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Wenn Du Luegst

Titel: Wenn Du Luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Salter
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wirklich ein Vorteil für mich ist, wenn Sie hier sind. Ich sage Ihnen das nicht gerne so unverblümt, Mandy, aber ich weiß nicht, ob Sie tatsächlich eine Hilfe wären.«
    »Warum nicht? Im Moment scheinen Sie das Ganze auf die leichte Schulter zu nehmen. Ihre Sicherheitsvorkehrungen sind miserabel. Dieses Mädchen - wer auch immer sie ist - ist allein da drinnen, wo jeder an sie rankommen könnte. Die Tür ist unverschlossen. Niemand behält das Haus von außen im Auge. Ich wette, Sie machen sich darüber noch nicht mal Gedanken. Ich glaube nicht, dass Sie auch nur ahnen, mit wem Sie es da zu tun haben.«

    Die Bemerkung über Lily tat weh. Ich hatte tatsächlich nicht daran gedacht, dass sie in Gefahr sein könnte. »Sie ist die Tochter einer Freundin und wohnt vorübergehend bei mir. Ich verstehe nicht, welche Gefahr ihr drohen sollte. Sie weiß überhaupt nichts.«
    »Sie könnte allzu vorübergehend hier wohnen«, erwiderte Mandy, »wenn Sie sich nicht zusammenreißen. Ich denke, sie sollte eine andere Freundin finden, bei der sie für eine Weile wohnen kann.«
    »Er hat nicht den geringsten Grund, sich für sie zu interessieren.«
    »Sie brauchen dringend einen Crashkurs in Sachen Sicherheit«, sagte sie, »oder vielleicht in Psychologie. Kennen Sie irgendeinen schnelleren Weg, an einen Erwachsenen heranzukommen, als sich sein Kind zu schnappen? Wenn ich das Mädchen für Ihre Tochter gehalten habe, warum sollte es ihm anders ergehen?«
    Ich dachte darüber nach. Sie hatte recht. Ich musste Lily zu Betsy schicken. Am besten gleich morgen. Aber Mandy hatte mich abgelenkt, und ich wollte zum Kernthema zurückkommen.
    »Sie werden möglicherweise keine Hilfe sein, weil Sie - offen gesagt - mehr daran interessiert sind, Leroy zu töten, als mich zu beschützen. Verraten Sie mir, Mandy, wenn Sie die Wahl hätten, ihn davon abzuhalten, mich anzugreifen, oder es bis zu dem Punkt kommen zu lassen, an dem Sie eine Rechtfertigung hätten, ihn umzubringen, was würden Sie tun?«
    Sie antwortete nicht. »Nun«, sagte ich. »Ich will keine Kugeln an meinen Ohren vorbeizischen hören. Selbst Scharfschützen verfehlen manchmal ihr Ziel.«
    »Ich werde es nicht verfehlen.«
    »Warum wollen die Sie nicht bei dem Fall dabeihaben?«
    »Warum sollte Sie das was angehen?«
    »Weil Sie hier sind. Weil ich einschätzen muss, ob das eine gute oder eine schlechte Sache ist. Weil, wenn Sie es mir nicht sagen, ich Pat Humphrey anrufen und ihr dieselbe Frage stellen muss. Ich denke, sie würde mir davon erzählen, wenn ich ihr sage, dass Sie hier sind.«
    Mandy rieb sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. Nach einem kurzen Moment sagte sie: »In Ordnung. Ich will nicht groß ins Detail gehen, aber ich nenne Ihnen die wichtigsten Punkte. Ich war im Kinderschutz tätig, bevor ich Polizeibeamtin wurde. Hatten Sie schon mal mit dem Kinderschutz zu tun?«
    »Leider ja. Ich habe früher Opfer therapiert.«
    »Dann wissen Sie ja, was das für ein Schlamassel ist.«
    Ich nickte.
    »Die Gesetze sind dafür gemacht, die Eltern zu beschützen, nicht die Kinder«, sagte sie verbittert. »Es ist beinahe unmöglich, ein Kind aus einem gewalttätigen Umfeld herauszuholen, und wenn es einem doch gelingt, dauert es etwa zwei Wochen, bevor die Eltern Besserung geloben und der Richter das Kind heimschickt. Sie nennen das ›Familienerhaltung‹. Ich nenne es ›Straftäterschutz‹, aber so ist nun mal das Gesetz. Die oberste Pflicht lautet, die Familie zu erhalten. Ich habe mit angesehen, wie ein Baby nach Hause geschickt wurde, das am ganzen Körper Bisswunden hatte, Himmel noch mal. Ein anderer Richter hat ein Mädchen heimgeschickt, das von seiner Familie in einem Käfig gehalten
worden war. ›Damit der Heilungsprozess einsetzen kann‹, war die Begründung des Verteidigers gewesen, und der Richter hat es ihm abgekauft. Die einzige Art, wie eine Heilung hätte einsetzen können, wäre gewesen, indem man die Eltern erschießt.«
    Ich erwiderte nichts. Was sie da sagte, war die Wahrheit und gleichzeitig einer der Gründe, warum ich nicht mehr mit Opfern arbeitete. Was die Täter den Opfern antaten, war schwer genug zu ertragen. Was das System ihnen antat, war unfassbar.
    »Ich kannte Sissy«, sagte sie. »Ich habe ihren Fall während meiner Zeit beim Kinderschutz bearbeitet, bevor ich dann zur Polizei wechselte. Sie hätte niemals in diesem Haus sein dürfen. Ihr Vater hatte schon vor ihrer Geburt mit Drogen gehandelt - er dealte von dem Haus aus, in

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