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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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zwei zusammengezählt? Nazinachkommen! – So ist es doch – Nazinachkommen, nichts weiter!«
    David erhob sich, stürzte aus dem Zimmer und diesmal fiel die Tür laut krachend ins Schloss.

39. SKY
    »Und dann?«, fragte Kendra. Rosie saß ebenfalls im Garten. Sie war in Leeks Morgenmantel gehüllt und nahm ein Fußbad. Auf dem ausnahmsweise völlig frei geräumten Wohnzimmertisch im Haus lag ihr erstes Klangschalentherapeuten-Zertifikat. Kendra und ich hatten ihr erfreut gratuliert und Rosie war sehr stolz auf sich, allerdings so geschafft, dass sie seit zwei Tagen mit heftigen Kopfschmerzen kämpfte.
    »Ich bewundere diese Frau. Sie war mutig, entschlossen und couragiert«, sagte sie jetzt gedankenverloren. Zwischen uns auf dem wackeligen Terrassentisch lagen Schokobagels, Double Chocolate Muffins und ein halb voller Teller Pfefferminz- Oreos.
    »Gegen meinen Serotoninmangel«, hatte meine Mom seufzend erklärt, als sie sich zu uns in den Garten gesellt und ihr heißes Fußbadwasser, das sie mit Buttermilch, Rosenblättern und ein paar Tropfen Aloe Vera versehen hatte, vor ihrem Stuhl drapiert hatte.
    »Was für ein Mangel?«, erkundigte sich Kendra interessiert.
    »Serotonin«, sagte Rosie matt und tauchte ihre Füße behutsam ins Heiße, Nasse.
    »Man nennt es im Volksmund auch Glückshormon«, erklärte ich und warf Kendra einen vielsagenden Blick zu. »Irgend so ein Neurotransmitter, der die Stimmung aufhellt. Ich habe mal ein Biologiereferat drüber gehalten. Serotonin stimuliert einen Teil der Großhirnrinde. – Und Schokolade …« Ich wies auf Rosies Süßigkeitenberg. »… enthält eine Menge Serotonine.«
    Kopfschüttelnd wandte ich mich ihr zu.
    »Aber warum um alles in der Welt hast du überhaupt schon wieder Serotoninmangel?«, fragte ich dabei. »Jetzt, wo du gerade diese Prüfung bestanden und dein erstes Zertifikat bekommen hast?«
    »Verdammt, das ist es!«, unterbrach Kendra mich in diesem Moment mit leuchtenden Augen. »Meine Mutter isst praktisch nie Süßigkeiten! Sie lebt stattdessen in einem geradezu hysterischen Dauerpanikzustand, eines Tages dick zu werden. Vielleicht ist das überhaupt der Grund, dass Mrs Klappergestell immer so durchgeknallt und widerwärtig und abscheulich ist. Ihr Hirn ist schlicht und einfach serotoninmäßig völlig ausgedörrt! – Mann, ab morgen werde ich sie mit Schokomuffins, Butterfingers und Hershey’s Kisses mästen! Ob sie will oder nicht.«
    Ich zeigte Kendra einen Vogel und wiederholte meine Frage an Rosie, die erschöpft mit den Fußzehen wackelte, Wasser verspritzte und Schokomuffinstückchen knabberte.
    »Frag nicht«, murmelte sie und winkte ab.
    »Okay«, sagte ich und wollte mich stattdessen gerade bei Kendra erkundigen, wie sie es denn anstellen wollte, ihre Mutter gegen ihren Willen mit Süßzeug zu füttern, als Rosie sagte: »Also gut, wenn du es unbedingt wissen willst, Dorothea und Herrmann veranstalten derzeit in Hamburg einen Riesenwirbel bei ihrer Hausbank und ihrem Hausanwalt, um Hannah Greenberg mit Wertpapieren, Spareinlagen und einem eigenen Aktienfonds zu versehen. Das muss man sich mal vorstellen. Mir haben sie in den letzten zwanzig Jahren keine hundert Dollar spendiert! Außerdem lassen sie ihren Stammbaum ergänzen und haben doch tatsächlich eine norddeutsche Familienzusammenkunft heraufbeschworen, um allen in aller Ausführlichkeit von Hannah zu berichten! Das alles haben sie mir letzte Nacht in einer Mail offenbart, in der sie außerdem noch einmal nachgehakt haben, wie es überhaupt zu dieser Verwechslung kommen konnte und ob Leek und ich nicht doch eventuell selber schuld an der Sache seien, weil unser Verstand am entsprechenden Tag zu haschischumnebelt gewesen sei, um unser eigenes Baby zu erkennen.«
    »Haben sie das wirklich so geschrieben?«, fragte ich misstrauisch.
    »So ähnlich«, murmelte Rosie düster.
    Darüber hatten wir noch eine Weile gesprochen, weil ich fand, dass es Rosie im Grunde egal sein konnte, was Hamburg sich wieder mal einfallen ließ, um sie zu provozieren, aber dann waren wir irgendwie erneut auf die Geschichte gekommen, die Hannah Greenbergs jüdische Urgroßmutter ihrer Familie – und mir – vor drei Tagen berichtet hatte.
    Ich war froh, Rosie auf diese Weise gedanklich von ihren idiotischen, egozentrischen Eltern loseisen zu können.
    »Es war das einzig Richtige, das, was sie getan hat«, sagte Rosie auch sofort und nickte nachdrücklich. »Was wäre sonst aus diesem armen Baby

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