch eine letzte Möglichkeit gab.
    Wenn ich Jena über das Internet hatte finden können, warum sollte mir das nicht auch mit der Therapeutin gelingen, die er im Gefängnis vergewaltigt hatte? Ich ging wieder hinein und schaltete den Computer ein. Es schien so ein vielversprechender Ansatzpunkt zu sein, doch ich konnte keine aktuellen Informationen über sie finden.
Ich kannte natürlich ihren Namen, Sarah Reasons, und fand Einträge über sie, aber die waren schon mindestens zehn Jahre alt. Bis zu dem Übergriff hatte sie im Cyberspace existiert, seitdem nicht mehr.
    Ich rief den Gefängnisdirektor an, und er brachte mich in Kontakt mit ein paar ihrer Freunde, die mich aufklärten. Sie hatte ihren Namen geändert - das zerstoßene Glas arbeitete weiter - und war nach Osten gezogen, und zwar so weit von Collins weg, wie sie konnte, ohne dabei das Land zu verlassen. All das fand ich natürlich nicht sofort heraus. Zuerst musste der Direktor ihre Freunde anrufen und für mich bürgen, dann riefen ihre Freunde sie an, um die Erlaubnis einzuholen, es mir zu sagen. Sie hatte sie alle zur Geheimhaltung verpflichtet, und sie hatten sich alle daran gehalten.
    Am Ende des Vormittags kannte ich ihren neuen Namen noch immer nicht, aber ihre Freunde hatten ihr meine Nummer gegeben, und Direktor Stephens war zuversichtlich, dass sie mich anrufen würde. Ich war mir da nicht so sicher.
    Am Nachmittag wartete ich noch immer auf ihren Anruf, als ich plötzlich ein Getöse hörte, das so laut war, als ob ein Flugzeug in meinem Garten gelandet wäre. Einen Moment lang konnte ich nicht denken, aber der Lärm heulte auf und ab, und ich war mir ziemlich sicher, dass Flugzeuge ihre Motoren nicht hochjagen. Zum Glück produzieren mechanische Geräusche keine Farben oder Muster, weiß der Himmel, was ich sonst zu sehen bekommen hätte. Ich rannte nach draußen und entdeckte Betsy, die in Jeans, Tanktop und Lederjacke auf einer großen, silber-blauen Harley saß. Lily hatte fast
den ganzen Tag verschlafen, und ich wusste noch nicht einmal, dass sie wach war, bis sie hinter mir hinausgerannt kam.
    »Lieber Himmel, Betsy. Woher hast du die Harley?«, schrie ich über den Lärm hinweg.
    »Ich hab sie gekauft. Gott, diese Mütter sind teuer, aber jeden Cent wert.« Sie tätschelte liebvoll das Chassis und ließ wieder den Motor aufheulen.
    Ich war perplex. »Du hast eine Harley gekauft?«, brüllte ich, um den Motor zu übertönen. »Warum?«
    »Ich hatte Lust dazu.« Sie jagte ihn noch ein letztes Mal hoch, dann schaltete sie ihn ab. Es trat Stille ein, und in dieser Stille konnte ich meine Ohren klingeln hören.
    Sie wandte sich Lily zu. »Du musst Lily sein. Ich bin Betsy. Ich bin eine Freundin von Breeze und mit deiner Mutter aufgewachsen. Lauf und zieh dir was an, dann machen wir eine Spritztour.«
    »Betsy, ich weiß nicht, ob das …«
    »Beruhig dich, ich hab einen zweiten Helm dabei.« Lily rannte bereits nach drinnen, um sich anzuziehen.
    »Was soll’s«, sagte ich seufzend. Keine zehn Pferde hätten Lily an diesem Punkt noch von dem Motorrad fernhalten können. »Hast du schon was gegessen?«
    »Nicht seit dem Frühstück«, antwortete Betsy. »Ich nehme alles, was du hast. Geht’s dir so weit gut?«
    »Nein.«
    »Du gewöhnst dich dran.«
    Ja, so wie an Schuppenflechte, dachte ich, sprach es aber nicht aus. Wir unterhielten uns ein paar Minuten lang in gedämpftem Ton über das Zusammenleben mit Teenagern, dann kam Lily in abgeschnittenen Jeans und
einem kurzen Top, das ihren Bauchnabel freiließ, aus dem Haus gerannt. Sie musste es unter dem langärmligen Hemd getragen haben, das sie am Vortag angehabt hatte. Selbst Betsy fand das übertrieben und bat sie, sich zum Schutz etwas überzuziehen. Lily lief zurück, um ihr Hemd zu holen, und mir fiel auf, dass sie keine Probleme zu haben schien, zu tun, was Betsy ihr sagte. Als sie wieder auftauchte, fragte ich sie, was sie essen wollte, wenn sie zurückkam. Soweit ich wusste, hatte sie seit dem Vorabend nichts mehr gegessen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich esse tagsüber nicht.«
    Ich setzte zu einer Widerrede an, doch Betsy warf mir einen Blick zu und runzelte die Stirn. Sie ließ den Motor an, und dieses Mal legte ich die Hände rechtzeitig über die Ohren. Ich sah zu, wie die Harley Staub aufwirbelte, als Betsy sie wendete. Mit

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